Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten
geht es auch den Herstellern von Mobiltelefonen und elektronischen Geräten weniger um die Tiefsee an sich, sondern um die dort zu findenden Rohstoffe. Für die Produktion von Geräten der Unterhaltungsindustrie werden immer größere Mengen an High-Tech-Materialien benötigt, die auf der Erdoberfläche langsam aber sicher rar – und damit teuer – werden. Eine deutsche Tiefsee-Entdeckung könnte hier Abhilfe schaffen.
Eine Forschergruppe der Jacobs-Universität in Bremen hat vor Kurzem herausgefunden, dass aus den Schalen der Miesmuschelart Bathymodiolus Informationen über Erzvorkommen in der Tiefsee ausgelesen werden können. Diese Muschelart kommt nämlich vor allem in der Nähe von Hydrothermalquellen vor und nimmt über ihre Nahrung seltene Elemente wie Europium auf. Im Kalk ihrer Schalen lassen sich diese Elemente nachweisen und ermöglichen dadurch Rückschlüsse auf Erzvorkommen in der Tiefsee. Eine kostenintensive Suche nach diesen Vorkommen könnte somit der Vergangenheit angehören. Man testet einfach bereits entnommene Muscheln – und schon wissen die Verantwortlichen der Unterhaltungsindustrie, welche Tiefseegebiete sie anmieten müssen um sie zu »beackern«.
Wo findet man Erzschlamm?
Als Erzschlamm bezeichnet man Metalle, die durch Vulkanaktivitäten in Grabenbruchzonen der Tiefsee zu Tage gefördert werden. An den Rändern der tektonischen Platten steigt dabei Magma aus dem Erdinneren auf, kommt mit dem kalten Tiefenwasser in Berührung, wird abgekühlt und erstarrt. Die im Magma enthaltenen Metalle werden dabei gelöst. In der Regel handelt es sich dabei um Eisen, Kupfer, Zink, Mangan, Blei – aber auch Silber und Gold. Im Bereich der Mittelozeanischen Rücken sind diese Erzvorkommen zu finden.
Außer im Bereich der Mittelozeanischen Rücken wurden die wichtigsten Vorkommen an Erzschlamm am Horn von Afrika, im Roten Meer, bei den Galapagos-Inseln sowie den Sunda-Inseln entdeckt. Zwar gibt es bereits die ersten Abbau-Vorhaben, allerdings gestaltet sich eine ökonomische Förderung derzeit noch mehr als schwierig. Einerseits aufgrund der enormen Tiefen, in denen diese Metalle zu finden sind. Andererseits aber auch aufgrund der Umweltbelastungen. Welche Auswirkungen eine derartige Tiefsee-Förderung entlang der Biotope der Mittelozeanischen Rücken hat, wagt man sich derzeit nicht einmal vorzustellen.
Wie gefährlich sind Tiefsee- Ölbohrungen?
Je teurer Erdöl auf den internationalen Märkten wird und je mehr die Vorkommen an Land erschöpft sind, desto mehr explorieren die Ölfirmen in die Weltmeere, gehen also offshore. In den vergangenen 30 Jahren ist die Suche nach Erdöl, aber durchaus auch nach Erdgas, entlang der Kontinentalhänge in immer größere Wassertiefen vorgedrungen. Dabei werden inzwischen öfters auch Wassertiefen von über 1.500 Metern erreicht, in denen fleißig nach Öl gebohrt wird. Die Funde neuer, riesiger Lagerstätten, wie etwa dem Campos-Becken vor Brasilien, spornen die Verantwortlichen der Ölindustrie nur noch mehr an. Die meisten Aktivitäten sind dabei im nördlichen Golf von Mexiko zu verzeichnen, hier gibt es hunderte Explorations- und Produktionsbohrungen. Dabei wird natürlich auch intensiv an der Verbesserung der Technologien zum Aufspüren von Erdöl und Erdgas gearbeitet.
Zur Förderung des Erdöls oder Erdgases auf hoher See kann man natürlich auch keine fix montierten Plattformen einsetzen, wie sie im küstennahen Bereich zum Einsatz kommen, sondern muss auf schwimmende Plattformen zurückgreifen, die über Trossen und Zuganker an großen Betongewichten am Meeresboden verankert sind. Dass dabei auf die Beschaffenheit der Unterwasserwelt oder etwaiger dort lebender Tierkolonien keine Rücksicht genommen wird, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Der Bau einer solchen Förderplattform verschlingt leicht einmal eine Mrd. US -Dollar, und so trachten die Verantwortlichen natürlich danach, möglichst schnell an möglichst viel Erdöl oder Erdgas zu gelangen. Die durchschnittliche Fördermenge einer solchen Plattform kann durchaus 1.000 Tonnen pro Tag erreichen. Leckt so ein Bohrloch dann eines Tages, tritt dieselbe Menge einfach in das Meer aus. Und das kann schneller passieren, als man glaubt. Das gefährliche an Tiefseebohrungen sind nämlich die Gesteinsschichten, aus denen unter hohem Druck Flüssigkeiten oder Gase austreten. Dieser hohe Druck macht das Gestein mechanisch instabil, wodurch die Wandung des Bohrlochs einstürzen kann.
Normalerweise
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