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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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eisgekühltem Wodka trug. Antonow schien bester Laune zu sein und setzte sich lässig auf das Eisengeländer der Terrasse.
    »Sie haben eine schöne neue Datscha«, sagte Polewoj.
    »Danke. Ich habe sie von einem französischen Architektenteam entwerfen lassen. Sie haben mir keinen einzigen Rubel dafür berechnet. Sie würde natürlich der kritischen Überprüfung durch ein staatliches Baukomitee nicht standhalten. Zu bourgeois. Aber hol’s der Teufel, die Zeiten ändern sich eben.« Dann kam er übergangslos auf ein anderes Thema zu sprechen. »Was gibt es Neues in Washington?«
    »Der Präsident wird seines Amtes enthoben.«
    »Wann?«
    »Morgen um diese Zeit.«
    »Das steht zweifelsfrei fest?«
    »Ohne jeglichen Zweifel.«
    Antonow griff nach seinem Wodkaglas, leerte es, und das Mädchen füllte es sofort wieder.
    Polewoj nahm an, daß das Mädchen zu mehr Diensten fähig war, als dem Leiter der Sowjetunion nur Wodka einzuschenken.
    »Haben wir uns verrechnet, Wladimir?« fragte Antonow.
    »Haben wir erwartet, zu viel auf einmal zu schnell vollbringen zu können?«
    »Niemand kann voraussehen, wie diese Amerikaner reagieren. Sie verhalten sich nicht auf die herkömmliche Art und Weise.«
    »Wer wird der neue Präsident werden?«
    »Alan Moran, der Sprecher des Repräsentantenhauses.«
    »Können wir mit ihm zusammenarbeiten?«
    »Meine Quellen behaupten, daß er ein verschlagener Mensch ist, aber er läßt sich vermutlich beeinflussen.«
    Antonow schaute auf ein kleines Fischerboot weit draußen auf dem Wasser. »Wenn ich die Wahl hätte, wäre mir Moran lieber als Vizepräsident Margolin.«
    »Ganz entschieden«, stimmte Polewoj zu. »Margolin ist ein engagierter Feind unserer kommunistischen Gesellschaft, der fest daran glaubt, daß die amerikanische Militärmaschinerie über den Stand der unseren hinaus entwickelt und ausgebaut werden sollte.«
    »Gibt es etwas, das unsere Leute, natürlich äußerst vorsichtig, tun könnten, um Moran ins Weiße Haus zu helfen?«
    Polewoj schüttelte den Kopf. »Sehr wenig, das das Risiko der Entdeckung und negativer Propaganda wert ist.«
    »Wo befindet sich Margolin?«
    »Noch immer in den Händen der Bougainvilles.«
    »Besteht die Möglichkeit, daß ihn die alte chinesische Hexe rechtzeitig freiläßt, um Moran auszuschalten?«
    Polewoj machte eine hilflose Geste. »Wer kann ihre Pläne mit Sicherheit voraussagen?«
    »Wenn Sie an ihrer Stelle wären, Wladimir, was würden Sie tun?«
    Polewoj überlegte eine Weile, dann sagte er: »Ich würde mit Moran eine Abmachung treffen, um Margolin auszuschalten.«
    »Hat Moran genügend Mut, um darauf einzugehen?«
    »Wenn ein Mann, der in einer überaus hilflosen Lage gefangengehalten wird, zwischen Ihnen und der Führung einer Supermacht stünde, wie würden Sie sich verhalten?«
    Antonow brach in Gelächter aus, das einen in der Nähe sitzenden Vogel so erschreckte, daß er aufflog. »Sie durchschauen mich wie Glas, alter Freund. Ich verstehe, was Sie meinen. Ich würde nicht zögern, ihn zu beseitigen.«
    »Die amerikanischen Nachrichtenmedien berichten, daß Moran behauptet, Margolin habe Selbstmord durch Ertrinken begangen.«
    »Deine Theorie von Ihnen steht also auf festen Beinen«, fand Antonow. »Vielleicht wird uns die alte Lotosblume aus Stahl letzten Endes doch einen Gefallen erweisen.«
    »Unser Vertrag mit ihr hat wenigstens nichts gekostet.«
    »Apropos Kosten, wie steht es mit dem Gold?«
    »Admiral Bortschawskij hat mit der Bergungsoperation begonnen. Er nimmt an, daß er sämtliche Barren innerhalb von drei Wochen heben kann.«
    »Das ist eine gute Nachricht. Und wie steht es mit Doktor Lugowoj? Kann er sein Projekt fortsetzen, wenn der Präsident seines Amtes enthoben wurde?«
    »Ja. Der Kopf des Präsidenten birgt einen großen Schatz an Geheimnissen über die Vereinigten Staaten. Lugowoj muß ihn nur noch anzapfen.«
    »Dann halten Sie das Projekt weiterhin in Gang. Stellen Sie für Lugowoj eine möglichst vollständige Liste von wichtigen politischen und militärischen Persönlichkeiten zur Verfügung, die wir sondieren wollen. Alle amerikanischen Staatsmänner, die ihr Amt verlieren, werden wegen ihrer Erfahrungen befragt, auch wenn ihre Arbeit schlecht war. Die kapitalistischen Massen haben ein kurzes Gedächtnis. Die Kenntnisse, die der Präsident derzeit besitzt und die in Besprechungen mit seinen Nachfolgern noch erweitert werden, können in Zukunft für uns von großem Vorteil sein. Diesmal werden wir uns

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