Tiefschlag
sollen.»
«Ich bin froh, daß du’s gesagt hast, Janet. Auch wenn’s ein bißchen weh tut, auch wenn’s mich sauer macht, ich möchte trotzdem, daß du’s sagst.»
«Ich seufze, weil du Seufzer magst, Geordie. So einfach ist das. Ich bin gern mit dir zusammen.»
«Ich mag dich auch. Ich mag dich so, wie du bist. Du bist für mich fast perfekt.»
Janet lächelte ihn an und senkte dann ihren Blick auf den Tisch. «Ja, und für mich bist du auch fast perfekt.»
Als sie Fischingers verließen, blieb Geordie unschlüssig vor einem Wäschegeschäft stehen.
Janet deutete auf einen scharlachroten Slip, der im Schritt offen war. «Margaret hat auch so einen», sagte sie. «Mein Gott, sieh dir den Preis an. Kein Wunder, daß sie immer pleite ist.»
«Mir gefällt das da», sagte Geordie und zeigte auf einen Unterrock aus blauer Spitze.
«Was? Für mich?»
«Ja, würde dir bestimmt gut stehen.»
Janet nahm seine Hand und zog ihn von dem Schaufenster fort. «Das wird total überbewertet, Geordie. Wenn Unterwäsche wirklich so toll wäre, dann würden die Männer sie tragen.»
Sam lag bereits im Bett, als Geordie nach Hause kam. Entweder das, oder er war irgendwo unterwegs. Aber irgendwie fühlte es sich an, als liege er schon im Bett.
Geordie konnte sich nicht genau erinnern, was später passierte. Jedenfalls war er mit Barney noch rausgegangen und hatte es sich geschenkt, ihn an die Leine zu nehmen, weil’s schon so spät war. Barney hatte seinen Schiß abgeseilt und war dann weiter die Straße rauf geschnüffelt, während Geordie die Kacke in einen Plastikbeutel schaufelte. Sam und Celia hatten gesagt, es sei das Beste, die Hundescheiße wegzumachen, denn wenn man das nicht tut, würden die kleinen Kinder aus der Nachbarschaft einen Gehirnschaden kriegen. Sam und Celia machten die Kacke ebenfalls weg, wenn sie mit Barney spazierengingen.
Dann bog ein Auto mit einer Horde Rowdys um die Ecke. Sie hingen aus den Seitenscheiben und brüllten Geordie was zu, aber der Typ am Steuer beschleunigte. Aus dem Augenwinkel sah Geordie, wie Barney auf die Straße lief. Und das war schon ziemlich komisch, denn er hatte Barney beigebracht, so was auf keinen Fall zu tun.
Und dann passierte alles sehr schnell. Geordie sah es kommen. Aber er war völlig machtlos. Das Auto raste die Straße hinunter. Barney lief über die Straße. Es gab einen Punkt, an dem sie sich treffen würden. Verhindert werden konnte das nur, wenn entweder das Auto oder Barney stehenblieb.
Geordie brüllte, aber es nutzte nichts. Barney rannte dem viel zu schnell fahrenden Auto voll in die Flanke. Er prallte davon ab und bellte laut. Später dachte Geordie, daß Barney gejault haben mußte, denn das machten Tiere, sie schrien nicht. Aber in diesem Augenblick klang es für Geordie, als hätte Barney wirklich aufgeschrien. Wie ein Mensch.
Das Auto hielt nicht an. Und Barney auch nicht. Jaulend rannte er die Straße entlang, in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Rannte mitten auf der Straße. Geordie brüllte ihm nach, aber Barney schien seine Ohren auf Durchzug gestellt zu haben. Er rannte einfach weiter, und ein paar Sekunden später war er nicht mehr zu sehen.
Geordie lief nach Hause und fand Barney vor der Haustür. Der Hund zitterte und wimmerte, und seine Nase war zerschlagen und blutig, aber er war nicht tot.
KAPITEL SIEBEN
M ama machte Eiscreme, und Doc zog Kokslinien auf dem Brotschneidebrett. Franco schaute zu, wie Doc die Lebensmittelfarbe unter die Kokslinien mischte. Rot, gelb, blau, leuchtende Primärfarben für die kleinen Lieblinge.
Sie befanden sich in der großen Küche im Erdgeschoß, aber Franco hatte die Türen offengelassen, damit er die Drei Tenöre hören konnte, die aus den Boxen der Stereoanlage schmetterten.
Doc mischte die Farben unter das weiße Pulver und saugte jede Linie mit einem alten Spender auf, den Mama in einem Trödelladen gefunden hatte. Anschließend füllte er die Farben schichtweise in eine Bleiglasschale und trat einen Schritt zurück, um sein Werk besser bewundern zu können.
«Glaubst du, die finden das gut?» fragte er.
Mama schaute von ihrer eigenen Schöpfung auf und lächelte. «Ja», sagte sie. «Sie werden nicht widerstehen können. Sieht aus wie ein Regenbogen.»
Doc sah Franco über den Tisch an und suchte in seinen Augen nach Bestätigung oder Zustimmung.
«Ja», preßte Franco zwischen zusammengekniffenen Lippen heraus. Das Wort klang wie ein Zischen. Doc War ein
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