Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten
Menschheit vor den schlimmsten Krankheiten daraus generieren. Schwierige Entscheidung eigentlich – oder?
Wem gehört die Tiefsee?
Wir erinnern uns: Als Tiefsee bezeichnet man in den meisten Fällen die Weltmeere nach dem Schelfabbruch in rund 200 Meter Tiefe. Bis zum Ende des Kontinentalschelfs gehört das Meer auf alle Fälle dem Staat, dessen »festes Land« angrenzt. Sollte der Schelf dichter als 12 Seemeilen an die Küstenlinie reichen, unterstehen diese 12 Seemeilen ebenfalls noch der Souveränität des Landes. Noch einmal 12 Seemeilen können bei den Vereinten Nationen als sogenannte Anschlusszone angefordert werden. Dann wäre es eigentlich auch schon aus – gäbe es nicht auch noch die Möglichkeit, weitere 200 Seemeilen als Wirtschaftszone zu beantragen. Dann ist es aber auch schon vorbei mit den »normalen« Möglichkeiten, die eine Nation hat, um das Meer – in welcher Form auch immer – hoheitsrechtlich zu nutzen. Außerhalb 200 Seemeilen von den angrenzenden Küstenstaaten entfernt gilt schlicht und einfach das Gesetz der »Hohen See«, mit allen Freiheiten für alle Nationen. Hier kann eigentlich jeder machen, was er möchte – ausgenommen mineralische Rohstoffe fördern. Alle diese Absprachen wurden 1994 im Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen niedergelegt. Die Vereinten Nationen vergeben auch die entsprechenden Genehmigungen für eine Nutzung der Tiefsee. Die Internationale Meeresbehörde mit (idyllischem) Sitz auf Jamaika regelt seit 2001 die Vergabe von Erkundungs- und Abbaulizenzen in den Tiefen der Ozeane. Ab 2016 werden die ersten Staaten mit dem Abbau der wertvollen Rohstoffe der Tiefe beginnen. Experten befürchten bereits jetzt eine ökologische Katastrophe – man darf also durchaus gespannt sein, wie sich diese Situation noch entwickeln wird.
Wie überfischt ist die Tiefsee?
Alljährlich befahren rund 3,5 Mio. Boote von Fischfangflotte n die Weltmeere, um rund 100 Mio. Tonnen Fisch zu fangen. Die FAO , die Food and Agriculture Organization of the United Nations, geht davon aus, dass manche Fischarten, etwa Nordsee-Makrele, Ostsee-Dorsch, Atlantik-Tunfisch oder Lachs allgemein derart stark überfischt sind, dass ihre Bestände um bis zu 90 Prozent zurückgegangen sind – davon allein um 80 Prozent innerhalb der letzten 20 Jahre. Ein Extrembeispiel ist dabei der kanadische Kabeljau. Als seine Bestände um 99 Prozent einbrachen, hat die kanadische Regierung im Jahr 1992 ein vollständiges Fangverbot erlassen. Bis heute haben sich diese Bestände aber nicht mehr erholt – man scheint zu lange mit dem Verbot gewartet zu haben.
Etliche Flachwassergebiete weltweit sind bereits radikal leergefischt. Immer mehr Fischfangflotten, bei denen immerhin bis zu 200 Mio. Menschen in Lohn und Brot stehen, weichen deshalb auf die Tiefsee als Jagdrevier aus. Die offiziellen Fangzahlen der FAO geben ein trauriges Bild der Fischfangmethoden ab: Wurden 1970 gerade mal 0,1 Mio. Tonnen Fisch aus der Tiefsee geholt, betrug diese Zahl 1980 bereits 1,4 Mio. Tonnen, im Jahr 2000 kam man bereits auf 2,7 Mio. Tonnen Tiefseefisch.
Laut FAO haben sich weltweit rund 285 Boote ausschließlich auf die Tiefseefischerei verlegt – versuchen diese aber auch möglichst nachhaltig zu betreiben. Das Hauptproblem der allgemeinen Fischerei in diesen Gegenden ist nämlich, dass sehr oft mit Scherbrettern gefischt wird. Dabei wird einerseits ein großes, sehr schweres Metallstück über den Boden in großer Tiefe geschleift, und alle Lebewesen, die sich dort verkrochen haben, aufgescheucht. Doch im freien Wasser wartet der nächste Feind, das Schleppnetz, das hinter dem Boot nachgezogen wird. Die Problematik bei dieser Form der Fischerei ist einerseits, dass alles Leben und vor allem jeglicher Lebensraum in der Tiefsee rigoros zerstört wird. Andererseits wird einfach alles gefischt, was in die Netze kommt – egal ob Jungtiere oder ältere, egal ob Speisefisch oder ungenießbar. Was man nicht verkaufen kann, wird zu Fischmehl verarbeitet und in der Fischzucht als Nahrung eingesetzt.
Da über die tatsächlichen Fischbestände in der Tiefsee sehr wenig bekannt ist, werden die derzeitigen Fangquoten eigentlich nach Gutdünken vergeben. Darüber hinaus sind vor allem Tiefseefische sehr langlebig und haben einen späten Fruchtbarkeitsbeginn, was zu einem extrem langsamen Wachstum der Bestände führt. Bis eben die Fischereiflotten kommen, dann ist es mit dem Wachstum vorbei. Dass die Europäische Union ( EU ) einen
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