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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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und warf sie weg. Nach beinahe drei Stunden nahm er die Brille ab und schloß einige Augenblicke lang seine brennenden Augen.
    Als er sie wieder öffnete, befand er sich nicht mehr in seinem Arbeitszimmer im Weißen Haus, sondern in einem kleinen, grauen, fensterlosen Raum mit hoher Decke.
    Er rieb sich die Augen, sah noch einmal umher und blinzelte in dem grauen Licht.
    Er befand sich noch immer in dem grauen Raum, nur saß er jetzt auf einem harten Holzstuhl, seine Knöchel waren an dessen vierkantige Beine gefesselt, und seine Hände an die Armlehnen.
    Heftige Angst durchzuckte ihn, er rief nach seiner Frau und den Agenten des Secret Service, aber es war nicht seine Stimme.
    Die Tonlage klang anders, tiefer, heiserer.
    Bald ging in einer Nische eine Tür nach innen auf, und ein kleiner Mann mit einem schmalen, intelligenten Gesicht kam herein. Seine dunklen Augen blickten nachdenklich, und er trug eine Injektionsspritze in der Hand.
    »Wie geht es uns heute, Herr Präsident?« fragte er höflich.
    Seltsamerweise verstand der Präsident die Worte mühelos, obwohl sie in einer fremden Sprache geäußert wurden. Dann hörte er sich selbst wiederholt schreien: »Ich bin Oskar Belkaja, ich bin nicht der Präsident der Vereinigten Staaten, ich bin Oskar –« Er brach ab, als ihm sein Besucher die Nadel in den Arm stach.
    Der gedankenverlorene Ausdruck lag unverändert auf dem Gesicht des kleinen Mannes; er schien daran festgeklebt. Er nickte zur Tür und ein anderer Mann in einer graubraunen Gefängnisuniform trat ein und stellte einen Kassettenrecorder auf einen primitiven Eisentisch, der am Boden festgeschraubt war. Er befestigte den Recorder mit Drähten an vier kleinen Ringen in der Tischplatte und verließ dann den Raum.
    »Damit Sie Ihre neue Lektion nicht auf den Boden feuern, Herr Präsident«, erklärte der hagere Mann. »Ich hoffe, Sie finden sie interessant.« Dann schaltete er den Recorder ein und verließ den Raum.
    Der Präsident bemühte sich, das verwirrende Entsetzen des Alptraums abzuschütteln. Doch alles wirkte zu real, um nur eine Täuschung zu sein. Er konnte seinen eigenen Schweiß riechen, den Schmerz spüren, als die Gurte an seiner Haut scheuerten, seine verzweifelten Schreie hören, die von den Wänden widerhallten. Sein Kopf sank auf seine Brust herab, und er begann unbeherrscht zu schluchzen, während die aufgezeichnete Mitteilung immer wieder erklang. Als er sich endlich halbwegs beruhigt hatte, hob er den Kopf, als würde auf ihm ein schweres Gewicht lasten, und blickte sich um. Er saß in seinem Arbeitszimmer im Weißen Haus.
    ###
    Minister Oates nahm Dan Fawcetts Anruf auf seinem privaten Anschluß entgegen. »Wie ist die Situation dort drüben?« fragte er, ohne viel Worte zu verschwenden.
    »Kritisch«, antwortete Fawcett. »Überall bewaffnete Wachen.
    Ich habe seit meiner Dienstzeit beim Fünften Regiment der Marines in Korea nicht mehr so viele Truppen auf einmal gesehen.«
    »Und der Präsident?«
    »Spuckt Anweisungen aus wie eine Maschinenpistole. Er hört auf keine Ratschläge seiner Berater mehr, mich eingeschlossen.
    Es wird immer schwerer, mit ihm zurechtzukommen.
    Noch vor zwei Wochen schenkte er abweichenden Standpunkten oder objektiven Bemerkungen seine volle Aufmerksamkeit. Jetzt nicht mehr. Man ist entweder seiner Meinung oder man steht vor verschlossener Tür. Megan Blair und ich sind die einzigen, die noch Zugang zu seinem Büro haben, und meine Tage sind auch schon gezählt. Ich werde abspringen, bevor das Dach einstürzt.«
    »Bleiben Sie, wo Sie sind«, wies Oates ihn an. »Es ist für alle Beteiligten am besten, wenn Sie und Oscar Lucas weiterhin in der Nähe des Präsidenten bleiben. Sie beide sind die einzige funktionierende Verbindung für uns ins Weiße Haus.«
    »Das wird aber nicht mehr funktionieren.«
    »Warum?«
    »Ich sagte Ihnen ja, selbst wenn ich hier bleibe, werde ich mit Sicherheit demnächst ausgesperrt. Mein Name rückt zusehends an die Spitze der schwarzen Liste des Präsidenten.«
    »Dann erwerben Sie sich wieder seine Gunst«, befahl Oates.
    »Kriechen Sie ihm in den Hintern und stimmen Sie allen Ideen zu, die er äußert. Spielen Sie den bedingungslosen Ja-Sager und übermitteln Sie uns sofort Berichte über alle Aktionen, die er unternimmt.«
    Eine lange Pause folgte. »Okay, ich werde mein Bestes tun, um Sie über alles zu unterrichten.«
    »Und teilen Sie Oscar Lucas mit, er soll sich auf Abruf bereithalten. Wir werden ihn

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