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Tiefes Land

Tiefes Land

Titel: Tiefes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Steenbergen
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Zeitgenosse.«
    Willem runzelte bei den Worten Roeks irritiert die Stirn. «Sie schieben selbst Wache? Ich bin davon ausgegangen, dass Sie jemanden damit beauftragen würden. Bestimmt haben Sie in Ihrer Abteilung das ein oder andere zu tun, das wichtiger ist als das hier.«
    Roek lachte verschmitzt auf, während er das Magazin zusammenfaltete und neben den Stuhl legte.
    »Ich habe es mir zu eigen gemacht, die gleichen Aufgaben zu übernehmen wie meine Leute. Soweit es sich denn einrichten lässt. Das stärkt den Zusammenhalt. Sollten Sie auch mal probieren. Außerdem konnte ich heute Nacht niemanden für den Job abziehen.«
    »Wie Sie meinen. Ist er wach?«
    »De Hag? Der ist schon seit gestern Nachmittag weggetreten. Die Ärzte haben ihm einen ordentlichen Cocktail verpasst, vermutlich. Ich habe vorhin mal reingesehen, kurz nach der ersten Visite, schien aber alles in Ordnung zu sein. Gehen Sie ruhig rein. Um sieben gibt’s Frühstück, da wird er sowieso geweckt.«
    »Vielen Dank für die Info. Und viel Spaß noch.«
    Willem nickte Tessa auffordernd zu und klopfte dann leise an die Tür, bevor in das Zimmer trat. Tessa folgte ihm, während Roek seine Lektüre wieder aufnahm.
    De Hag öffnete müde die Augen, als sie an das Bett herantraten. Ohne zu fragen, nahm Willem auf einem der Besucherstühle Platz und ruckte nahe an die Bettkante heran. Tessa lehnte sich auf der anderen Seite des Zimmers gegen das Fensterbrett.
    »Wie geht es ihnen heute Morgen?«
    »Komisch. Das Gleiche hat mich der Arzt vorhin auch gefragt.« De Hags Lächeln wirkte ein wenig gequält, aber freundlich. »Es fühlt sich an, als ob ich von einem übellaunigen Preisboxer Prügel bezogen hätte. Über volle zwölf Runden.«
    »Das klingt wirklich nicht sehr erstrebenswert. Ich habe Ihnen etwas mitgebracht. Lucky Strikes, wie versprochen.« Willem drückte dem Mann eine Schachtel Zigaretten in die Hand. Dann deutete er auf seine Kollegin.
    »Darf ich ihnen Tessa Boyens vorstellen?«
    »Sehr gerne. Ich bin überrascht, dass beim AIVD solch hübsche Agentinnen beschäftigt sind. Bitte verzeihen Sie mir meinen momentan legeren Aufzug. Im Krankenhaus scheint ordentliche Kleidung nicht besonders gefragt zu sein. Diese Kittel, in denen sie einen stecken, sind wirklich abscheulich. Ach ja, danke für die Zigaretten. Die Krankenschwester hat sich tatsächlich geweigert, mir welche zu bringen«, fügte de Hag hinzu.
    »Gern geschehen. Könnten sie sich bitte einmal dieses Foto ansehen?« Tessa zog ein Bild aus ihrer Jackentasche und hielt es de Hag hin. »Kennen sie diesen Mann?«
    »Nie gesehen. Wer soll das ein?«
    »Das ist Yuri Sneek, ein ehemaliger Söldner. Wir haben Grund zur Annahme, dass er an ihrer Entführung beteiligt war.«
    »Eine fürchterliche Vorstellung. Ich muss zugeben, manchmal ist es doch viel angenehmer, wenn man sich nicht mehr an jede Einzelheit erinnern kann.«
    »Wo wir gerade dabei sind«, schaltete sich Willem ein. »Ist ihnen zu ihrer Entführung noch etwas eingefallen?«
    »Das ist es tatsächlich. In der Nacht bin ich schweißgebadet und mit rasendem Herzschlag aufgewacht. Diese Bilder waren plötzlich in meinem Kopf, verstehen Sie?
    Es ist alles ein wenig verschwommen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es vier Männer waren, die mich entführt haben. Nur eine Personenbeschreibung, die kann ich ihnen nicht liefern.«
    Willem warf Tessa einen bedeutsamen Blick zu. »Denken sie nach. Was wissen sie noch?«
    »Zwei der Männer redeten recht seltsam. Irgendeinen Dialekt, den ich nicht verstehen konnte.«
    »War es vielleicht eine slawische Sprache?«
    »Nein, ganz bestimmt nicht. Es klang ein wenig nach Spanisch oder Portugiesisch, vermischt mit niederländischen Brocken. Ich spreche kein Spanisch, also habe ich kaum etwas verstanden, das einen Sinn für mich gemacht hätte.«
    »Worüber haben sich die anderen unterhalten?«
    »Keine Ahnung. Ich weiß nur noch, dass einer der Vier den Ton angegeben hat. Muss der Anführer gewesen sein. Ach ja und Beautiful Island.«
    »Beautiful Island?«
    »Fragen Sie mich gar nicht erst. Ich habe keinen Schimmer, was das sein soll.«
    Tessa legte beruhigend ihre Hand auf seinen Arm und lächelte sanft. Sie macht ihre Sache ziemlich gut, fand Willem. Dafür, dass dieses Team bislang überhaupt keine Zeit gehabt hatte, um sich so richtig einzuspielen.
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Wir werden das schon herausbekommen. Fühlen Sie sich fit genug, um sich noch ein Foto

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