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Tiefes Land

Tiefes Land

Titel: Tiefes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Steenbergen
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es ihn nicht, dass auch die Mitbewohnerin spurlos verschwunden war. Jede Kommode, jeder Schrank war durchwühlt und ausgeräumt. Kleidung, Erinnerungsstücke, sogar Schmuck, alles lag chaotisch verteilt auf dem Boden. Nicht jedoch, ohne vorab einer sorgfältigen Untersuchung unterzogen worden zu sein.
    Da hatte jemand jede Menge Zeit gehabt. Jemand, der genau wusste, dass er eine lange Weile ungestört sein würde. Jemand wie Yuri Sneek.
    Was Willem daran absolut verblüfft hatte, war die Tatsache, dass der Söldner mit einer Kugel im Kopf vor einem der leer geräumten Bücherregale gelegen hatte. Sein Mörder hatte ihn hinterrücks erschossen. Es gab jedenfalls keinen Zweifel, dass es sich bei dem Toten wahrhaftig um den Söldner handelte. Im Nacken prangte eine frische Tätowierung: die einer Carcó, einer großen Meeresschnecke. Sneek war jetzt also wirklich tot. Die Meldung über seinen Tod im Nahen Osten entsprach offensichtlich nicht den Tatsachen. Ob es eine geschickt eingefädelte Täuschung war, um den Söldner weitere Aufträge zu ermöglichen? Mit neuer Identität? Wer wusste das heute noch zu sagen. Sneek jedenfalls nicht mehr.
    Die Hauswirtin, welche die jungen Mieterinnen als still und zuverlässig beschrieb, hatte nichts von den Vorfällen in der Wohnung mitbekommen. Es sei wie immer ruhig gewesen, beteuerte sie sichtlich mitgenommen, was man wohl der Tatsache schulden musste, dass sich die alte Dame bereits zu Anfang der Befragung als schwerhörig herausgestellt hatte.
    Blieben drei Fragen: Wer hatte Sneek getötet und was hatte dieser in der Wohnung der Studentin gesucht?
    Und wo war die Mitbewohnerin von Mieke Tervoren? Die Hauswirtin war sich sicher gewesen, dass Dina Krapp weder im Urlaub, noch nach Hause zu ihren Eltern gefahren war. Vermisst hatte die alte Dame sie trotzdem seit ein paar Tagen. Es würde womöglich nicht leicht werden, das Mädchen aufzutreiben, aber Angemer hatte versprochen, sich umgehend um die Angelegenheit zu kümmern. Selbst wenn er dafür in das 140 Kilometer entfernte Leeuwarden fahren musste, wo ihr Elternhaus stand.
    Noch ein Problem bereitete dem Agenten Kopfzerbrechen. Welchen logischen Zusammenhang gab es zwischen dem Raub der Giftproben, dem grausamen Ende von Mieke Tervoren und dem Mord an Sneek?
    Tessa, die nur wenige Minuten früher in der Zentrale eingetroffen war, begrüßte ihn mit einer Frage, die ihr bereits seit ihrem letzten Telefonat am Abend durch den Kopf ging. Willem hatte die junge Agentin am Nachmittag zurück auf die Suche nach Sneek geschickt, um sie von dem Schock in der leerstehenden Wohnung abzulenken, nicht ahnend, dass er den Söldner noch vor seiner Kollegin finden sollte.
    »Ist es denn überhaupt sicher, dass wir von einem einzigen Fall ausgehen können und nicht von unbeabsichtigten parallelen Ereignissen?«
    »Zeitlich liegt alles viel zu nah beieinander, um nur Zufall zu sein. Nein, es gibt irgendeine Verbindung. Wenn wir die finden, haben wir auch den Täter. Zumindest annähernd. Was haben Sie noch über Sneek herausgefunden?«
    »Er pflegte eine ausgeprägte sadistische Ader. In Jugoslawien hat er sich mit seinen Foltermethoden und seiner Vorliebe für junge Frauen einen recht zweifelhaften Ruf erarbeitet. Selbst unter Söldnern.«
    »Das passt. Damit käme er als Mörder von Mieke Tervoren durchaus in Frage. Sieht so aus, als hätte der Mistkerl das Geschäftliche mit dem Angenehmen verbunden. Allerdings fand das wohl jemand nicht besonders amüsant«, überlegte Willem. »Wenn wir die alte Hauswirtin ausschließen, die wegen der Ruhestörung, die Sneek veranstaltet haben muss, zu etwas drastischen Mitteln gegriffen hat, oder die vermutlich verängstigte Mitbewohnerin von Mieke Tervoren, dann kommt eigentlich nur Sneeks Auftraggeber als Täter in Frage.«
    »In nicht einmal vierundzwanzig Stunden soll ein gewaltiges Attentat stattfinden und der Drahtzieher im Hintergrund verzichtet auf einen seiner Männer? Das erscheint mir nicht logisch.«
    »Entweder wurde an Sneek ein Exempel statuiert, um die übrigen bei der Stange zu halten oder der Big Boss hat Sneek genau an die Stelle manövriert, an der er ihn brauchte.«
    »Wie meinen Sie das denn?«
    Doch Willem antwortete nicht auf Tessas Frage.
    Stattdessen schnappte er sich mit einem kurz angebundenen muss nochmal los seine Jacke und verließ umgehend das Hotelzimmer. Ihm war etwas eingefallen, was er unbedingt überprüfen musste.
    Tessa zögerte. Sie war verärgert über den

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