Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
Nick war zu Hause, wartete auf sie. Erschrocken bemerkte sie, dass sie seit Stunden nicht an ihn gedacht hatte. Stunden, ohne sein Gesicht vor Augen zu sehen.
„Robbie und Kara können den Laden zumachen, wenn du dir darüber Sorgen machst.“ Eddie zog leicht an ihrer Hand.
„Nein.“
„Ist dir wieder komisch?“ Sein Lächeln schwand und machte einem so ernsthaft besorgten Ausdruck Platz, dass sie Schuldgefühle bekam.
„Nein, mir geht es gut. Ich bin nur ein bisschen müde.“ Bess zuckte mit den Schultern und warf dem von hier aus nicht zu sehenden, aber dennoch verführerischen Bottle and Cork einen sehnsuchtsvollen Blick zu.
Sie war seit Jahren nicht mehr weg gewesen. Um ehrlich zu sein so lange, dass sie sich nicht einmal mehr erinnern konnte, wo es gewesen war. Der Geschmack von Bier, der Geruch von Rauch und der schwere Bass von „Rump Shaker“ waren ihre letzten Erinnerungen, und die stammten von der Junggesellinnenparty für ihre Cousine Angela. Das war vor … zwölf Jahren gewesen?
„Wir können auch nach Hause gehen.“ Eddie drückte auf die automatische Entriegelung des Wagens. „Ich meine, wenn du müde bist.“
„Nein“, sagte Bess entschlossen. „Mir geht es gut. Und ich muss morgen auch nicht früh aufstehen.“
„Ha.“ Er zeigte mit dem Finger auf sie. „Musst du doch. Du musst mit dem ganzen Papierkram in den Copyshop und die Kopien rechtzeitig zur Bank bringen, Partner.“
Sie lachte. „Okay, dann muss ich halt früh aufstehen. Trotzdem ist es ja noch nicht so spät. Also, lass uns gehen.“
Eddie schloss den Wagen wieder ab und bot Bess seinen Arm an, den sie gerne nahm. Das Bottle and Cork war genauso voll, wie sie es an einem Donnerstagabend in der Hauptsaison erwartet hatte, aber es machte ihr nichts aus. Die Eröffnungsband spielte eine wilde Volksmusik auf allen möglichen Geräten vom Badezuber bis zum Holzblock. Es war nicht die Art Musik, die Bess normalerweise gefiel, aber mit einem klatschenden und pfeifenden Eddie an ihrer Seite hatte sie keine Hemmungen, ebenfalls mitzumachen.
Sie brauchte auch keinen Alkohol mehr, um sich leicht angetrunken zu fühlen. Nicht mit der Menge, die wie ein Mann schunkelte, und Eddie, dessen Arm um ihre Schultern sie davor bewahrte, angerempelt zu werden. Was für ein wunderbares Gefühl, mit jemandem zusammen zu sein, der sie zum Lachen brachte und mit dem zusammen sie Spaß hatte.
Der Aufruf zur letzten Runde überraschte sie, auch wenn sie nur ein paar Gläser Wasser getrunken hatte. Die letzte Runde war eine ziemlich ernsthafte Angelegenheit, wie sie feststellte, denn alle Leute um sie herum strömten zur Bar, um sich noch ein letztes Getränk zu holen. Die Band hatte vor einer guten Stunde aufgehört zu spielen und war durch einen DJ ersetzt worden, der eine Mischung aus Country and Western und Heavy Metal spielte.
„Wollen wir gehen, bevor es alle tun?“ Eddie musste sich nah zu ihr beugen, um sich über den dröhnenden Bass und die kreischenden Gitarren verständlich zu machen.
Bess nickte. Der Weg zum Auto dauerte länger, als sie in Erinnerung hatte, aber das lag vielleicht daran, dass sie jeden Schritt zählte und daran dachte, wie ungern sie den nächsten gehen würde.
„Das war ein fantastischer Abend“, sagte sie im Auto.
„Meine Ohren klingen immer noch“, lachte Eddie. „Aber es hat Spaß gemacht. Danke, dass du mit mir gekommen bist.“
„Danke, dass du mich gefragt hast.“
Auf dem Weg nach Hause stockte die Unterhaltung etwas. Bess wusste, dass es an ihr lag. Eddies Witze brachten sie noch immer zum Lachen, aber sie gab keine Anekdoten von sich zum Besten. Sie starrte viel aus dem Fenster, auf die Hotels, Motels und Restaurants, dann auf das lange, dunkle Stück vom Highway, der an nichts als Dünen und Gras vorbeiführte. Sie hatten gerade den großen Betonturm passiert, der im Zweiten Weltkrieg gebaut und genutzt worden war, als sie bemerkte, dass Eddie aufgehört hatte zu reden.
Als ihr sein Schweigen bewusst wurde, schien es ihr zu peinlich, etwas zu sagen. Je länger sie nicht sprachen, desto unbehaglicher fühlte sie sich, und als sie endlich in ihre Einfahrt einbogen, waren ihre Handflächen schweißnass.
Eddie stellte den Motor ab, machte aber keine Anstalten, auszusteigen und ihr die Tür zu öffnen. Er drehte sich in seinem Sitz um und berührte ihre Schulter mit einer Hand. Ihr Haar hatte sich den Abend über so oft aus ihrem Pferdeschwanz gelöst, dass sie es letztendlich
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