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Tiefschlag

Tiefschlag

Titel: Tiefschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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er Fett ansetzte. In einer anständigen Welt, einer Welt, in der Männer stolz auf sich sein konnten, würde man’s Männern wie Franco besorgen. Ben und Gog hatten schon mal darüber geredet. Sie würden gottverdammt dafür sorgen, daß man sich um Typen wie Franco kümmerte, genau wie man sich um streunende Kater kümmert. Man operiert diese miesen Gene weg, genau wie bei Vollblütern. Und am Schluß hatte man eine Rasse von Giganten.
    Und das nicht nur im körperlichen Sinn. Ben meinte durchaus keine körperlichen Sachen, Muskeln. Er meinte ebenfalls intellektuelle und moralische Werte. Und das war etwas, das Typen wie Franco nie kapieren würden. Vielleicht konnte man ihn dazu bringen, mit einem Trainingsprogramm anzufangen, es schaffen, daß er Gewichte stemmte, sich körperlich aufbaute. Aber niemals würde man es hinkriegen, daß er aufhörte, mit kleinen Jungs und Mädchen rumzumachen. Das würde man nie verhindern können. Der Typ war eine verfickte Kloake.
     

KAPITEL SECHS
     
    « O h, Scheiße. Ich hab das Wort vergessen.»
    Geordie hatte das beste Fußballspiel seines Lebens hingelegt. Dann nahm ihn jemand mit nach Hause, bis zu seiner Straße, und er ging, von oben bis unten mit Schlamm verschmiert, das letzte Stück zu Fuß. Ihm fiel das Wort einfach nicht mehr ein. Das Wort, das es so wunderbar umschrieb. Aber Sam würde wissen, wie es hieß.
    Sam Turner, der Boß. Außerdem war er auf eine Art so was wie Geordies Familie, auch wenn sie nicht miteinander verwandt waren. Sam hatte Geordie eines Nachts buchstäblich aus der Gosse gezogen und ihm geholfen, ein Dach über dem Kopf zu finden. Er hatte ihn in die Badewanne gesteckt, ihm einen Job gegeben und Celia überredet, Geordie anständiges Englisch beizubringen. Was hatte Sam sonst noch getan? Einfacher war’s aufzuzählen, was er nicht gemacht hatte, denn da gab’s nichts. Wenn man mal genau drüber nachdachte, dann hatte er für Geordie mehr getan als jeder andere zuvor. Und Geordie dachte darüber nach und fragte sich manchmal, wie er das alles je wiedergutmachen sollte. Sam, dachte Geordie manchmal, war die Kurzform für den wahren guten Samariter, nur, daß er eben kein Araber war, sondern Privatdetektiv.
    Geordie betrat die Wohnung und setzte sich auf die Kante von Sams Tisch. Sam hörte sich das «Skin-to-Skin»-Duett zwischen Harry Belafonte und Jennifer Warnes an. Diese Aufnahme hörte er nun schon seit Tagen pausenlos. Sam war in Jennifer Warnes verknallt. Er wußte es noch nicht, und wenn Geordie ihn darauf anspräche, hätte Sam es bestritten. Aber in sie verknallt war er trotzdem. Sam schaute auf und bekam große Augen, als Geordie sich auf seinen Tisch setzte.
    «Was ist passiert?» fragte er.
    «Wieso sollte irgendwas passiert sein?»
    «Du siehst aus, als hättest du dich im Schlamm gewälzt», sagte Sam. «Wenn du hier reinkommst und dich auf den Tisch setzt, an dem wir frühstücken, obwohl du dreckig bist wie ein Schwein, muß doch irgendwas passiert sein. Außerdem siehst du aus, wie du immer aussiehst, wenn irgendwas nicht in Ordnung ist. Also, was ist los?»
    «Mir fällt einfach ein Wort nicht mehr ein.»
    «Ein Notfall, häh?» sagte Sam. «Schieb deinen Arsch von
    meinem Tisch und fang noch mal von vorne an. Ich bin ganz Ohr.»
    Geordie erhob sich vom Tisch und setzte sich auf einen Stuhl. Barney, sein Hund, kam herüber und beschnupperte den Matsch an seinen Beinen. «Aaach, Sam. Ich hab brillant Fußball gespielt», sagte Geordie. «Alle haben gesagt, ich hätt brillant gespielt. Aber das ist nicht das richtige Wort. Verdammt, wie heißt das Wort noch schnell?»
    «Geordie, denk nach. Beschreib’s mir. Wie war das Spiel?»
    «Mensch. Ich hab den Ball am Anfang der zweiten Halbzeit gekriegt. Um ein Haar hätten die anderen das Ei ins Netz gelegt, also muß es irgendwo in der Nähe von unserem Tor gewesen sein. Ich bin losgestürmt. Dann merkte ich, daß ich ganz allein war, aber irgendwie kam’s mir richtig vor. Ich bin an vier von ihren Spielern vorbei, weißt du, hab sie angetäuscht, bin an ihnen vorbeigedribbelt, hab den Ball zwischen ihren Beinen durchgespielt. Niemand konnte mich aufhalten. Als wär ich verzaubert. Ich hab sie alle stehenlassen. Als ich über die Mittellinie kam, standen ihre Verteidiger wie eine massive Mauer vor mir, also hab ich zu unserem Linksaußen abgespielt.
    Ich stand vor dem Tor. Unmittelbar im Torbereich. Rechts davon. Ich war ungefähr vier Meter rechts vom Netz. Der Linksaußen

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