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Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)

Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)

Titel: Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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Badezimmer verschwinden musste, um sich sauber zu machen.
    Während sie sich das Gesicht wusch, dachte sie darüber nach, was für eine tolle Familie sie hatte und wie dankbar sie war, dass sie keine Miete zahlen musste. Aber sie wünschte, es wären nicht immer so viele von ihnen hier. Sie fürchtete sich schon vor dem Tag, an dem man ihr sagen würde, dass sie ihr Zimmer mit jemandem teilen müsste, aber bisher war dieser Kelch noch an ihr vorübergegangen.
    Sie ging ins Bett, als der Rest der Familie sich in seine Zimmer zurückzog. Sogar Onkel Ben, der immer behauptete, unter Schlaflosigkeit zu leiden und nur vor dem Fernseher einschlafen zu können. Andy hatte immer noch nicht angerufen. Sie hatte ihm in den letzten zwei Wochen drei Nachrichten hinterlassen. Außerdem hatte sie ihm einen Brief und eine Postkarte geschickt. Von ihm hatte sie nichts bekommen.
    Als das Telefon dann endlich klingelte, war Bess in einem so tiefen Schlaf versunken, dass sie von heulenden Alarmsirenen träumte und ihren Wecker in dem Versuch, ihn auszustellen, vom Nachttisch fegte. Blinzelnd erhob sie sich in der Dunkelheit und fluchte unterdrückt vor sich hin, während sie versuchte, sich aus den zerknüllten Laken zu befreien. Sie erreichte das Telefon, bevor es aufhörte zu klingeln.
    „Bess?“
    „Andy, wie spät ist es?“
    „Du klingst so außer Atem.“ Andy … kicherte?
    „Und du klingst betrunken.“
    „Ne. Nenene. Nein.“ Andy schniefte ins Telefon.
    „Ich dachte, du wolltest mich früher anrufen.“ Bess wickelte sich die Schnur des Telefonhörers um ihren Finger, während sie nach draußen auf die Veranda ging und die gläserne Schiebetür so weit es ging hinter sich zuzog. Sie zitterte in der kühlen Nachtluft und wickelte sich in die Decke, die auf einem der Liegestühle lag. Sie versuchte nicht darüber nachzudenken, wie spät es wohl sein mochte.
    „Ich un’ Matty waren aus.“
    „Das höre ich.“ Bess gähnte. „Wo wart ihr?“
    „Persia.“
    „Ist das ein Club? Oder ein Mensch?“
    Stille.
    „Andy?“
    „Ich wollte sagen, wir waren im Hooligan’s. Hooligan’s, Bess. Du weißt schon, Billard und so. Ich un’ Matty.“
    Andy vögelte also ein Mädchen namens Persia. Bess versuchte zu lachen, aber es kam nur ein ersticktes Schnauben. Wer zum Teufel nennt sein Kind Persia? Und was war schlimmer, dass Andy sie betrog oder dass sein Bruder, von dem Bess gedacht hatte, er möge sie, davon wusste und ihr nichts erzählt hatte?
    „Ich habe dir Nachrichten hinterlassen. Warum hast du nicht zurückgerufen?“
    „Ich rufe dich doch gerade zurück.“
    Bess lauschte dem Summen des Meeres, das beruhigender war als das schnüffelnde Schnauben, das von Andy kam. „Es ist mitten in der Nacht.“
    „Ich konnte nicht bis morgen warten. Ich musste mit dir sprechen.“
    Sie hätte es gerne geglaubt, aber das wollte ihr nicht recht gelingen. „Du bist betrunken, Andy.“
    „Ich bin nicht betrunken“, widersprach er, was bewies, dass er es doch war.
    Sie hörte ein schlurfendes Geräusch. „Ich muss in ein paar Stunden aufstehen und zur Arbeit gehen. Ich lege jetzt auf …“
    „Nein!“
    Halb vom Stuhl aufgestanden hielt sie inne und ließ sich dann wieder zurücksinken. Sie wartete darauf, dass Andy etwas sagte, aber er sprach nicht. Bess schloss ihre Augen, ihr Hals war ganz eng, und sie fragte sich, ob er ihr nun die Wahrheit sagen würde. Ob das jetzt das Ende ihrer Beziehung wäre.
    „Ich liebe dich“, sagte Andy. „Liebst du mich auch?
    Sie könnte Ja sagen, aber da sie wusste, dass sie nicht das einzige Mädchen war, das Andy liebte, wollte ihr Mund nicht kooperieren. „Wir sprechen morgen wieder.“
    „Nicht auflegen“, bat er. „Ich muss es wissen.“
    Bess wickelte die Telefonschnur so fest um ihre Finger, dass sie ganz taub wurden. Dann löste sie die Kordel wieder auf und rieb die Hand an der Decke, um wieder Gefühl in die Finger zu bekommen. „Ja.“
    Andy lachte. Es war nicht sein übliches, herzhaftes Lachen, sondern ein glattes, schleimiges, hinterhältiges Geräusch, bei dem sich Bess der Magen umdrehte. „Wann sehen wir uns wieder?“
    „Wann kommst du her?“
    „Ah, ah, ah“, sagte Andy. „Du hast gesagt, du kommst nach Hause.“
    Was überhaupt keinen Sinn ergab und auch damals schon nicht ergeben hatte, als sie diesem Plan zugestimmt hatte. „Andy, du bist derjenige, der am Wochenende nicht arbeiten muss.“
    „Dann komm während der Woche, ist mir auch egal.“
    „Damit

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