Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
leiser zu sein, hatte er sie an den Oberarmen gepackt und erklärte aus tiefster Seele: „Es war nicht meine Schuld. Ich wollte da sein.“
„Das wusste ich nicht“, erwiderte Bess, ohne weich zu werden oder sich zu entschuldigen.
Nick ließ sie los und wanderte auf den glatt gelaufenen Holzbohlen der Veranda auf und ab. Seine Hände suchten die Taschen seiner frisch gewaschenen Jeans ab, aber fanden nicht, was sie suchten. Bess hatte ihm eine Zahnbürste, Zahnpasta und Kleidung mitgebracht, aber keine Zigaretten.
„Wie lange?“, fragte Nick mit dem Rücken zu ihr. Seine bloßen Füße blieben auf dem Holzboden stehen.
„Hab ich dir doch gesagt. Zwanzig …“
„Nein.“ Er schüttelte den Kopf, drehte sich aber immer noch nicht zu ihr um. „Wie lange hast du gewartet, bevor du ihn geheiratet hast?“
„Es hat sechs Monate gedauert, bis wir wieder zusammen waren.“ Damals war es ihr wie eine Ewigkeit vorgekommen, angefüllt mit Angst und Unruhe. Jetzt erschien es ihr nicht länger als ein Wimpernschlag.
Nick drehte sich um. Tiefe Linien hatten sich um seinen Mund eingegraben. „Und dann hast du ihn geheiratet? Weil du nicht geglaubt hast, dass ich tun würde, was ich gesagt habe? Du hast mir nicht geglaubt?“
„Hast du mir jemals wirklich Anlass gegeben, dir zu glauben, Nick? Hast du mir jemals irgendetwas gegeben?“
Er zuckte zusammen. „Werde bitte nicht gemein.“
„Du kannst mich gerne gemein nennen, wenn du magst, aber du weißt, dass es wahr ist.“ Tränen brannten in ihren Augen und rollten langsam über ihre Wangen. Sie wischte sie nicht fort. „Ich habe dich geradeheraus gefragt …“
„Ich habe es nicht so gemeint!“ Wieder erhob er seine Stimme. „Verdammt, Bess, hast du denn nicht gewusst, dass ich es nicht so gemeint hatte?“
„Ich habe gar nichts gewusst.“ Und tat es immer noch nicht. „Und ich weiß jetzt auch nichts! Das hier ist doch total verrückt, Nick. Es ist krank!“
In zwei Schritten war er bei ihr und zog sie in seine Arme. Es war das Verhalten eines Mannes, nicht eines Jungen, und auch wenn sie sich nicht daran erinnern konnte, dass er sich jemals so benommen hatte, schien es perfekt zu ihm zu passen. Er schaute ihr ins Gesicht und zog sie noch näher an sich. Wie seit der ersten Nacht seiner Rückkehr strahlte er eine Hitze aus wie eine kleine Sonne. Ihre eigene, persönliche Sonne, um die sie kreiste, wie sie es immer getan hatte.
„Ich weiß, dass ich damals ein Arschloch war, Bess. Ich weiß, dass du mich gehasst hast.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Ich habe dich niemals für ein Arschloch gehalten. Ich habe viele Sachen über dich gedacht, aber das nicht.“
Ein kleines Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Ich weiß, dass ich dich angelogen habe. Aber nicht darüber, dass ich dich finden werde. Das habe ich wirklich so gemeint. Und jetzt, das … das hier ist nicht verrückt. Warum glaubst du, bin ich zurückgekommen? Warum war ich nach all der Zeit dazu in der Lage?“
Erneut schüttelte sie den Kopf. „Ich weiß es nicht.“
„Deinetwegen.“ Er zog sie näher an sich und beugte sich vor, um mit seinen Lippen über ihre Wange und ihren Hals zu streichen. „Weil in dem Moment, wo du ans Wasser gegangen bist und mich gewollt hast, das Grau verschwand.“
Seine Hände lagen heiß auf ihrer Haut, sein Mund noch heißer. Als er mit den Händen an ihrem Körper nach oben fuhr, um ihre Brüste durch das T-Shirt zu umfassen, öffneten sich Bess’ Lippen in einem kleinen Seufzer. Ihre Nippel richteten sich auf, und ihr Herz klopfte schneller. Unter seiner Berührung schmolz sie dahin, wie sie es immer getan hatte.
Und vielleicht immer tun würde.
„Das ist verrückt“, flüsterte sie, aber es fühlte sich nicht verrückt an.
Es fühlte sich richtig an. Als wenn sie ihr ganzes Leben darauf gewartet hätte, Nicks Hände wieder auf ihrem Körper zu spüren. Als wenn sie dafür geboren worden war, in seine Berührungen zu passen. Als wenn nichts anderes jemals eine Rolle gespielt hätte oder spielen würde, außer seinem Mund, der über ihre Haut glitt, und seinen Händen, die sie hielten.
„Alles war grau, bis ich dich meinen Namen sagen hörte.“ Nick küsste ihren Hals und bog sie ein wenig nach hinten, wobei er ihr mit seinen Händen Halt gab, damit sie nicht fiel. „Ich wusste nicht, wo ich war, aber das ist jetzt auch egal, weil ich deine Stimme gehört habe und wusste, wo ich sein wollte.“
Das war poetischer als alles,
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