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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Erklärung abgeben«, fand Mercier, dessen Gesicht aussah, als entstiege er direkt dem Grab.
    »Soll jemand, den wir alle kennen, den kurzen Strohhalm ziehen?« fragte Fawcett.
    »Doug Oates findet, Sie seien am besten befähigt, eine Pressekonferenz abzuhalten und die Entführung bekanntzugeben.«
    »Was ist mit dem Rest des Kabinetts?« fragte Fawcett ungläubig.
    »Sie stimmten zu.«
    »Zum Teufel mit Oates!« sagte Fawcett brutal. »Die ganze Idee ist idiotisch. Er versucht nur, seinen eigenen Kopf zu retten.
    Ich besitze gar nicht die Legitimation, diese Bombe platzen zu lassen. Soweit es die Landbevölkerung angeht, bin ich eine Null.
    Nicht einer von tausend kennt auch nur meinen Namen oder weiß, welche Stellung ich in der Verwaltung einnehme. Sie wissen doch genau, was geschehen würde. Die Öffentlichkeit würde sofort spüren, daß die Führer des Staates in einem sinkenden Boot festsitzen, sich hinter geschlossene Türen zurückziehen, um ihre politische Existenz zu retten, und wenn es vorbei ist, würde jegliche Achtung, die die Vereinigten Staaten jemals in der Welt genossen haben, völlig dahin sein. Nein, tut mir leid, Oates ist der einzig richtige Mann, um die Entführung bekanntzugeben.«
    »Aber bedenken Sie doch«, erwiderte Mercier geduldig, »wenn Oates gezwungen ist, die Bombe platzen zu lassen und bei einer Menge peinlicher Fragen seine Unwissenheit zu beteuern, könnte er den Anschein erwecken, als hätte er mit der Entführung etwas zu tun. Als nächster in der Nachfolge für die Präsidentschaft hat er schließlich am meisten zu gewinnen.
    Jeder Skandalschnüffler im Land wird ›Verschwörung‹ schreien. Erinnern Sie sich an die heftige Reaktion in der Öffentlichkeit, als der ehemalige Innenminister Alexander Haig feststellte, er habe alles unter Kontrolle, unmittelbar nachdem Reagan von Hinckley niedergeschossen wurde? Ungerechtfertigt oder nicht, er geriet in Verdacht, aus Machtgier zu handeln. Die Öffentlichkeit war nicht damit einverstanden, daß er das Land regierte. Die Basis seines Einflusses wurde zerstört, bis er schließlich zurücktrat.«
    »Sie vergleichen Ketchup mit Senf«, widersprach Fawcett.
    »Ich erkläre Ihnen, daß das Volk in Wut geraten wird, wenn ich erkläre, daß der Präsident, der Vizepräsident und die zwei Führer im Kongreß auf geheimnisvolle Weise verschwunden und vermutlich tot sind. Verdammt, niemand würde mir glauben.«
    »Wir können das Hauptproblem nicht umgehen«, sagte Mercier entschieden. »Douglas Oates muß so rein wie frischer Schnee ins Weiße Haus gehen. Wenn er von Zweifel und bösartigen Gerüchten umgeben ist, kann er beim Kitten der Scherben keine ordentliche Arbeit leisten.«
    »Oates ist kein Politiker. Er hat nie auch nur leise den Wunsch geäußert, das Amt des Präsidenten zu übernehmen.«
    »Er hat ja keine andere Wahl«, stellte Mercier fest. »Er muß in der Zeit bis zu den nächsten Wahlen das Amt übernehmen.«
    »Kann ich also damit rechnen, daß das Kabinett zur Unterstützung hinter mir steht, während ich die Pressekonferenz abhalte?«
    »Nein, damit werden sie nicht einverstanden sein.«
    »Man wird mich also teeren und federn und aus der Stadt treiben«, sagte Fawcett bitter. »Ist das die allgemeine Entscheidung?«
    »Sie übertreiben dabei«, beruhigte ihn Mercier sanft. »Sie werden nicht geteert und gefedert werden. Ihre Stellung ist nicht in Gefahr. Doug Oates will sogar, daß Sie dem Weißen Haus als Personalchef erhalten bleiben.«
    »Und wird mich sechs Monate später auffordern zurückzutreten.«
    »Für die Zukunft können wir natürlich keine Garantie abgeben.«
    »Also gut.« Fawcetts Stimme zitterte vor Zorn. Er ging an Mercier und Lucas vorbei. »Gehen Sie zu Oates und richten Sie ihm aus, daß er sein Menschenopfer gefunden hat.«
    Er wandte sich nicht mehr um, sondern ging durch den Korridor direkt zu seinem Büro, wo er wutentbrannt auf und ab lief. Die Bürokratie, dachte er, war im Begriff, ihn unter ihren Rädern unerbittlich zu zermalmen. Seine Vorrechte spielten jetzt keine Rolle mehr. Er fluchte laut über den ganzen Wirrwarr, zerfloß vor Selbstmitleid, ohne zu bemerken, daß die Sekretärin des Präsidenten, Megan Blair, hereinkam.
    »Um Himmels willen, ich habe Sie noch nie so aufgeregt erlebt«, sagte sie.
    Fawcett drehte sich um und brachte ein Lächeln zustande. »Ich beklage mich nur bei den vier Wänden.«
    »Das tue ich auch, besonders wenn mich meine Nichte, die zu Besuch hier ist, mit

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