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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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sie die Geretteten beim Schiff ab und kehrten ins Zentrum der treibenden Schiffbrüchigen zurück, um die Rettungsaktion fortzusetzen. Im Meer trieben Trümmer aller Art, Leichen jeden Alters und die um ihr Überleben Ringenden.
    Glücklicherweise war das Wasser warm, niemand litt an Unterkühlung, und auch Haie wurden nicht gesichtet.
    Ein Boot kam nahe an Giordino heran, der mithalf, die Mutter und die beiden Kinder an Bord zu heben. Dann kletterte er selbst hinein und bedeutete dem Steuermann, zu Pitt und Loren zu steuern. Sie gehörten zu den letzten Überlebenden, die an Bord gezogen wurden.
    Während das Boot längsseits kam, hob Pitt grüßend die Hand zu der kurzen gedrungenen Gestalt, die sich über die Bordwand beugte.»Hallo«, sagte Pitt mit breitem Grinsen. »Bin ich aber froh, Sie wiederzusehen.«
    »Ich freue mich, Ihnen zu Diensten zu sein«, antwortete der Steward, dem Pitt früher beim Fahrstuhl begegnet war. Er grinste gleichfalls und entblößte eine Reihe großer Zähne im Oberkiefer, die durch eine breite Zahnlücke getrennt waren.
    Er langte hinunter, faßte Loren an den Handgelenken und zog sie mühelos aus dem Wasser ins Boot. Pitt streckte seine Hand aus, doch der Steward übersah sie geflissentlich. »Tut mir leid, wir haben keinen Platz mehr.«
    »Was – was reden Sie da?« fragte Pitt. »Das Boot ist doch halb leer.«
    »Sie sind an Bord meines Schiffes nicht willkommen.«
    »Verdammt, es gehört doch gar nicht Ihnen.«
    »O doch, es gehört mir.«
    Pitt starrte den Steward ungläubig an, dann drehte er sich langsam um und warf einen Blick über das Wasser auf das Containerschiff. Auf der Steuerbordwand stand der Name
Chalmette
, aber auf den auf dem Oberdeck gestapelten Containern stand »Bougainville«. Pitt begriff die Situation und hatte das Gefühl, daß man ihm einen Tritt in den Magen versetzt hatte.
    »Unsere Begegnung ist ein glücklicher Zufall für mich, Mr. Pitt, aber leider ein Mißgeschick für Sie.«
    Pitt starrte den Steward an. »Sie kennen mich?«
    Das Grinsen wandelte sich zu einer Fratze aus Haß und Verachtung. »Nur allzu gut. Ihre Einmischung ist Bougainville Maritime teuer zu stehen gekommen.«
    »Sagen Sie mir, wer Sie sind«, rief Pitt, um Zeit zu gewinnen, während er verzweifelt den Himmel nach einem Marine-Rettungshubschrauber absuchte.
    »Ich glaube nicht, daß ich Ihnen diese Freude machen werde«, zischte der Steward mit der Wärme einer Tiefkühltruhe.
    Loren, die das Gespräch nicht hören konnte, zog den Steward am Arm. »Warum nehmen Sie ihn nicht an Bord? Worauf warten Sie noch?«
    Er wandte sich um und schlug sie mit dem Handrücken ins Gesicht, so daß sie rückwärts stolperte und zwischen zwei Gerettete fiel, die vor Überraschung wie gebannt waren.
    Giordino, der am Heck des Bootes stand, trat vor. Ein Matrose zog eine automatische Schrotflinte unter einem Sitz hervor und stieß ihm den hölzernen Kolben in den Magen.
    Giordinos Mund klappte auf, er schnappte nach Luft, verlor den Halt und fiel teilweise über den Bootsrand, so daß seine Arme kraftlos ins Wasser hingen.
    Der Steward preßte die Lippen zusammen, und seine glatten Gesichtszüge ließen keine Gefühlsregung erkennen. Nur seine Augen glänzten bösartig. »Ich danke Ihnen für Ihre Mitwirkung, Mr. Pitt. Und insbesondere, daß Sie so aufmerksam waren, zu mir zu kommen.«
    »Geh zum Teufel!« fuhr ihn Pitt an.
    Der Steward hob ein Ruder über seinen Kopf. »Gute Reise, Dirk Pitt.«
    Das Ruder sauste herab, traf Pitt an der rechten Seite der Brust und stieß ihn unter das Wasser.
    Die Luft wurde aus seiner Lunge gepreßt, und ein stechender Schmerz zuckte durch seinen Brustkorb. Er kam wieder an die Oberfläche und hob den linken Arm schützend über den Kopf, um den nächsten unvermeidlichen Schlag abzuwehren, jedoch zu spät. Das Ruder in den Händen des Stewards schmetterte Pitts ausgestreckten Arm nach unten und traf seine Schädeldecke.
    Der blaue Himmel verdunkelte sich für Pitt schlagartig, während er das Bewußtsein verlor, langsam unter das Rettungsboot trieb und versank, bis er nicht mehr zu sehen war.

59
    Die Frau des Präsidenten betrat sein Arbeitszimmer im ersten Stock, gab ihm einen Gute-Nacht-Kuß und ging dann zu Bett.
    Er saß in einem Stuhl mit gestickter Polsterung und hoher Rückenlehne und studierte einen Stoß Statistiken über die letzten Wirtschaftsprognosen, wobei er sich auf einem Schreibblock zahlreiche Notizen machte. Manche hob er auf, andere zerriß er

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