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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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automatischen M-20-Gewehren und Nahkampfwaffen ausgerüstet waren, nicht beachtet. Ein im ganzen Land wegen seiner liberalen Haltung geachteter Senator versuchte den Kordon zu durchbrechen und wurde von zwei grimmigen Soldaten zur Straße zurückgeschleppt.
    Weder umzingelten die Truppen die Verwaltungsdienststellen oder selbständigen Ämter noch schlossen sie sie. In den meisten Bundesämtern ging der Dienst wie gewohnt weiter. Die Straßen blieben offen, und der Verkehr wurde so rationell umgeleitet, daß es die Bewohner der Stadt geradezu begrüßten.
    Die Reporter von Presse und Fernsehen strömten auf das Gelände des Capitols. Das Gras war unter einer Decke von Kabeln und elektronischer Ausrüstung beinahe begraben. Die Interviews vor laufenden Kameras fanden in einer Atmosphäre von Hektik und in einem solchen Gedränge statt, daß sich die Senatoren und Kongreßabgeordneten anstellen mußten, um ihre Einwände gegen die beispiellose Eigenmächtigkeit des Präsidenten zum Ausdruck zu bringen.
    Überraschenderweise war die Reaktion der meisten Amerikaner im ganzen Land eher belustigt als empört. Sie saßen vor ihren Fernsehschirmen und beobachteten die Ereignisse, als wäre es eine Zirkusvorstellung. Man war allgemein der Ansicht, daß der Präsident dem Kongreß vorübergehend einen Schrecken einjagen wollte und in ein oder zwei Tagen den Truppen Befehl erteilen würde, wieder abzuziehen.
    Im Außenministerium saßen Emmett, Brogan und Mercier mit Oates beisammen. Die Stimmung war von einem Gefühl der Unentschlossenheit und der Spannung geprägt.
    »Der Präsident ist ein verdammter Narr, wenn er glaubt, daß er mächtiger ist als die verfassungsmäßig gewählten Vertreter«, stellte Oates fest.
    Emmett blickte Mercier ruhig an. »Ich kann nicht begreifen, warum Sie nicht geahnt haben, was sich da zusammenbraut.«
    »Er hat mich vollkommen übergangen«, wehrte Mercier schüchtern ab. »Er hat nie die leiseste Andeutung über seine Vorhaben gemacht.«
    »Jesse Simmons und General Metcalf waren doch bestimmt nicht daran beteiligt?« fragte sie Oates laut.
    Brogan schüttelte den Kopf. »Meine Informanten im Pentagon sagen, daß Jesse Simmons es glatt abgelehnt hat.«
    »Warum hat er uns dann nicht gewarnt?« wollte Emmett wissen.
    »Nachdem Simmons dem Präsidenten unmißverständlich klargemacht hatte, daß er nicht ganz bei Trost sei, war es um ihn geschehen. Eine Militärabteilung eskortierte ihn nach Hause, wo er unter Hausarrest gestellt wurde.«
    »O Gott«, murmelte Oates verzweifelt, »es wird jede Minute schlimmer.«
    »Was ist mit General Metcalf?« fragte Mercier.
    »Ich bin sicher, daß er ebenfalls Einwände erhoben hat«, antwortete Brogan. »Aber Clayton Metcalf ist durch und durch Soldat, und es ist seine Pflicht, die Befehle seines Obersten Kommandierenden auszuführen. Er und der Präsident sind alte, enge Freunde. Zweifellos ist Metcalf der Ansicht, daß er eher dem Mann Treue schuldet, der ihn zum Stabschef ernannt hat, als dem Kongreß.«
    Oates’ Finger wischten ein imaginäres Stäubchen von der Tischplatte. »Der Präsident verschwindet für zehn Tage und verhält sich nach seiner Rückkehr vollkommen unverständlich.«
    »Huckleberry Finn«, sagte Brogan langsam.
    »Nach dem Verhalten des Präsidenten in den letzten vierundzwanzig Stunden zu schließen«, meinte Mercier nachdenklich, »sieht das Beweismaterial ziemlich überzeugend aus.«
    »Ist Doktor Lugowoj schon wieder aufgetaucht?« fragte Oates.
    Emmett schüttelte den Kopf. »Er ist noch immer verschwunden.«
    »Wir haben von unseren Agenten in Rußland Berichte über den Doktor erhalten«, erklärte Brogan. »Sein Spezialfach in den letzten fünfzehn Jahren war Bewußtseinsübertragung. Die sowjetischen Nachrichtendienste haben für seine Forschungen ungeheure Summen zur Verfügung gestellt. Hunderte von Juden und Dissidenten, die in den vom KGB eingerichteten Kliniken für Geisteskranke verschwanden, dienten als seine Versuchskaninchen. Und er behauptet, einen Durchbruch auf dem Gebiet der Gedankeninterpretation und -beeinflussung erzielt zu haben.«
    »Haben wir nicht auch ein solches Projekt am Laufen?«
    erkundigte sich Oates.
    Brogan nickte. »Unseres hat den Codenamen
Fathom
, Ausloten, und forscht in die gleiche Richtung.«
    Oates stützte den Kopf eine Weile in die Hände, dann wandte er sich an Emmett. »Sie haben noch keinen Hinweis auf Vince Margolin, Larimer und Moran?«
    »Ich muß leider zugeben«, antwortete

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