Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tiefschlag

Tiefschlag

Titel: Tiefschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
Vom Netzwerk:
gefolgt?»
    Franco mußte gar nichts sagen, um einem ein beschissenes Gefühl zu vermitteln. Er seufzte nicht direkt, er stieß Luft zwischen zusammengekniffenen Lippen aus, machte dabei ein Pfeifen, allerdings kaum musikalisch. Und wenn man dieses Geräusch hörte, wußte man sofort, daß man einen Scheißdreck wert war. Daß man die niedrigste Lebensform auf diesem Planeten war.
    Dann erklärte er es. Woher das Video gekommen war. Er zeigte Ben den Erpresserbrief, in dem fünf Riesen verlangt wurden. Und er sagte, es sollte dafür gesorgt werden, daß wer immer dahintersteckte damit aufhörte.
    «Das Wichtigste aber», sagte er. Und er machte die ganze Zeit mit demselben pfeifenden Geräusch weiter, damit man ganz klar wußte, man sollte besser sehr genau zuhören. «Das Wichtigste aber ist, das Original des Bandes zu finden. Wenn du das erst mal hast, kannst du den Kerl umlegen, der es aufgenommen hat. Aber ich muß das Band haben. Hast du das verstanden?»
     
    «Hast du das verstanden, Gog?» fragte Ben seinen Bruder. «Wir hätten den Jungen genau wie die anderen im Moor vergraben sollen.»
    Gog hob den Blick zu seinem Bruder und nickte. Dann schaute er wieder nach unten, schlurfte verlegen mit den Füßen.
    «Du konntest nichts dafür», fuhr Ben fort. «Es bringt nichts, wenn du dir jetzt Vorwürfe machst. Ach, klar, wärst du nicht krank gewesen, dann wären wir wie immer rauf ins Moor gefahren. Aber du warst krank, also konnten wir den Ausflug nicht machen. Manche Leute hätten’s vielleicht anders erledigt. Zum Beispiel hätten manche Leute die Leiche des Jungen unter den Dielen im Gym versteckt, bis du dich wieder besser gefühlt hättest. Dann hätten wir ihn unter den Dielen rausholen und ins Moor bringen können. Wenn man jetzt so drüber nachdenkt, dann wär das sicher besser gewesen, als ihn einfach in den Fluß zu schmeißen. Aber im nachhinein ist so was leicht gesagt, hinterher ist man immer schlauer. Damals stand dir der kalte Schweiß auf der Stirn und die Birne ist dir geplatzt und du konntest nicht mehr richtig sehen, also hielt ich’s für das beste, wenn wir uns die Leiche schnellstmöglich vom Hals schaffen und dich zu Hause ins Bett stecken. Und du hättest für mich genau dasselbe getan, wenn’s andersrum gewesen wär und ich wär krank gewesen. Nur, ich werd’s nicht, krank, meine ich.»
    Gog legte eine Hand auf Bens Kopf, aber Ben schüttelte sie ab. «Gog. Es geht mir hier nicht um Dankbarkeit. Ich versuche dir klarzumachen, Franco ist stinksauer, weil irgendwer ein Foto von seiner Karre hat und wie der Junge da reingeladen wurde. Aber Franco glaubt immer noch, daß die Leiche sicher oben im Moor vergraben ist. Also, was glaubst du, wie sauer er erst wird, wenn er dahinterkommt, daß die Leiche von dem Jungen im Fluß rumdümpelt?»
    Gog machte ein Geräusch, das wie eine Explosion klang.
    «Ja», sagte Ben. «Genau. Der wird unter die Decke gehen. Nur, Franco geht nicht unter die Decke, er sorgt dafür, daß andere Leute unter die Decke gehen. Und in diesem speziellen Fall sind wir die zwei, du und ich, denen das Dynamit in die Öffnungen am Ende der Beine gerammt wird, hinten, da, du weißt schon, was ich meine, damit wir auch ja wunderbar abheben.»
    «Würg, Gog», sagte Gog.
    Ben schüttelte den Kopf. «Ich weiß nicht, was wir machen sollen», sagte er. «Entweder kriegen wir die Sache irgendwie geregelt, oder aber wir lassen uns eine verdammt gute Ausrede einfallen, wenn Franco die Neuigkeit erfährt.»
     

KAPITEL ACHT
     
    S am und Geordie verließen kurz nach halb zehn das Haus. Der Regen blieb immer noch aus, und der St. Helen’s Square war freundlich und belebt. Der Kaffeeduft, der aus Betty’s herüberwehte, packte Sam an der Kehle und schleifte ihn fast hinein. Aber er folgte Geordie, der seinen Hund trug, die Treppe hinauf ins Büro.
    Der Tierarzt hatte gesagt, wegen Barneys Nase könne er nichts tun. Sie war übel ramponiert und werde noch eine ganze Weile sehr empfindlich bleiben. Vielleicht bliebe sein Geruchssinn beeinträchtigt, eine ziemliche Behinderung für einen
    Hund. Sofern dies der Fall war, vielleicht sollte Geordie dann darüber nachdenken, ihn einschläfern zu lassen? Geordie schüttelte den Kopf, nahm seinen Hund auf die Arme und verließ das Sprechzimmer des Tierarztes. Sam folgte ihm. Der Tierarzt konnte nichts dafür. Durch Sams Kopf geisterte das Bild seiner Frau und Tochter, die ihm von einem durchgeknallten Autofahrer genommen worden waren,

Weitere Kostenlose Bücher