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Tiefer Schmerz

Tiefer Schmerz

Titel: Tiefer Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Bürstenschnitts auf dem Fernsehschirm erschien.
    »Grün?« sagte er.
    »Chlor«, sagte Kerstin Holm, die neben ihm saß. »Sie schwimmen jeden Sonntag tausend Meter. Nach einer Weile wird blondes Haar grün.«
    »Tausend Meter? Jorge?«
    »Zwanzig Bahnen. Still jetzt.«
    Waldemar Mörner räusperte sich. Das verhieß immer Gutes. Jetzt stand eine Sternstunde für Sprachpfleger bevor.
    »Geehrte Mitglieder der Presse und übrige Ehrengäste«, begann Mörner. »Da wir einsehen, daß in Zusammenhang mit der jüngst verübten rassistischen Tat an einem sehr prominenten schwedischen Wissenschaftler in der zerebralen Branche, wenn ich einmal so sagen darf, überaus hohe Forderungen nach öffentlicher Offenheit gestellt werden dürften, haben wir beschlossen, Ihren höchst berechtigten Forderungen vorzugreifen und in einen bereits anfänglichen Zustand von Offenheit einzutreten, weil wir in einer offenen Gesellschaft leben und die Mittel der Polizei beschränkt sind, weshalb wir jetzt Ihren wohlskulpturierten Fragen, Professor emeritus Leonard Sheinkman betreffend, entgegensehen.«
    Die Pressevertreter sahen einander abwartend an. Hoffentlich hatte jemand anders verstanden.
    Schließlich sagte ein mutiger junger Mann: »Wer war er?«
    Waldemar Mörner blinzelte heftig und stieß hervor: »Er war immerhin Nobelpreiskandidat.«
    Das Bild verschwand. Paul sah Kerstin aufgebracht an.
    »Es ist vielleicht nicht der richtige Moment, sich an Mörners Patzern zu weiden«, sagte sie, schaltete ab und legte die Fernbedienung auf den Tisch.
    Dem mußte er zustimmen. Er sah eine Reihe von Ziffern an einem Handgelenk vor sich und empfand ein ausgeprägtes Unbehagen. »Okay«, sagte er und zeigte auf das Blatt Papier, auf das er gerade ein Koordinatensystem in Form eines großen Pluszeichens gemalt hatte. »Vier Quadrate, vier Ereignisse. Der waagerechte Strich ist eine Grenzlinie. Über dem Strich: ›Skansen‹ und ›Skogskyrkog ården‹. Unter dem Strich: ›Slagsta‹ und ›Odenplan‹. Gibt es irgend etwas wirklich Konkretes, was das Obere mit dem Unteren verbindet?«
    »Was die beiden oberen verbindet«, sagte Kerstin, »ist das Seil. Ein Kreuzknoten an einem acht Millimeter starken rot-lila gestreiften Polypropenseil. Sonst noch etwas?«
    »Nicht direkt«, sagte Paul. »Möglicherweise, daß im Vielfraßgehege keine Fußabdrücke zu finden waren. Er kann also mit dem Kopf nach unten am Geländer gehangen und völlig umnebelt mit den Fingern in der Erde geschrieben haben; Professor Sheinkmans Hände waren ja frei. Wir müssen nachprüfen, ob so was hier bei dem Material ist, das die Techniker bei den Vielfraßen gefunden haben.«
    Er hielt einen langen, sehr steifen, millimeterdicken Metalldraht mit nadelfeiner Spitze hoch.
    Kerstin Holm nahm den Draht und betrachtete ihn.
    »Der steckte also – wo? Im Kopf?«
    »Er war in die rechte Schläfe eingeführt. Wir warten noch auf genauere Informationen von dem Gehirnchirurgen, der Qvarfordt bei der Obduktion hilft. Ich weiß nicht, ob sie schon fertig sind.«
    »Hat es irgendwas Besonderes damit auf sich, daß dieser Draht einem Hirnforscher ins Gehirn eingeführt worden ist?« fragte Kerstin und legte den Draht angeekelt zur Seite.
    »Das ist nicht ganz unwahrscheinlich«, sagte Paul. »Wir müssen auf jeden Fall die Angehörigen aufsuchen. Was wäre zum Beispiel mit Rache für eine alte Fehlbehandlung? Unter der Schädeldecke vergessenes Skalpell?«
    Die Tür flog auf. Jorge Chavez stürzte herein, warf sich auf die Fernbedienung und schaltete den Fernseher an. Er setzte sich mitten auf Hjelms Koordinatensystem und verknitterte es. »Guckt mal«, sagte er atemlos.
    Das Gesicht seiner Frau füllte den Bildschirm. Ihr gesträubtes Stoppelhaar hatte unbestreitbar einen Stich ins Grüne.
    »Ich verstehe, was Sie meinen«, sagte Sara Svenhagen zur Öffentlichkeit, »doch zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben wir keinerlei Veranlassung für die Vermutung, daß der Kentuckymörder wieder zugeschlagen haben könnte.«
    »Was weiß sie denn vom Kentuckymörder?« fragte Paul Hjelm finster.
    »Alles, was ich weiß«, sagte Chavez. »Still jetzt.«
    »Wir wissen nicht einmal, ob es sich um eine Tat mit rassistischem Hintergrund handelt«, fuhr Sara fort. »Es ist zu früh für Spekulationen.«
    »Obwohl es sich allem Anschein nach um eine rassistisch motivierte Tat handelt«, fiel Waldemar Mörner ihr ins Wort.
    »Wir haben bereits eine Verdachtsperson gefaßt.«
    In der rechten Ecke kam

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