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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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in Geduld üben und sorgsam sondieren. Das Gehirn des Präsidenten kann sich als Gans erweisen, die noch jahrzehntelang goldene Spionage-Eier legt.«
    Polewoj hob sein Glas. »Einen Toast auf den besten Geheimagenten, den wir jemals angeworben haben.«
    Antonow lächelte. »Möge er lange wirken.«
    Auf der anderen Hemisphäre saß Raymond Edgely an einem Steuerpult und las die Aufzeichnungen auf einer Papierrolle ab.
    Er schob sich die Brille auf die Stirn und rieb sich die geröteten Augen. Trotz seiner scheinbaren Müdigkeit verfügte er über eisern gezügelte nervöse Energie. Sein Wettkampfeifer war geweckt. Die Gelegenheit, seinen allgemein hoch eingeschätzten Gegenspieler durch psychologische Schachzüge zu schlagen, ließ ihn jeden Gedanken an Schlaf vergessen.
    Dr. Harry Greenberg, ein angesehener, selbständiger Forscher auf dem Gebiet der Psychiatrie, zündete seine Tonpfeife an.
    Nachdem er den Inhalt des fleckigen, gelben Pfeifenkopfs zum Glühen gebracht hatte, zeigte er mit dem Pfeifenstiel auf die Aufzeichnungen.
    »Es hat keinen Sinn, noch länger zu warten, Ray. Ich bin davon überzeugt, daß wir die erforderlichen Daten beisammen haben, um den Wechsel vorzunehmen.«
    »Ich möchte nichts überstürzen, bevor ich nicht sicher bin, daß wir Alexej täuschen können.«
    »Tu es«, drängte Greenberg. »Hör auf, herumzufummeln, und fang schon an.«
    Edgely blickte die zehn Mitglieder seines Psychologenteams an. Sie erwiderten seinen Blick voller Erwartung. Dann nickte er. »Okay. Alle in Bereitschaft, um die Gedankenübertragung vom Implantat des Präsidenten auf unseren Zentralcomputer umzuschalten.«
    Greenberg ging im Raum umher, sprach kurz mit jedem und kontrollierte noch einmal die Arbeitsteilung. Drei Psychologen saßen vor dem Computerpult und hielten ihre Hände über den Knöpfen bereit. Die anderen beobachteten die Bildschirme und lasen die Daten ab.
    Edgely wischte sich nervös die Handflächen mit einem Taschentuch trocken. Greenberg stand seitlich hinter ihm.
    »Wir dürfen uns nicht während eines Denkmusters oder mitten in Lugowojs Instruktionen einschalten«, warnte Greenberg.
    »Das weiß ich«, sagte Edgely, ohne den Blick von dem Bildschirm zur Übersetzung der Gehirnwellen zu wenden.
    »Unsere Computerübertragung muß auch mit seinem Pulsschlag und anderen Körperfunktionen genau übereinstimmen.«
    Der Programmierer tippte den Befehl ein und wartete. Alle warteten und beobachteten den leeren Bildschirm, der Erfolg oder Mißerfolg anzeigen würde. Die Minuten tickten dahin, niemand sprach, die einzigen Geräusche kamen von dem leisen Summen der elektronischen Hardware, während der Computer auf die Millisekunde genau wartete, um das Kommando zu übernehmen. Dann plötzlich erschienen auf dem Bildschirm die Worte:
    »Kommunikationsübertragung durchgeführt.«
    Alle sieben stießen einen Seufzer der Erleichterung aus, begannen wieder zu sprechen und gratulierten einander so begeistert, als befänden sie sich in einem NASA-Flugkontrollzentrum nach einem erfolgreichen Raketenstart.
    »Glaubst du, daß Alexej darauf hereinfallen wird?« fragte Edgely.
    »Keine Sorge. Er wird nie den geringsten Verdacht hegen. Alexej Lugowojs Selbstbewußtsein wird ihn nie auf den Gedanken kommen lassen, daß ihn jemand hinters Licht führen könnte.«
    Greenberg machte eine Pause, um einen Rauchring auszustoßen. »Er wird alles schlucken, was wir ihm eingeben, und es nach Moskau schicken, als wäre es ein Gottesgeschenk für die Gegenspionage.«
    »Ich hoffe es«, stöhnte Edgely und tupfte sich die schweißnasse Stirn trocken. »Als nächster Schritt muß der Präsident in das Walter Reed-Krankenhaus gebracht und das Implantat entfernt werden.«
    »Alles zu seiner Zeit«, widersprach Greenberg und holte eine Flasche Champagner heraus, während ein Mitglied des Teams Gläser verteilte. Sie ließen den Pfropfen knallen und schenkten ein. Greenberg hob sein Glas.
    »Auf Doc Edgely«, brachte er grinsend seinen Trinkspruch aus, »der das KGB um zehn Jahre zurückgeworfen hat.«

VIERTER TEIL
    DIE »STONEWELL JACKSON«

68
    13. August 1989 New Orleans, Louisiana
    Pitt schlummerte den größten Teil des Fluges über, während Giordino die Steuerung bediente.
    Die Nachmittagssonne strahlte vom klaren Himmel, als sie über den blaugrünen Gewässern des Pontchartrainsees niedergingen und auf dem kleinen Flughafen landeten, der bei New Orleans vom Ufer hinausragt. Das aquamarinblaue NUMA-Düsenflugzeug

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