Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)
gebe es ihm.« Er lächelte sie an.
»Muito obrigado, Senhor Tomi. Acredita-me, o Senhor Tiny é um pouco maluco [5] , comprehende? Verstehen, Senhor Tomi?«
Jung konnte sich vage zusammenreimen, was sie meinte. Er schwieg und lachte sie an.
»Eu nao sei [6] «, fuhr sie fort, »os papeis saon importantes ou para lizo [7] , comprehende?«
Jung verstand sie nicht. Er glaubte nur zu wissen, dass sie Schwierigkeiten hatte, ihren Fund Tiny zurückzugeben. Er versicherte ihr noch einmal: »Kein Problem, Senhora. Ich mache das. Trinken Sie noch einen Schluck Wein. Er ist extremamente bom, comprehende?« Jung verhaspelte sich bei dem Versuch, sie nachzuahmen, und lachte sie um Verzeihung bittend an.
»Sim, sim, o vinho é muito bom, e verdade, Senhor Tomi.« Maria lachte ebenfalls. Ihr Blick war voll Dankbarkeit und Erleichterung. Sie trank einen kräftigen Schluck aus ihrem Glas und schloss für einen Moment entzückt die Augen. Als sie sie wieder öffnete, fiel ihr Blick auf die BILD-Zeitung, die noch immer auf dem Küchentisch lag. Sie nahm sie, sah Jung fragend an und machte eine Bewegung, als wolle sie die Zeitung in den Mülleimer befördern.
»Ja, ja, schmeißen Sie sie nur weg. Steht sowieso nichts Vernünftiges drin«, ermutigte sie Jung.
»Todos os engleses saon idiotas [8] , Senhor Tomi«, bemerkte Maria verächtlich, als sie einen flüchtigen Blick auf die Schlagzeilen warf. Dann warf sie die Zeitung in den Müll.
»Warum, Maria?«, lachte Jung, der sie sehr gut verstanden zu haben glaubte.
»Uma crianca nao fica sozinho em casa, nunca [9] , Senhor Tomi, nunca«, erwiderte sie erregt. »Porque a pequena filia nao e con sua pais? Como pode ser? Isso acontece so em Englaterra nunca em Portugal, e absolutamente certo [10] , Senhor Tomi.« Sie lehnte sich entrüstet zurück. Jung hatte nur verstanden, dass Engländer taten, was Portugiesen nie tun würden. Er lächelte verständnisvoll und hob sein Glas, um auf die Portugiesen anzustoßen.
Sie hob ebenfalls ihr Glas und sah dabei auf ihre Armbanduhr. Die Uhr sah aus, als stammte sie aus Zeiten vor dem letzten Weltkrieg. Hastig sagte sie: »Entao, é tarde. Minha filia espera-me. Desculpe, Senhor Tomi. Entschuldigung, ich gehen. Danke para o vinho excelente.« Sie erhob sich.
»Wie kommen Sie nach Hause?«
»Minha filia espera no guarana. Ela tem um carro. Tochter ist im Club. Sie hat Auto, verstehen?«
»Ah ja. Warum kommt sie nicht hier ins Haus und holt Sie ab?«
»E meliora, Senhor Tomi«, erwiderte sie streng.
»Ich würde Ihre Tochter gern kennenlernen. Das nächste Mal holt sie Sie hier ab, em casa, okay?«
»Esta bem, Senhor Tomi. A proxima vez sera seixta-feira, Freitag.« Sie sah ihn freundlich an und verabschiedete sich: »Até seixta-feira. Boa tarde.«
»Até seixta-feira, boa tarde, Senhora Maria.« Jung war froh und einigermaßen stolz, sich schon ein paar Brocken Portugiesisch gemerkt zu haben. Er geleitete sie an die Tür, winkte ihr zum Abschied zu und war wieder allein. Er freute sich schon jetzt auf Freitag, wenn Maria wieder im Haus sein und er ihre Tochter kennenlernen würde.
*
Er nahm die Papiere vom Küchentisch, trug sie in die Diele und legte sie neben das Telefon. Abends würde er sie Tiny übergeben. Dann wählte er die Nummer seines Kollegen Franzen in Flensburg. Er wartete geduldig.
»Franzen, Polizei-Inspektion Nord.«
»Moin, Morten. Tomas Jung am Apparat.«
»Hallo, Tomi. Ich glaubte, du wärst im Urlaub.«
»Bin ich auch.«
»Und warum rufst du mich im Dienst an? Ist etwas Schlimmes passiert?«
»Nein, nein, nichts Schlimmes. Aber etwas Interessantes.«
»Du brauchst meine Hilfe, nicht wahr? Lass hören, was gibt’s?«
So kannte Jung seinen Kollegen und so schätzte er ihn. Schnörkellos bot er ihm seine Unterstützung an.
»Ich erkläre mal, worum es geht. Mir ist ein Wein in die Finger gekommen, der nicht hierher passt. Er hat einen horrenden Preis, über 200 Euro die Flasche. Verstehst du?«
»Klar. Wird deine Vorliebe für Wein jetzt zur Besessenheit? Vorsicht, Tomi. Äußerste Vorsicht.« Franzen lachte.
»Keine Angst. Ich will nur wissen, woher er stammt. Ich bin mir nicht sicher, ob er überhaupt zu bekommen ist.«
»Und jetzt willst du wissen, wo, habe ich recht?«
»Ja, genau. Ich weiß, dass Weine dieser Klasse bei Sotheby’s in London versteigert worden sind.«
»Und da soll ich auch mal nachfragen, ich weiß schon«, lachte Franzen durchs Telefon.
»Das ist meine Bitte, ja. Die
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