Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten
heiße Erzlösung nun auf das rund 2-3° Celsius kühle Meerwasser, bilden sich Sulfide, die unsere bereits bekannten Schwarzen und Weißen Raucher aufbauen. Und genau hier sind dann auch Erzvorkommen in der Tiefsee zu finden. Wobei die Größe dieser Vorkommen enorm schwanken kann – zumindest soviel man bis jetzt herausgefunden hat. Ein bekanntes Vorkommen liegt etwa im Atlantik in 3.650 Metern Wassertiefe, hat einen Durchmesser von rund 200 Metern, eine Höhe von rund 50 Metern und reicht bis zu einer Tiefe von über 100 Meter unter dem Meeresboden. Hier werden rund vier Mio. Tonnen Erze vermutet. Weitaus größer sind die Erzvorkommen in kanadischen Gewässern, knapp 200 Kilometer westlich von Vancouver Island. Hier sollen rund 70 Mio. Tonnen Massivsulfid lagern. Und um das Ganze noch zu steigern sei auch das Metallerzvorkommen »Atlantis II« im Roten Meer erwähnt: Unter den rund 95 Mio. Tonnen hier lagernden Erzes sind zwei Mio. Tonnen Zink, 500.000 Tonnen Kupfer und sogar rund 4.000 Tonnen Silber und 50 Tonnen Gold zu finden.
Apropos Gold: Im Jahr 1994 haben Wissenschaftler während einer Forschungsfahrt mit dem deutschen Forschungsschiff Sonne in der Umgebung der Insel Lihir bei Papua-Neuguinea ein riesiges Goldvorkommen in knapp 1.000 Metern Tiefe entdeckt. Bei Probebohrungen am »Conical Seamount« konnten 230 Gramm des edlen Metalls pro Tonne Material festgestellt werden. Britische Geologen haben im Herbst 2002 erneut Untersuchungen durchgeführt und konnten Goldvorkommen bis in mindestens fünf Meter unter dem Meeresboden nachweisen. Dieses Gebiet gilt derzeit auch als das wichtigste für eventuelle Tiefsee-Goldgrabungen in naher Zukunft.
Was sind Manganknollen?
Mangan, ein silberweißes, sehr sprödes Metall, wird vor allem in der Stahlindustrie als Legierungsbestandteil von Stahl verwendet. Außerdem findet Mangan-Oxid als Kathode in Alkali-Mangan-Batterien seinen Einsatz.
Und was hat das mit der Tiefsee zu tun? Nun ja, derzeit werden rund 75% aller Mangan-Vorkommen in Südafrika abgebaut. Dabei gilt als förderungswürdig, was mindestens 35% Mangananteil hat. Im Zuge der Tiefsee-Forschung hat man jedoch riesige Mengen Mangan in Form von Manganknollen in den Weltmeeren gefunden. Allein im Pazifik vermutet man hunderte Milliarden Tonnen Manganknollen. Weltweit werden jährlich rund 140.000 Tonnen reines Mangan produziert, gesamt fördert man rund 11 Mio. Tonnen dieses Rohstoffs. Man sieht also, dass die in Tiefen zwischen 4.000 und 6.000 Metern vorkommenden Meeres-Manganknollen eine durchaus lohnende Rohstoffreserve dieses Planeten sind. Als Zugabe findet man darin übrigens auch noch weitere Elemente wie Kupfer, Kobalt, Zink und Nickel (zwischen 0,2–1% enthalten) und reines Eisen (rund 15 %). Die Reinheit des Mangans in den Knollen wird mit zwischen 25 und 50% angegeben. Es verwundert also nicht, dass der große Run auf diese Felder langsam aber sicher einzusetzen beginnt.
Das 17. Bundesland Deutschlands
Nein, die Rede ist hier nicht vom Ballermann und Mallorca (es tut uns leid, Sie an dieser Stelle eventuell enttäuscht zu haben), sondern von einer Fläche von rund 75.000 km² – in etwa die Größe von Bayern – am Grunde des Pazifiks zwischen Hawaii und Mexiko. Dieses Gebiet hat Deutschland, besser gesagt die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, im Jahr 2006 für 250.000 US -Dollar gepachtet. Unsereiner pachtet ein Kleingartengrundstück, andere eben ein Tiefseegebiet mit einer Durchschnittstiefe von rund 5.000 Metern. Die Besonderheit dabei: hier liegen rund 65 Mrd. Tonnen Manganknollen herum und warten darauf, eingesammelt zu werden. Wobei nicht das Mangan an und für sich die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, sondern die verhältnismäßig hohen Anteile an Kupfer, Nickel und Kobalt, die diese enthalten – alles Rohstoffe, die Deutschland bisher teuer importieren musste. Um vom Import unabhängig zu werden, sollen die wertvollen Knollen ab 2021 abgebaut werden. Bis dahin hat Deutschland einstweilen nur eine Erkundungslizenz, die Abbaulizenz beginnt erst 2021 zu laufen und wurde für 15 Jahre vergeben. Die im Gebiet entdeckten Vorkommen an Kupfer decken den Bedarf der Industrie von 6 Jahren, die Vorkommen an Nickel reichen sogar 80 Jahre lang. Jetzt müssen die Wissenschaftler in den nächsten Jahren nur noch die Bergetechnik perfektionieren, dann steht einem Rohstoffabbau in der Tiefsee nichts mehr im Weg.
Wieso profitieren Handyhersteller von der Tiefsee?
Wie immer
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