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Tiefes Land

Tiefes Land

Titel: Tiefes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Steenbergen
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    Als Tessa in den Clubraum zurückkehrte, führte Angemer gerade die Sanitäter zu dem schwerverletzten Verbrecher. Anschließend kam er zu ihr herüber.
    »Hat er ihn erwischt?«
    »Er verfolgt ihn. Natürlich im Alleingang, dieser Held.«
    Angemer legte bei Tessas sarkastischem Tonfall den Kopf ein wenig zur Seite, beinahe, als ob er über die Reaktion der Agentin verwundert wäre. Dann winkte er ab.
    »Machen Sie sich nichts draus. Van den Dragt ist im Grunde nicht übel, schätze ich. Ein bisschen zu ungestüm vielleicht für den Job. Wie auch immer. Kommen Sie, wir haben genug zu tun. Schließlich müssen wir noch herausfinden, was hier vor sich gegangen ist.«
    Gemeinsam machten sie sich an die Untersuchung der Erschossenen. Während Angemer die Kleidung der Männer untersuchte, schoss Tessa Boyens Fotos von den Gesichtern, um im Einsatzwagen die Identität der Angreifer zu ermitteln. Kurze Zeit später kam sie mit dem Ergebnis zurück.
    »Der größere der beiden heißt Maurice Kralen, der kleine mit dem narbigen Gesicht Yaques Goto. Sie stammen von Bonaire, einer Insel der Niederländischen Antillen, auf der unter anderem Papiamentu gesprochen wird. Das wäre demzufolge der Dialekt, den de Hag gehört hat. Auf ihr Konto gehen ein paar Einbrüche, Gewaltdelikte und dergleichen. Nichts Großes, aber als Handlanger passen sie hervorragend ins Team von Yuri Sneek. Damit hätten wir drei der vier Täter aus dem Überfall bei Tifor Pharmaceuticals. Bleibt noch einer überzählig.«
    »Das müsste also der Killer sein«, schlussfolgerte Angemer. »Wer immer das auch ist. Ich hatte im Übrigen weniger Glück. Die Taschen der Kerle sind leer. Was ja eigentlich zu erwarten war. Das Einzige, was dieser Goto bei sich hatte, war dieser Zettel.« Er reichte ihn der Agentin.
    »Ein Fahrschein der Amsterdamer Rederij Velendam. Die veranstalten für die Touristen Grachtentouren. Machen Attentäter jetzt Sightseeing, bevor sie irgendetwas in die Luft sprengen? Was für kranke Schweine das sind.«
    »Das können Sie laut sagen. Am besten teilen wir uns auf«, schlug Angemer der Agentin vor. »Die Zeit läuft uns nämlich langsam davon.«
    »In Ordnung. Ich fahre mit der Ambulanz mit und bin vor Ort, sollte dieser Maurice Kralen noch einmal die Augen aufmachen. Sie werden der Rederij einen Besuch abstatten. Und dann müssen wir irgendwie herausbekommen, wie die beiden Insulaner nach Amsterdam gekommen sind. Vielleicht wissen wir anschließend mehr.«
    »Wollen wir hoffen, dass Van den Dragt den Killer schnappen kann. Wenn nicht ...« Angemer ließ den Satz unvollendet in der Luft stehen.

20:05 Uhr, 5. Mai, Golden Palace, Amsterdam
    Tessa Boyens lief in der Einsatzzentrale im Golden Palace unruhig auf und ab. Van den Dragt hatte sich seit seinem Aufbruch aus dem Club nicht mehr bei ihr gemeldet und war auch nicht an sein Mobiltelefon gegangen. Sie konnte nicht mehr zählen, wie oft sie schon versucht hatte, ihn zu erreichen. Schließlich hatte sie sich in ihrer Verzweiflung an Aloster, den Chef der AIVD-Zentrale, gewandt. Der hatte ihr jedoch ebenfalls keine Hoffnung machen können. Ohne einen konkreten Anhaltspunkt für den genauen Ort des Anschlags war es aussichtslos, irgendetwas zu unternehmen, um das Massaker an tausenden von Menschen zu verhindern. Dazu gab es einfach zu viele Veranstaltungen in Amsterdam. Und den Tag der Freiheit absagen, auch im Angesicht des Terrors - undenkbar.
    Zudem hatte Maurice Kralen, einer der Killer aus der Bar Beautiful Island, es nicht geschafft. Auf dem Weg zum Krankenhaus war der Mann verstorben, ohne wenigstens kurz das Bewusstsein zurück erlangt zu haben. Die schweren Verletzungen samt der hohen Dosis LSD, die er und sein Kumpane vor der Schießerei eingeworfen hatten, ließen die Bemühungen um eine Lebenserhaltung wie eine Farce wirken. Wieder ein wichtiger Informant, der seine Informationen nicht mehr preisgeben würde. Sie wusste nicht einmal, wann oder wie die beiden Männer von Bonaire nach Amsterdam gekommen waren. Der Zeitpunkt der Einreise hatte sich einfach nicht rekonstruieren lassen. Die Männer hielten sich womöglich schon seit Monaten in der Stadt auf, mit gefälschten Papieren, unauffällig und unsichtbar für die Polizei. Als das Telefon endlich klingelte, konnte Tessa sich nicht mehr zurückhalten.
    »Van den Dragt, wo stecken Sie, verdammt? In einer knappen Stunde bricht irgendwo in Amsterdam ein totales Inferno aus und wir haben immer noch keinen Anhaltspunkt,

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