Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
gehört?“ Bess wischte die Theke ab und zwang Missy, zur Seite zu treten. „Das erstaunt mich.“
Missy zog an Nicks Ärmel. „Komm, Nick, lass uns gehen.“
Bess hob den Blick. Nick hatte zwar die Stirn gerunzelt, doch er folgte Missy. Die winkte mit ihrem Slushy-Becher in Richtung Bess.
„Wir sehen uns!“
Nick hob die Hand, in der er die Brezel hielt, und folgte Missy aus dem Laden. Die Glocke klingelte, als die Tür ins Schloss fiel. Bess schlug mit dem feuchten Lappen gegen den Tresen und stieß einen unterdrückten Fluch aus.
Tammy ließ eine Kaugummiblase platzen und lehnte sich neben Bess an den Tresen. „Er ist süß.“
„Das findet meine Freundin offensichtlich auch.“ Bess warf den Lappen in die Spüle und wusch sich energisch die Hände. Ohne sie abzutrocknen, zeigte sie auf die Tür. „Halt hier die Stellung. Ich geh mal nach hinten.“
Bevor Tammy protestieren konnte, war Bess in dem kleinen Raum verschwunden, in dem sie das Essen vorbereiteten und Vorräte lagerten. Eddie, der bis zu den Ellbogen in einem Karton mit Slushy-Mix-Tüten steckte, schaute auf, als sie eintrat. Sein Gesicht nahm einen tiefen roten Ton an, was die hellroten Narben seiner Pickel nur noch stärker hervortreten ließ. Normalerweise versuchte Bess, ihn nicht direkt anzuschauen, weil er dann immer rot wurde, aber im Moment war sie zu sauer, um sich darüber Gedanken zu machen.
Sie schnappte sich ihren großen Becher mit Eiswasser und saugte wütend am Strohhalm. Eddie wurde noch roter, als sie ihn anstarrte. „Was?“
„N-nichts.“ Er machte sich wieder daran, den Karton auszupacken.
Bess hatte hier hinten nicht wirklich etwas zu tun, außer im Weg zu stehen, aber sie wollte ein wenig vor sich hin schäumen. Sie wollte gegen etwas treten oder mit etwas um sich schmeißen. Am liebsten wollte sie Missy eine feuern und sie anschreien. Aber natürlich würde sie das niemals tun; sie hatte ja auch keinen Grund dazu.
Denn immerhin hatte Bess einen Freund.
Oder so ähnlich. Vielleicht auch nicht. Egal, es machte keinen Unterschied, denn Nick war nicht der Typ, der auf Mädchen wie sie stand. Er interessierte sich offensichtlich mehr für Mädchen wie Missy.
„Schlampendreck“, murmelte Bess und wünschte sich, sie würde rauchen oder so. Irgendetwas, das ihr einen Grund geben würde, vor die Hintertür zu treten und cool zu wirken, während sie vorgab, nicht wütend und verletzt zu sein wegen eines Betruges, der doch gar keiner war.
Hinter ihr kicherte Eddie. Nach einer guten Sekunde fiel Bess ein. Es klang ein bisschen wie zerbrechendes Glas und tat in ihrer Brust, direkt unter dem Herzen, weh, aber sie lachte trotzdem. Ihr Blick traf Eddies, und beim Anblick seines Grinsens musste sie noch mehr lachen, bis sie beide sich nach einiger Zeit kaum noch auf den Beinen halten konnten.
„Deine Freundin Missy … interessant“, sagte Eddie, als sich ihr Atem langsam wieder beruhigt hatte. „Nick Hamilton habe ich vorher noch nie hier im Laden gesehen.“
„Du kennst ihn?“
„Jeder kennt Nick“, erwiderte Eddie, nun wieder ganz ernst. Er schaute sie nicht an. Das Rot auf seinen Wangen, das zwischenzeitlich verschwunden war, kroch langsam wieder zurück.
„Ich nicht.“
Eddie schaute ihr in die Augen. Ein seltenes Ereignis. „V-vielleicht ist das auch ganz gut so.“
„Muss schön sein, Zeit zu haben, um herumzualbern“, unterbrach Tammy ihn und steckte den Kopf durch die Tür. „Aber ich gehe da drinnen gerade unter.“
Bess stand auf und wischte sich die Hände an ihren Shorts ab. „Ich bin gleich da.“
Tammy verdrehte die Augen. „Beeil dich. Ich habe drei Eistüten und einen Jumbobecher zu machen.“
Als Managerin der Abendschicht hätte Bess Tammy sagen können, dann solle sie sich mal besser beeilen, aber sie wusste, dass Tammy doppelt so lange wie sie selber für die gleichen Aufgaben brauchte und beruhigte sie. „Ich komme ja schon.“
Danach hatte sie kaum noch Zeit, an irgendetwas zu denken, da der Laden voll mit hungrigen, gierigen Kindern und sonnenverbrannten, übellaunigen Erwachsenen war, die alle nach Süßigkeiten verlangten. Die letzten Stunden vor Ladenschluss flogen nur so dahin, und als sie endlich abschließen konnte, hatte ihre Stimmung sich verändert. Sie warf einen Blick auf die Uhr, während sie Tammy und Eddie hinausscheuchte und die Tür hinter ihnen schloss. Dann machte sie sich auf den Weg zum Vordereingang, um auch diese Tür abzuschließen. Mit etwas Glück
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