Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten
ihren ersten Zusammenstoß mit einem anderen Schiff, der HMS Hawk. Im Lauf der Jahre sollten noch etliche folgen, die sie unbeschadet überstand. Im Mai 1918 war sie zudem das erste Handelsschiff, das ein U-Boot durch Überfahren versenken konnte. Erst 1935 wurde die Olympic zur Verschrottung freigegeben.
Nicht ganz so lang, aber doch ein paar Jahre, befuhr die jüngste Schwester der beiden die Weltmeere. Als drittes Schiff der Olympic-Klasse war ursprünglich der Name RMS Gigantic vorgesehen – durch den Untergang der Titanic wurde man aber etwas bescheidener und änderte den Namen in RMS Britannic. Im 1. Weltkrieg diente der ursprünglich als Passagierschiff gedachte Luxusliner als riesiges Lazarettschiff, das im Mittelmeer eingesetzt wurde. Dort fand sie im November 1916 zwischen den griechischen Inseln Kea und Makrónissos auch ihre letzte Ruhestätte. Manche meinen, sie wäre nach einem Minentreffer gesunken, andere vertreten die Theorie, dass illegal transportierte Munition explodiert war. Was genau passiert ist, werden wir wohl nie erfahren. Eine Tauchexpedition unter der Leitung von Jacques-Yves Cousteau entdeckte 1976 das Wrack der Britannic mit Hilfe der Side-Scan-Technologie in 120 Meter Tiefe.
Doch kehren wir zurück zum Untergang der RMS Titanic. Warum ist sie überhaupt gesunken? Bei ihrer Jungfernfahrt, die sie ab dem 10. April 1912 von Southampton nach New York führen sollte, wurde die RMS Titanic von einem frenetischen Publikum gefeiert. Am 14. April 1912, um 23.40 Uhr, wurde die ganze Welt eines Besseren belehrt. Nach dem – nicht allein durch den Film von James Cameron berühmt gewordenen – Zusammenstoß mit einem Eisberg kämpfte das waidwunde Schiff noch bis um 2.20 Uhr am Morgen des 15. April 1912, bevor es endgültig in zwei Teile zerbrach und sank.
In diesen Stunden sorgte eine Ansammlung von Unglücken dafür, dass es überhaupt sank. So dürfte etwa der diensthabende Ruderführer den Eisberg bereits zuvor entdeckt haben und leitete ein Ausweichmanöver ein. Dadurch fuhr das Schiff nicht mit dem Bug auf den Eisberg auf, sondern wurde seitlich regelrecht aufgeschlitzt. Zwischen der fünften und sechsten wasserdichten Abteilung – von der Vorpiek bis zur Drehachse – klaffte steuerbordseitig ein riesiges Loch. Alle sechs vorderen wasserdichten Abteile wurden beschädigt und liefen voll, wodurch das Vorschiff immer schneller absackte. Zwar wurden sofort die Pumpen angeworfen und diese konnten die Wassermassen auch einigermaßen in den Griff bekommen, jedoch gelangten im Lauf der Nacht nun auch einige nicht wasserdichte Teile des Schiffs, wie etwa Bullaugen, Lüftungsschächte und Türen, unter die Wasserlinie. Der Sinkprozess war nun nicht mehr zu stoppen. Am Morgen des 15. April 1912, um 2.20 Uhr, verlor die RMS Titanic ihren Kampf gegen die Wassermassen und riss von 2.208 Passagieren 1.504 mit sich in den sicheren Tod. Damit ist der Untergang der Titanic nach dem Untergang der Tek Sing im Januar 1822 (1.600 Tote) und dem Kentern der Fähre Joola vor Senegal im September 2002 (1.863 Todesopfer) das drittschwerste Schiffsunglück der zivilen Schifffahrt.
Am 1. September 1985 entdeckte Dr. Robert Ballard vom amerikanischen Woods Hole Oceanographic Institute das Wrack in 3.821 Meter Tiefe und lieferte aus seinem Tauchboot ALVIN der Welt die ersten Bilder vom zerstörten Schiff. Ihm verdanken wir auch die näheren Erkenntnisse über den Unfallhergang. In den Folgejahren wurde aus dem Wrack der Titanic ein wahrer Publikumsmagnet und über 200 Touristen besuchten das tiefste betauchbare Wrack der Welt.
Der Entdeckter, Dr. Robert Ballard, wagte übrigens auch noch einen weiteren Besuch und tauchte 1996 zum Wrack des Schwesternschiffs – der HMHS Brittanic. So hat sich dann der Kreis wieder geschlossen.
Kann man eine Tauchfahrt zur Titanic buchen?
Tatsächlich gibt es seit Ende der 1990er Jahre einige Agenturen, u.a. Deep Ocean Expeditions, die Tauchfahrten zum wohl berühmtesten Wrack der Welt anbieten. Ihnen allen gleich ist, dass mit russischen Tiefseeforschungsbooten gearbeitet wird. Die russischen Wissenschaftler finanzieren durch diese Touristentouren mit ihrem Forschungsschiff Akademik Mstislaw Keldysch und den Tauch-Booten MIR I und MIR II ihre Meeresforschungsaktivitäten. Die Preise für eine solche Fahrt liegen in etwa bei 45.000 US -Dollar pro Person.
Aufgrund der Wetterlage werden die Touren nur im Sommer angeboten. Die Fahrt beginnt im Hafen von St. John's in Kanada. Aus
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