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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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verzichten, und zog das an ihr klebende Kleid aus. Sie begann Streckübungen zu machen, um sich die Zeit zu vertreiben.
    Plötzlich hörte sie gedämpfte Schritte draußen im Korridor.
    Leise Stimmen sprachen kurz miteinander, dann wurde die Tür aufgeschlossen und geöffnet.
    Loren nahm ihr Kleid von der Koje, hielt es vor sich und wich in eine Ecke der Zelle zurück.
    Ein Mann senkte den Kopf, während er durch die niedrige Tür trat. Er trug einen billigen Straßenanzug, der vor Jahrzehnten modern gewesen war.
    »Kongreßabgeordnete Smith, bitte verzeihen Sie die Lage, in die ich Sie zwangsweise bringen mußte.«
    »Nein, ich glaube nicht, daß ich das entschuldigen werde«, sagte sie herausfordernd. »Wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Paul Suworow. Ich vertrete die Sowjetunion.«
    Lorens Stimme war voller Verachtung. »Ist das ein Beispiel dafür, wie Kommunisten amerikanische Regierungsangehörige auf Besuch behandeln?«
    »Nicht unter normalen Umständen, aber Sie ließen uns keine andere Wahl.«
    »Erklären Sie das bitte näher.« Sie funkelte ihn an.
    Er blickte sie unsicher an. »Sie wissen es bereits.«
    »Warum helfen sie meinem Gedächtnis nicht ein wenig nach?«
    Er zündete eine Zigarette an und warf das Streichholz unbekümmert in die Toilette. »Damals am Abend, als der Hubschrauber landete, hat Kapitän Pokofskys Erster Offizier beobachtet, daß Sie sehr nahe an der Landestelle standen.«
    »Das trifft auch auf etliche andere Passagiere zu«, fuhr ihn Loren eisig an.
    »Ja, aber sie waren zu weit entfernt, um ein ihnen vertrautes Gesicht zu erkennen.«
    »Und Sie glauben, bei mir war es anders?«
    »Warum können Sie nicht vernünftig werden, Kongreßabgeordnete? Sie können doch nicht leugnen, daß Sie Ihre Kollegen erkannt haben.«
    »Ich weiß nicht, wen Sie meinen.«
    »Den Kongreßabgeordneten Alan Moran und Senator Marcus Larimer«, präzisierte er und beobachtete dabei ihre Reaktion aufmerksam.
    Lorens Augen weiteten sich, und plötzlich begann sie trotz der brütenden Hitze zu zittern.
    Zum erstenmal, seit sie eingesperrt worden war, trat Verzweiflung an Stelle ihrer Empörung. »Moran und Larimer befinden sich ebenfalls an Bord?«
    Er nickte. »In der Zelle nebenan.«
    »Das kann doch nur ein Witz sein«, stammelte sie bestürzt.
    »Kein Witz«, lächelte Suworow. »Sie sind Gäste des KGB, ebenso wie Sie.«
    Loren schüttelte ungläubig den Kopf. So kann das Leben einem Menschen doch nicht mitspielen, dachte sie, außer in Alpträumen. Sie glaubte der Wirklichkeit nicht mehr trauen zu können.
    »Ich genieße diplomatische Immunität«, sagte sie. »Ich verlange, sofort freigelassen zu werden.«
    »Sie besitzen keinerlei Macht, nicht hier an Bord der
Leonid Andrejew
«, erinnerte Suworow sie mit kalter, unbeteiligter’ Stimme.
    »Wenn meine Regierung davon erfährt…«
    »Das wird sie nicht«, unterbrach er sie. »Wenn das Schiff auf der Rückfahrt nach Miami Jamaika verläßt, wird Kapitän Pokofsky voll Bedauern und Anteilnahme bekanntgeben, daß die Kongreßabgeordnete Loren Smith über Bord gegangen und vermutlich ertrunken ist.«
    Lähmende Hoffnungslosigkeit erfaßte Loren. »Was wird mit Moran und Larimer geschehen?«
    »Ich bringe sie nach Rußland.«
    »Aber mich werden Sie umbringen.« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
    »Die beiden sind hochrangige Mitglieder Ihrer Regierung. Ihre Kenntnisse werden sich als recht nützlich erweisen, sobald wir sie dazu überredet haben, sie uns zur Verfügung zu stellen.
    Leider sind
Sie
dieses Risiko nicht wert.«
    Fast hätte Loren gesagt, »als Mitglied des Verteidigungsausschusses weiß ich ebensoviel wie sie«, erkannte aber die Falle rechtzeitig und schwieg.
    Suworow kniff die Augen zusammen. Er streckte die Hand aus, riß ihr das Kleid weg und warf es zur Tür hinaus. »Sehr hübsch«, meinte er. »Vielleicht könnte ich, wenn wir handelseins würden, einen Grund finden, Sie mit mir nach Moskau zu nehmen.«
    »Der armseligste Trick auf der Welt«, fuhr ihn Loren verächtlich an. »Sie sind noch nicht einmal originell.«
    Er trat vor, holte mit der Hand aus und schlug sie ins Gesicht.
    Sie stolperte an das Stahlschott zurück, sank in die Knie und starrte mit Angst und Abscheu in den Augen zu ihm empor.
    Er packte sie an den Haaren und riß ihren Kopf zurück. Der höfliche Konversationston verschwand aus seiner Stimme. »Ich wollte immer schon wissen, wie es wäre, ein hochrangiges kapitalistisches Miststück zu

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