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Tiefes Land

Tiefes Land

Titel: Tiefes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Steenbergen
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wo das sein wird. Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind, mich hier so hängen zu lassen? Ein verfluchter Superheld?«
    »Ich weiß, wo es passieren soll.«
    »Was? Wo? Jetzt reden Sie endlich?«
    »Heute Abend findet gegenüber dem Theater Carre´ ein klassisches Konzert statt. Mitten auf der Amstel und auf einem schwimmenden Podium. Viele tausend Menschen werden sich die Musikaufführung in unmittelbarer Nähe entlang des Ufers oder auf Booten anhören. Dort wird es sich abspielen.«
    »Wir müssen die Veranstaltung absagen. Sofort.«
    »Vergessen Sie das, das habe ich schon versucht. Ohne Erfolg. Hören Sie mir lieber zu. Fahren Sie umgehend dorthin. Und verständigen Sie auch Angemer. Wir treffen uns da. Um 21.00 Uhr wird das Konzert traditionell mit dem Lied »In Vrijheid« eröffnet. Königin Beatrix wird für diesen Anlass ebenfalls anwesend sein. Welches andere Ereignis als dieses würde sich besser dafür eignen, einen nachhaltigen und tödlichen Appell an die niederländische Regierung zu richten? Was fehlt, ist nur noch der Dirigent.«
    »Was denn für einen Appell? Und welcher Dirigent? Verdammt, Van den Dragt, jetzt machen Sie doch endlich den Mund auf!«
    »Nun, die Forderung nach Unabhängigkeit der Insel Bonaire von der niederländischen Krone. So wie es Curaçao und Sint-Maarten bereits sind. Was wohl sonst? Den Rest erkläre ich Ihnen später.«
    Damit hatte Willem die Verbindung unterbrochen.

20:50 Uhr, 5. Mai, gegenüber Theater Carré, Amsterdam
    Tessa Boyens sah mit angespannter Miene auf das alte Gebäude auf der anderen Seite der Amstel.
    Angemer hatte eine notdürftige Kommandozentrale im dritten Stockwerk des Theater Carré einrichten lassen, mit Blick auf das schwimmende Podium und die unzähligen Boote, die sich anlässlich des Konzerts auf dem Wasser versammelt hatten. Das alte, weiße Gebäude mit seinem prunkvollen, Neorenaissancen Baustil wirkte beinahe zu erhaben, um seine Räumlichkeiten für einen derartigen Einsatz herzugeben.
    In der Kürze der Zeit, die ihnen seit dem Anruf Van den Dragts geblieben war, war es ihnen gerade einmal möglich gewesen, zusätzliche Polizisten an den wichtigsten, strategischen Punkten zu positionieren. Dazu hatten sie die Zugangskontrolle zu dem Podium und der dahinter aufgebauten Technik verstärkt. Hier hatte Tessa ihren Beobachtungsposten gewählt, so dass sie und Angemer beide Ufer im Auge behalten konnten. Von Willem van den Dragt fehlte immer noch jede Spur. Auch angerufen hatte er nicht mehr.
    Nervös leckte sich Tessa über die Lippen. In zehn Minuten begann das Konzert und in Kürze würde Königin Beatrix eintreffen und von Sicherheitsbeamten an ihren Platz geführt und bewacht werden. Das war das einzige Zugeständnis gewesen, dass die Monarchin auf das Drängen Alosters, dem Vorgesetzten Tessas, gemacht hatte. Ihre Anwesenheit am Tag der Freiheit war einfach zu wichtig.
    Trotzdem ließ es sich nicht leugnen, dass es nahezu unmöglich sein würde, den Attentäter in diesem Trubel ausfindig zu machen. Und genau das machte Tessa die größten Sorgen. Boote jeglicher Größe und Machart trieben auf der Amstel und weitere stießen immer noch dazu. An allen Seiten liefen Menschen am Flussufer entlang, um die bestmögliche Sicht auf das Konzert zu bekommen, während das Orchester ein letztes Mal seine Instrumente einstimmte. Ein einziges, heilloses Durcheinander. Tessa beschlich ein unruhiges Gefühl, als sie auf die Uhr schaute.
    Hektisch beobachtete sie die Menschenmenge, die sich nicht nur auf der gegenüberliegenden Seite, sondern auch neben den Bühnenaufbauten angesammelt hatte. So viele Leute, die keinen Platz mit Blick auf die Bühne ergattert hatten, aber das Konzert wenigstens mit den Ohren verfolgen wollten. Der reinste Ameisenhaufen. Sie drückte die Taste ihres Funkgeräts und kontaktierte Angemer in der Zentrale.
    »Haben Sie etwas von Van den Dragt gehört? Die Zeit wird langsam knapp. Ich habe keine Ahnung, was wir noch tun können. Wir sitzen hier wie auf heißen Kohlen, während sich der feine Herr in aller Seelenruhe irgendwo herumtreibt.«
    Ein Rauschen erklang aus dem Lautsprecher des Funkgeräts, dann antwortete der Kommissar.
    »Nein, bei mir hat er sich nicht gemeldet. Ich nehme an, Ihnen ist da unten bislang auch nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Von hier oben sieht alles ruhig und gesittet aus.«
    »Nichts. Nicht mal ein randalierender Betrunkener. Einfach überhaupt nichts, verdammt. Diese Warterei macht mich echt

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