Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
zu werden.“
Brian, der gerade dabei war, die Slushy-Maschine zu füllen und dabei eine ordentliche Sauerei veranstaltete, lachte. „Amen, Schwester.“
Missy hob eine zu dünn gezupfte Augenbraue auf eine Weise, dass Bess sich wirklich wie eine Zicke fühlte.
„Sag ihr einfach, dass du ihn gefickt hast, Missy“, sagte Brian. „Jeder andere weiß es schon, und es ist ja nicht so, dass sie nicht drauf kommen würde.“
Stück für Stück verlor ihre Welt alle Farbe. Missy lächelte schmierig. Bess hörte ein Rauschen in ihren Ohren und musste sich zwingen, wieder zu atmen.
„Das hast du nicht“, sagte sie. „Das würde er niemals tun.“
Missys Grinsen wurde noch breiter, wie eine Katze, die den Kanarienvogel gefressen hatte. „Ryan und ich haben Schluss gemacht.“
Das hätte Nick nie getan … niemals. Nicht mit Missy. Oder doch? Unbewusst drückte Bess eine Hand auf den Magen, wo sich ein plötzlicher, scharfer Schmerz eingenistet hatte.
„Geh jetzt, Missy.“ Brian trat zwischen Bess und den Tresen. „Du weißt, dass du gemein bist.“
Missy schürzte die Lippen zu einem hübschen Schmollmund, vielleicht in der Hoffnung, Bess zu einer Konfrontation herauszufordern. Vielleicht aber auch einfach nur, weil sie Missy war. „Komm schon, Brian. Bess interessiert das doch gar nicht. Ich meine, es ist ja nicht so, als ob sie wirklich zusammen gewesen wären.“
Das „wirklich“ gab für Bess schließlich den Ausschlag. Sie waren nicht „wirklich“ zusammen gewesen. Es war nur vorgetäuscht gewesen, ein Witz, ein kleiner Zeitvertreib. Lachte er vielleicht gerade jetzt über sie, wie er über die anderen gelacht hatte?
„Missy, du bist so eine Fotze“, hörte sie Brian hinter sich sagen, doch Missys empörter Aufschrei beruhigte sie auch nicht.
Die Betonstufen auf der Rückseite des Ladens waren rau, aber sonnenwarm an ihren nackten Oberschenkeln, und Bess begrüßte die Hitze, weil sie ihr vielleicht helfen konnte, mit dem Zittern aufzuhören. Sie versuchte gar nicht, ihre Tränen zurückzuhalten, da sie wusste, sie würde den Kampf gegen sie nicht gewinnen können. Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und schluchzte. Es war ihr egal, wer sie hörte oder sich über sie lustig machen würde. Ihr war alles egal.
Sie hatte kein Recht, sich betrogen zu fühlen. Vielleicht hatte sie den Betrug verdient. Vielleicht war er die Strafe für ihr Schwäche, ihre Lügen, ihre Untreue.
Vor ihrem inneren Auge sah sie wieder Missys hämisches Grinsen, und sie schluchzte erneut auf, wollte nicht glauben, dass zwei Menschen, von denen sie gedacht hatte, sie wären Freunde, absichtlich so gemein gewesen sein konnten – oder schlimmer noch, sich so wenig für sie interessierten, dass sie in der Gleichung nicht einmal eine Rolle gespielt hatte. Nur wusste sie, dass das nicht stimmte. Missy mochte schon seit einiger Zeit ein Auge auf Nick geworfen haben, aber nur weil er mit Bess anstatt mit ihr zusammen gewesen war, hatte sie ihn überhaupt so hartnäckig verfolgt. Doch warum hatte er es mit Missy getrieben?
Bess wollte es nicht wissen. Sie durfte nicht weiter darüber nachdenken, sonst würde sie anfangen, ihn zu hassen, und sie wollte ihn nicht hassen.
Die Hintertür wurde geöffnet. Eddie setzte sich leise neben sie. Bess bewegte sich nicht, behielt ihr Gesicht in den Händen vergraben, die auf ihren knochigen Knien lagen. Ihre Schultern zuckten unter einem erneuten Schluchzanfall. Ihre Tränen hatten den Saum ihrer Shorts bereits durchnässt und tropften auf die Betonstufen.
Eddie legte einen Arm um ihre Schulter.
Er erinnerte sie nicht daran, dass sie bekam, was sie verdient hatte, und er sagte auch nicht „Ich hab’s dir doch gesagt“. Er sagte ihr nicht, dass Nick ein Arschloch war und Missy eine Schlampe. Und er sorgte auch nicht dafür, dass sie sich dumm fühlte. Eddie kommentierte die gesamte Situation einfach überhaupt nicht.
Er schlang nur seinen Arm um sie und streichelte ihr Haar, während sie an seiner Schulter weinte. Und als sie so lange geweint hatte, dass sie nicht mehr konnte, reichte er ihr eine Handvoll Servietten und einen Becher Wasser mit Eiswürfeln, genau, wie sie es mochte, und ließ sie alleine auf den Betonstufen sitzen, damit sie sich sammeln konnte, bevor sie wieder an die Arbeit ging.
Was sie irgendwann auch tat.
41. KAPITEL
Jetzt
Sie hatten das Haus wieder für sich, aber die Stille war zu viel geworden. Sie saßen gemeinsam auf der Couch. Nick hatte sich in
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