Tiefsee
gesagt.«
Der Präsident sah aus, als wollte er zornig entgegnen, doch plötzlich gähnte er und schüttelte den Kopf, um die aufsteigende Schläfrigkeit abzuschütteln. »Ganz gleich, was die Leute glauben«, sagte er langsam, »ich habe die Welt von der Bedrohung durch Atomwaffen befreit, und das ist alles, worauf es ankommt.«
Fawcett reagierte auf das Stichwort und gähnte ebenfalls.
»Wenn Sie mich heute abend nicht mehr brauchen, Herr Präsident, werde ich nach Hause fahren und mich in mein weiches Bett legen.«
»Ich auch«, stimmte Lucas zu. »Meine Frau und die Kinder fragen sich allmählich, ob ich überhaupt noch lebe.«
»Selbstverständlich, tut mir leid, daß ich Sie so lange zurückgehalten habe.« Der Präsident ging zum Bett, schleuderte die Pantoffeln weg und zog den Bademantel aus. »Würden Sie bitte noch den Fernseher einschalten, Oscar? Ich möchte noch ein paar Minuten der Mitternachtsnachrichten erwischen.« Dann wandte er sich an Fawcett. »Dan, setzen Sie gleich morgen früh eine Besprechung mit General Metcalf an. Er soll mich über seine Truppenbewegungen unterrichten.«
»Ich werde dafür sorgen«, versicherte ihm Fawcett. »Gute Nacht.«
Im Fahrstuhl, der ins Erdgeschoß hinunterfuhr, sah Fawcett auf die Uhr. »Zwei Stunden reichen.«
»Er wird schlafen wie ein Toter, und beim Aufwachen wird ihm speiübel sein«, prophezeite Lucas.
»Übrigens, wie haben Sie es eigentlich geschafft? Ich habe nicht bemerkt, daß Sie etwas in seinen Tee taten, und dennoch haben Sie alle drei Tassen aus derselben Kanne eingeschenkt!«
»Ein altes Zauberkunststück«, lachte Lucas. »Die Teekanne hat zwei Abteilungen.«
Die Fahrstuhltüren gingen auf, und sie standen vor Emmett, der sie erwartete. »Irgendwelche Probleme gehabt?« fragte er.
Fawcett schüttelte den Kopf. »Alles ging wie geschmiert. Der Präsident schläft tief und fest.«
Lucas sah ihn warnend an. »Jetzt kommt der schwierigste Teil – nämlich die Russen zu täuschen.«
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»Er schläft heute nacht ungewöhnlich tief«, stellte Lugowoj fest.
Der Psychologe, der die Überwachung während der Frühmorgenschicht leitete, nickte. »Ein gutes Zeichen. Weniger Möglichkeit für den Genossen Belkaja, in die Träume des Präsidenten einzudringen.«
Lugowoj musterte den Bildschirm, der die Körperfunktionen des Präsidenten aufzeichnete.
»Temperatur um ein Grad höher. Die Nasengänge verstopfen sich allmählich. Sieht so aus, als würde unsere Versuchsperson entweder eine Sommererkältung oder die Grippe bekommen.«
»Faszinierend, daß wir wissen, daß er von einem Virus befallen wird, bevor er es selbst merkt.«
»Ich glaube nicht, daß es ernst ist«, sagte Lubowoj. »Aber achten Sie lieber darauf, falls sich etwas entwickelt, das unser Projekt gefährden könnte –«
Plötzlich verblaßten die grünen Daten auf den vielen Bildschirmen in dem Bedienungspult zu verzerrten Linien und schließlich blieben die Monitoren dunkel.
Der überwachende Psychologe war völlig verblüfft. »Was zum Teufel –«
Dann kamen die Daten ebenso rasch, wie sie verschwunden waren, in leuchtenden, klaren Ziffern wieder, Lugowoj kontrollierte schnell die Stromkreiswarnlichter. Sie zeigten alle den Normalzustand an.
»Was war es Ihrer Meinung nach?«
Lugowoj meinte nachdenklich: »Möglicherweise ein vorübergehendes Aussetzen des implantierten Senders.«
»Kein Anzeichen einer Störung?«
»Vielleicht eine elektrische Interferenz?«
»Natürlich. Irgendeine atmosphärische Störung. Das wäre eine mögliche Erklärung. Die Symptome stimmen überein. Was könnte es sonst gewesen sein?«
Lugowoj strich sich mit der Hand müde über das Gesicht und beobachtete die Bildschirme.
»Nichts«, meinte er düster. »Nichts von Bedeutung.«
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General Metcalf saß in seinem Armee-Amtssitz und schwenkte den Brandy in seinem Glas herum, während er den Deckel des Berichtes auf seinem Schoß schloß. Er blickte traurig zu Emmett hinüber, der ihm gegenüber saß.
»Ein tragisches Verbrechen«, sagte er langsam. »Der Präsident besaß die besten Möglichkeiten, geschichtliche Größe zu erreichen. Nie saß ein besserer Mann im Weißen Haus.«
»Die Fakten sind alle drinnen enthalten.« Emmett zeigte auf den Bericht. »Es ist den Russen zuzuschreiben, daß er geistig nicht mehr fähig ist, im Amt zu bleiben.«
»Ich muß zustimmen, aber es fällt mir nicht leicht. Er und ich waren vierzig Jahre lang befreundet.«
»Werden Sie die Truppen
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