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Tiefes Land

Tiefes Land

Titel: Tiefes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Steenbergen
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wahnsinnig.«
    »Halten Sie die Augen offen. Viel Zeit bleibt dem Attentäter ja nicht mehr.«
    »Klar. Oder uns. Ich melde mich nochmal.«
    Tessa Boyens atmete einmal tief durch. Du musst die Nerven bewahren, dachte sie. Wenn du jetzt durchdrehst, hat der Killer bereits gewonnen. Sie ließ den Blick ein weiteres Mal über die Menschenmenge wandern. Sie stockte, als sie kurz ein Gesicht aufblitzen sah, das sie zu kennen glaubte und das kaum eine Sekunde später hinter einer Gruppe Konzertbesucher verschwand. Sie eilte ein paar Meter in die Richtung, in der sie den Mann gesehen hatte, und hielt kopfschüttelnd wieder an. Als ihr jemand unvermittelt von hinten auf die Schulter tippte, kreiselte sie erschrocken herum.
    »Was zum ...?«
    »Das ist ja eine schöne Überraschung. Haben Sie Ihren Übeltäter gefasst und genießen jetzt ein wenig klassische Musik?«
    Vor ihr stand Peer de Hag, noch etwas blass um die Nase, aber aufrecht. Sie hatte sich also doch nicht getäuscht.
    Er trug einen unauffälligen grauen Anzug und ein weißes Hemd ohne Krawatte. Seinen Kopf zierte ein ebenso grauer Hut mit dunklem Ripsband, der einen frischen Verband verdecken sollte. Eine Sonnenbrille verbarg seine Augen.
    »Mijnher de Hag, Sie sind aus dem Krankenhaus entlassen worden? Agent Roek hat mir gar nicht Bescheid gegeben, dass es Ihnen besser geht.«
    »Manchmal kann man über Mutter Natur einfach nur staunen, nicht wahr? Man könnte es beinahe eine Wunderheilung nennen.« De Hag lächelte einnehmend und zog eine Schachtel Lucky Strike Zigaretten aus der Tasche. »Und dann habe ich auch noch das unverschämte Glück, eine hübsche Agentin auf einem musikalischen Ereignis der besonders unvergesslichen Art zu treffen. Wenn das kein Zufall ist. Möchten Sie eine?« Als sie dankend ablehnte, steckte er sich selbst eine Zigarette an.
    »Sie sollten nicht hier sein. Falls mein Kollege recht behält, findet an diesem Ort in wenigen Minuten ein Anschlag statt.«
    »Habe ich mich also doch nicht geirrt. Ich hatte schon gedacht, ich bilde es mir womöglich nur ein.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich habe mich erinnert. Im Krankenhaus. Nur ein paar Bruchstücke natürlich und äußerst unzusammenhängend. Aber ich war mir sicher, dass es irgendetwas mit einer großen Bühne im Freien und mit jeder Menge Wasser tun hatte. Da blieben dann ja nicht so viele an Möglichkeiten.«
    »Warum haben Sie mich denn nicht direkt angerufen?«
    »Ich wollte mich erst vergewissern, dass ich nicht völlig neben der Spur laufe, seit man versucht hat, mir den Schädel einzuschlagen.« Er grinste sarkastisch. »Ich bin überaus erleichtert darüber, dass ich offensichtlich nicht mit Folgeschäden rechnen muss. Das ist heutzutage schon eine Menge wert. Ich ...«
    De Hag taumelte kraftlos, fasste sich an den Kopf, während er wie mit eingefrorenen Augen an Tessa vorbeistarrte. Sein Gesicht nahm eine ungesunde Blässe an.
    »Was haben Sie? Geht es Ihnen nicht gut?«
    De Hag deutete mit zittriger Hand hinter die Agentin.
    »Der Mann ... da! Der mit dem blauen Overall und der Schirmmütze ...«
    Tessa drehte sich blitzschnell um und sah den Beschriebenen gerade noch bei den technischen Aufbauten der Bühne verschwinden. Ein Techniker. Er trug die gleiche Kleidung wie die übrigen seiner vermeintlichen Kollegen und bewegte sich ebenso geschäftig. Absolut unauffällig.
    »Was ist mit ihm?«
    »Das ist er ... einer meiner Entführer!«
    Tessa schaltete sofort und griff nach dem Funkgerät, um Angemer zu benachrichtigen. De Hag hielt sie auf.
    »Dafür bleibt keine Zeit. Wir müssen hinterher. Jetzt!«
    Gemeinsam hasteten sie zum hinteren Bühnenbereich, vorbei an mannshohen Boxen und jeder Menge anderen Equipments, doch der Techniker war nirgends zu sehen. Er musste weiter gegangen sein oder verbarg sich irgendwo vor ihren Augen. Überhaupt schien dieser Bereich mit einem Mal wie ausgestorben. Nicht einmal einer der Organisatoren, die sonst überall herumliefen, wo man sie nicht brauchen konnte, ließ sich blicken. Wo war der Killer nur abgeblieben? Suchend drehte sich Tessa im Kreis. Blitzschnell nahm sie jeden Weg, jede Chance zur Flucht unter die Lupe. Kein Techniker, kein Killer. Nichts. Ihr Puls raste. Es gab einfach zu viele Möglichkeiten. Nicht auszudenken, wenn sie den Attentäter tatsächlich verloren hatten.
    »De Hag, haben Sie gesehen, wohin er verschwunden ist?«
    »Leider nein.«
    De Hag lehnte sich schwer atmend an ein Gerüst aus Metallstangen, an denen in

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