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Tiefschlag

Tiefschlag

Titel: Tiefschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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Sie wollte, was sie Normalität nannte. Sie wollte keine Verstümmelung.
    Normalität.
    Vielleicht würde Geordie ihr das bieten?
    Aber eines von Janets Problemen bestand darin, daß sie sich nie hundertprozentig entscheiden konnte. Sie meinte, es könnte ihr gefallen, sich voll auf Geordie einzulassen, doch sie tat es nicht. In ihrem Kopf suchte sie nach anderen Möglichkeiten.
    Sie wußte, daß sie keine anderen Möglichkeiten hatte, außer vielleicht in der Lotterie zu gewinnen. Und selbst wenn sie in der Lotterie gewann, bliebe da immer noch die Frage, was mit Geordie war. Denn er war mit Abstand das Beste, was ihr je über den Weg gelaufen war. Er war nicht perfekt. Er war nicht einmal, was sie sich erhofft hatte. Aber er war gut. Er war toll. Wenn sie ihn verlor, lernte sie vielleicht nie wieder jemanden wie ihn kennen. Sie würde zu der endlosen Reihe austauschbarer junger Männer zurückkehren.
    Es stimmte schon, was Trudie sagte: «Janet, wenn du so jemanden findest, jemanden, bei dem du dich gut fühlst, der dich zum lachen bringt und der dich nicht herumschubsen will, bleib an ihm dran wie ’ne Klette. Wenn er mir gehörte, würde er nicht mehr wegkommen, nie mehr. Ich würde mich mit beiden Knien an ihn klammern.»
     
    Geordie war nett, aber er war nicht reich. Janet hatte immer gedacht, es käme mal jemand, der reich war. Die einzigen, die vorbeigekommen waren, waren reich und abgedreht. Das Reiche an ihnen war attraktiv. Aber mit dem Abgedrehten wollte sie nichts zu tun haben. Norman, ihr letzter fester Freund, war nur abgedreht gewesen. Sehr abgedreht. Vollkommen durchgeknallt.
    Aber Geordie war völlig anders. Er war weder reich noch abgedreht. Er war witzig. Vorwerfen konnte man Geordie bestenfalls, daß er kein echtes Selbstvertrauen besaß. Folglich war er nicht, wie ein richtiger Mann sein sollte. Janet wollte einen Mann wie Geordie, zärtlich wie Geordie, und man müßte mit ihm so gut reden können wie mit Geordie. Aber sie hätte ihn gern ein bißchen tougher, er sollte alle möglichen Sachen wissen und Antworten parat haben. Geordie hingegen stellte nur Fragen.
    Das lag daran, weil er in all diesen Kinderheimen gewesen war und danach obdachlos und auf der Straße, und er war auch nicht besonders lange zur Schule gegangen, und seine Mutter hatte ihn verlassen. All diese Gründe trugen dazu bei, daß er war, wie er war. Aber gleichzeitig bekam er dadurch auch noch etwas anderes. Eine ganz spezielle Art der Unverwüstlichkeit. Das alles hinderte ihn nicht daran, ein Mann zu sein, ein echter Mann. Nicht ganz. Wenn sie nur etwas Geduld hätte, würde Geordie vielleicht für all seine Fragen auch noch Antworten finden. Jemand hatte mal zu Janet gesagt, sie konnte sich nicht erinnern, wer es gewesen war, daß der beste Mensch derjenige sei, der noch nicht aufgehört hatte zu wachsen.
    Tja, Geordie wuchs noch. Kein Mensch würde das bestreiten.
    Er hatte gesagt: «Ich hab ’ne Drei in Englisch. Celia hat mich unterrichtet, und dann hab ich die Prüfung gemacht. Wenn meine Rechtschreibung besser gewesen wär, hätte ich auch ’ne Zwei gekriegt.»
    «Die hab ich», sagte Janet. «’ne Zwei in Englisch, meine ich. Aber in Mathe habe ich eine Eins. Und dann noch eine Zwei in Geographie und fünf Dreier.» Es sprudelte einfach so aus ihr heraus. Sie wollte nicht prahlen. Doch während sie ihm das alles erzählte, fiel ihm die Kinnlade herunter.
    «Acht», sagte er. «Du hast in acht Fächern die Prüfung abgelegt?»
    «Ja. Und du?»
    «Nur in einem», sagte er. «Auf der Schule hab ich gar nichts gemacht. Ich bin vor den Prüfungen abgehauen. Aber acht hätte ich sowieso nie hingekriegt. Ich glaube nicht mal, daß ich auch nur eine bestanden hätte.»
    «Ach, hättest du bestimmt, Geordie. Das schafft doch jeder.»
    Er drehte Däumchen. «Jedenfalls hätte ich fast ’ne Zwei in Englisch gekriegt. Und nächstes Jahr mache ich mein Abi. Wie steht’s bei dir?»
    «Nein», sagte Janet. «Ich hab nicht weitergemacht. Ich wollte zu Hause raus, endlich weg von meiner Mum.»
    «Ich mache jedenfalls weiter», sagte Geordie. «Es ist was anderes, wenn man sein Abi macht. Man muß Bücher lesen und Aufsätze schreiben. Das kann ich. Und meine Rechtschreibung ist inzwischen auch schon viel besser.»
    Da war noch etwas. Etwas an Geordie. Wenn sie an ihn dachte, überkam sie immer dieses warme, angenehme Gefühl. So wie jetzt. Sie hatte viel über Trudie und Margaret nachgedacht, über Norman und Sam Turner,

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