Tiefsee
brauchen.«
»Darf ich fragen, was los ist?«
»Noch nicht.«
Fawcett drängte nicht. Er wechselte das Thema. »Wollen Sie den letzten Geistesblitz unseres Präsidenten hören?«
»Schlimm?«
»Sehr schlimm. Er spricht davon, unsere Truppen aus dem NATO-Bündnis abzuziehen.«
Oates umklammerte den Hörer, bis seine Fingerknöchel weiß wurden. »Man muß dem Wahnsinn Einhalt gebieten«, knurrte er grimmig.
Fawcetts Stimme klang wie von weit her. »Der Präsident und ich haben einen langen gemeinsamen Weg hinter uns und zwar zum Besten unseres Landes, das muß ich zugeben.«
»Bleiben Sie mit uns in Verbindung.«
Oates legte den Hörer auf, schwenkte seinen Drehstuhl herum und starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Der Nachmittagshimmel hatte eine bedrohliche graue Farbe angenommen, und leichter Regen begann auf Washingtons Straßen niederzugehen, deren glitschige Flächen die Bundesgebäude in unheimlichen Verzerrungen widerspiegelten.
Am Ende würde er die Zügel der Regierung in die Hand nehmen müssen, dachte Oates bitter.
Er war sich wohl dessen bewußt, daß jeder Präsident in den letzten dreißig Jahren durch Ereignisse, die sich seiner Kontrolle entzogen, verleumdet und herabgewürdigt worden war.
Eisenhower war der letzte Präsident gewesen, der das Weiße Haus ebenso hochgeachtet verließ, wie er es betreten hatte. Ganz gleich, wie makellos oder geistig hervorragend der nächste Präsident auch sein, mochte, er wurde von der sturen Bürokratie und den zunehmend regierungsfeindlichen Nachrichtenmedien gesteinigt. Oates verspürte keinerlei Lust, zur Zielscheibe dieser Steinewerfer zu werden. Das gedämpfte Summen seiner Gegensprechanlage riß ihn aus seiner Träumerei. »Mr. Brogan und ein zweiter Herr wünschen Sie zu sprechen.«
»Schicken Sie sie herein«, ordnete Oates an. Als Brogan eintrat, stand er auf und kam hinter seinem Schreibtisch hervor.
Sie gaben einander kurz die Hand, und Brogan stellte den Mann neben ihm als Dr. Raymond Edgely vor.
Oates ordnete Edgely richtig als Akademiker ein. Der altmodische Bürstenhaarschnitt und die Schmetterlingsschleife wiesen auf eine Persönlichkeit hin, die sich selten der Universitätsaura entzog. Edgely war schlank, trug einen zottigen, wirr abstehenden Bart, und seine buschigen dunklen Augenbrauen waren ungepflegt, aufwärts gebürstet und verliehen ihm geradezu ein mephistophelisches Aussehen.
»Doktor Edgely ist der Leiter von ›Fathome‹, erklärte Brogan, »der Spezialabteilung der Agentur für Techniken der Bewußtseinskontrolle an der Greeley-Universität in Colorado.«
Oates ermunterte die beiden, auf einem Sofa Platz zu nehmen, und setzte sich ihnen gegenüber an einen Kaffeetisch mit Marmorplatte. »Ich erhielt soeben einen Anruf von Dan Fawcett. Der Präsident hat die Absicht, unsere Truppen aus dem NATO-Bündnis abzuziehen.«
»Ein weiterer Beweis, der unsere Vermutung nur erhärtet«, stellte Brogan fest. »Nur die Russen würden aus einem solchen Schritt Vorteile ziehen.«
Oates wandte sich an Edgely. »Hat Ihnen Martin erklärt, welchen Verdacht wir in bezug auf das Verhalten des Präsidenten hegen?«
»Ja. Mr. Brogan hat mich voll informiert.«
»Und was halten Sie von der Situation? Kann der Präsident durch geistige Beeinflussung gezwungen werden, unfreiwillig zum Verräter zu werden?«
»Ich gebe zu, daß die Handlungen des Präsidenten einen drastischen Persönlichkeitswandel dokumentieren, aber solange wir nicht eine Reihe von Tests mit ihm durchführen können, gibt es keine Möglichkeit, mit Sicherheit eine Veränderung im Gehirn oder eine Lenkung von außen festzustellen.«
»Er wird niemals seine Zustimmung zu einer solchen Untersuchung geben«, behauptete Brogan.»Das stellt natürlich ein Problem dar.«
»Erläutern Sie uns doch, Doktor«, meinte Oates, »wie die Bewußtseinsmanipulierung des Präsidenten durchgeführt worden sein könnte.«
»Wenn wir wirklich diese Tatsache ins Auge fassen«, antwortete Edgely, »müssen wir zunächst den Betreffenden eine gewisse Zeit in einer gebärmutterähnlichen Kammer einschließen, in der er allen Einflüssen der Sinne entzogen ist.
Während dieser Zeit werden seine Gehirnmuster studiert, analysiert und in einer Sprache dargestellt, die durch den Computer programmiert und übersetzt werden kann. Der nächste Schritt besteht darin, ein Implantat, in diesem Fall einen Mikrochip, mit den gewünschten Daten zu entwerfen und es dann mittels Psychochirurgie in das
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