Tiefschlag
folgende Stelle vorkam: Love to hear you sighing even though I know you’re lying... Und er hatte keinen Schimmer, was das bedeutete.
«Es bedeutet so was wie, sie tut nur so, als würde sie seufzen», sagte Janet.
«Warum sollte sie?»
«Um ihn anzuturnen, ihn zu ermutigen.»
Geordie ließ sich das durch den Kopf gehen. «Das ist doch albern», sagte er. «Bei mir würde das nie funktionieren. Wenn ich mit jemandem zusammen wäre, der nur so tun würde, als ob er seufzte, also, mich würde das total abturnen.»
Janet lachte. «Ich hab’s bei dir auch schon gemacht», sagte sie. «Und es tut’s nicht.»
«Tut nicht was?»
«Dich abturnen. Ganz im Gegenteil, du warst sogar ganz begeistert.»
«Warum hast du das gemacht?» fragte er. «Ich weiß nicht, ob mir das gefällt, so zu tun als ob. Als müßtest du so tun als ob, weil ich’s nicht bringe, daß du’s ganz normal machst.»
Janet lachte. «Männliches Ego», sagte sie.
«Häh?»
«Männliches Ego. Das hast du. Du glaubst doch, die Welt dreht sich um die Sonne, nur damit du glücklich bist.»
«Um die Sonne?» wiederholte Geordie, während sich gleichzeitig echte Verwirrung über sein Gesicht legte.
«Ja, du solltest es als Kompliment auffassen. Dir zuliebe tue ich so als ob. Ich muß ja überhaupt nicht seufzen. Ich könnte total desinteressiert sein. Das würde dir nicht gefallen, oder?»
Darüber dachte Geordie länger nach als beim letzten Mal. «Ja», meinte er schließlich mit einem angedeuteten Seufzer in der Stimme.
«Ja, was?» fragte Janet. «Was bedeutet ja?»
«Es bedeutet, der Song ist voll gut», sagte Geordie. «Einfühlsam, stimmt’s?»
Sie schlenderten den Bach entlang zur Stadt, gingen dann auf der Innenseite der Stadtmauer weiter und landeten schließlich in einem Hightech-Pub. Der Laden hieß Fischingers, und das Budweiser war dreimal teurer als überall sonst in York. Es schmeckte nicht mal besser. Man muß soviel dafür hinblättern, sagte Geordie zu Janet, daß man das Gefühl hat, es würde einem den ganzen Abend verhageln.
Dann machte er sich deswegen Sorgen. «Du hältst mich doch nicht für knickrig, oder?»
«Nein.» Janet lächelte. Sie mußten brüllen, um sich gegen die laute Musik verständlich zu machen. «Du bist gerade ausgenommen worden. Wär nicht normal, wenn du darüber nicht sauer wärst.»
Stimmt, dachte Geordie. Das Problem an der Sache war nur, daß er wußte , Janet würde es sofort durchschauen und es sogar noch erklären können. Und zwar weil sie nicht nur wunderschön war, sondern obendrein auch ausgesprochen intelligent. Ganz schön schnell von Begriff. Niemals hätte sie ihn für knickrig gehalten. Sie ging davon aus, daß die Preise für die Getränke ihn sauer machten.
Geordie wurde ebenfalls immer klüger. Er nahm bei Celia immer noch Englischnachhilfe, lernte Gedichte und schrieb Aufsätze über sie, und wenn man mit Sam zusammenlebte und arbeitete, dann mußte man schon ziemlich ausgeschlafen sein, wenn man von ihm nicht überrollt werden wollte. Aber es war klar, daß Janet im Vergleich zu ihm erheblich aufgeweckter und intelligenter war.
Sorgen machte Geordie sich darüber, daß er sie schon bald langweilen könnte. Daß sie sich nach jemandem umschauen würde, der genauso ausgeschlafen war wie sie. Wenn sie abwarten konnte, würde Geordie, so hart wie er sich rannahm, wahrscheinlich genauso intelligent werden wie sie, und dann wären sie ebenbürtig. Wenn sie jedoch nicht warten konnte, würde er sie verlieren, und das wäre wirklich zu blöd, denn er hatte sie ja eben erst bekommen. Geordie hoffte, daß es so nicht laufen würde. Er hoffte, sie bekam mit, daß er aufholte und daß es sich für sie lohnen würde, wenn sie die Geduld hatte, auf ihn zu warten. Noch Stunden, nachdem sie ihr letztes Wort zu diesem Thema gesagt hatte, dachte und grübelte er darüber nach.
«Dein ganzes Geseufze», sagte er. «Ich weiß, du hast es mir erklärt, aber ich bin immer noch nicht sicher, ob’s mir gefällt.» Es hatte ihm gefallen, Janet seufzen zu hören, als er sie in die Arme nahm, als er sie küßte. Aber da hatte er ja auch noch gedacht, sie könnte gar nicht anders als seufzen. Nachdem er jetzt aber wußte, daß sie es ihm zuliebe tat, war er sauer.
Janet kniff die Augenbrauen zusammen, streckte den Arm aus und nahm seine Hand. «Geordie, ich mag dich. Ich mag dich mehr als jeden anderen Freund, den ich bisher hatte. Viel mehr. Das mit dem Seufzen hätte ich nicht sagen
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