Tiefsee
ficken.«
Als Antwort packte ihn Loren blitzschnell an den Hoden und drückte sie mit aller Kraft zusammen.
Suworow schrie vor Schmerz auf und schlug ihr die Faust knapp unter dem linken Auge an die Backen. Loren fiel seitwärts in die Ecke, während Suworow mit den Händen sich zwischen die Schenkel faßte und wie ein wütendes Tier in der winzigen Zelle herumrannte, bis der stechende Schmerz endlich nachließ. Dann zerrte er Loren brutal hoch und schleuderte sie auf das Bett.
Er beugte sich über sie und riß ihr die Unterwäsche vom Körper. »Du stinkendes Miststück!« knurrte er. »Du wirst dir noch einen schnellen Tod wünschen.«
Tränen des Schmerzes traten Loren in die Augen, während sie an die Grenze zur Bewußtlosigkeit geriet. Durch den Tränenschleier sah sie undeutlich, wie Suworow langsam seinen Gürtel abnahm, ihn um eine Hand wickelte und die Schnalle frei schwingen ließ. Sie versuchte ihre Muskeln für den kommenden Schlag anzuspannen, als er den Arm hob, doch sie war dazu zu schwach.
Plötzlich schien Suworow einen dritten Arm zu bekommen. Er glitt über seine rechte Schulter und schloß sich dann um seinen Hals. Der Gürtel fiel auf den Boden, und sein Körper verharrte.
Schrecken spiegelte sich in Suworows Gesicht, der Schock des Nichtverstehens; dann begriff er die Ereignisse entsetzt, als seine Luftröhre qualvoll langsam und unbarmherzig zugedrückt und die Luftzufuhr abgeschnürt wurde. Er wehrte sich zwar gegen den erbarmungslosen Druck, warf seinen Körper in der Zelle hin und her, doch der Arm ließ nicht locker. Plötzlich kam ihm blitzartig die Erkenntnis, daß dies seine letzten Augenblicke sein würden. Das Entsetzen und der Mangel an Sauerstoff verzerrten sein schon blaurot angelaufenes Gesicht.
Seine erstickende Lunge rang nach Luft, und seine Arme schlugen in wilder Verzweiflung um sich.
Loren versuchte die Hände vors Gesicht zu halten, um dem scheußlichen Anblick zu entgehen, doch sie gehorchten ihr nicht mehr. Sie konnte nur sitzenbleiben und mit morbider Faszination zusehen, wie das Leben aus Suworows Körper wich, wie sein heftiges Umsichschlagen schwächer wurde, bis schließlich die Augen aus ihren Höhlen traten und der Körper erschlaffte. Mehrere Sekunden lang hielt ihn der geisterhafte Arm aufrecht, bis dieser Suworows Hals freigab und den Toten wie ein Bündel auf das Deck fallen ließ.
Eine andere Gestalt nahm Suworows Platz im Eingang der Zelle ein, und Loren starrte in ein freundliches Gesicht mit dunkelgrünen Augen und einem schwachen, spitzbübischen Grinsen.
»Unter uns gesagt«, feixte Pitt, »ich habe nie den Unsinn geglaubt, daß das Vorspiel schon das halbe Vergnügen ist.«
56
Zwölf Uhr mittags, ein strahlend azurblauer Himmel mit kleinen Wölkchen, wie aus Watte, die vor einer sanften Brise aus Westen segelten; die
Leonid Andrejew
war eben dabei, in achtzehn Meilen Entfernung an Cabo Maisi, der östlichsten Spitze Kubas vorbeizufahren.
Viele der Passagiere, die an den Swimmingpools in der Sonne lagen, bemerkten die palmenbestandene Küstenlinie am Horizont gar nicht. Für sie war es nur eine unter hundert anderen Inseln, an denen sie vorbeigekommen waren, nachdem sie Florida verlassen hatten.
Kapitän Pokofsky stand mit einem Feldstecher vor Augen auf der Brücke. Er beobachtete ein kleines Motorboot, das vom Land in einem Bogen zu seiner Steuerbordseite schwenkte. Es war alt, der Bug fast gerade, und der Rumpf schwarz gestrichen.
Die über der Wasserlinie liegenden Teile waren aus poliertem Mahagoni, und auf dem Heck stand in goldenen Lettern der Name »Pilar«. Es sah aus wie ein ausgezeichnet erhaltenes Museumsstück. Auf dem Flaggenstock am Heck führte es das umgekehrte amerikanische Sternenbanner, was als Notsignal zu verstehen war.
Pokofsky trat an das automatische Schaltpult des Schiffes und drückte auf den Schalter
»Langsame Fahrt«
. Unmittelbar darauf spürte er, wie die Maschinen die Drehzahl verringerten. Dann wartete er einige Minuten, bis das Schiff nur noch dahinkroch, beugte sich vor und drückte auf den Hebel für
»Maschinen Stop«
.
Er wollte gerade auf das Brückendeck zugehen, als sein Erster Offizier die Niedergangtreppe vom darunterliegenden Deck herauflief.
»Kapitän«, keuchte er, »ich komme eben von den Zellen. Die Gefangenen sind verschwunden.«
Pokofsky richtete sich auf. »Verschwunden? Sie meinen geflohen?«
»Ja, Sir, ich war auf einer Routine-Inspektion, als ich die beiden Wachen bewußtlos in
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