Tiefsee
interne Grabenkämpfe auslöste.
Margolin wäre vielleicht Präsident geworden, wenn es nach den Wählern ginge, aber es ging nach der Partei. Hier arbeiteten seine Integrität und sein Image als »Revolutionär und Macher«
gegen ihn. Zu oft hatte er verweigert, sich bei Differenzen der Parteilinie unterzuordnen, wenn er an eine bessere Lösung glaubte: Er blieb ein Einzelgänger, der seinen eigenen Ideen folgte.
Er wurde so wie andere Politiker dieses Schlages auf den Posten des Vizepräsidenten geschoben, um ihn aus dem Weg zu bekommen, und die Bannerträger der Partei waren erstaunt, als er diese Berufung annahm.
Der Präsident sah Margolin nach, als er in den Hauptsalon verschwand; in ihm kämpften Ärger und Eifersucht. Er mußte sich eingestehen, daß Margolin für das Präsidentenamt besser geeignet war als er selbst. Fawcett kam mit fassungslosem Gesichtsausdruck über das Deck daher. »Was, zum Teufel, macht Vince hier?« fragte er nervös.
»Das wüßte ich verdammt selber gerne«, murrte der Präsident.
»Er behauptet, er sei eingeladen worden.«
Fawcett sah betroffen aus. »Mein Gott, jemand vom Stab muß etwas durcheinandergebracht haben.«
»Jetzt ist es aber zu spät. Ich kann ihm doch nicht einfach sagen, daß er nicht erwünscht ist und wieder gehen soll.«
Fawcett war noch immer verwirrt. »Ich verstehe es einfach nicht.«
»Ich auch nicht, aber jetzt haben wir ihn nun einmal auf dem Hals.«
»Er könnte alles platzen lassen.«
»Das glaube ich nicht. Unabhängig davon, was wir von Vince halten, hat er nie eine Erklärung abgegeben, die meinem Image geschadet hätte. Das ist mehr, als eine Menge Präsidenten von ihrem Vize sagen können.«
Fawcett fand sich mit der Situation ab. »Es gibt nicht genügend Kabinen für alle. Ich werde die meine zur Verfügung stellen und an Land übernachten.«
»Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar, Dan.«
»Ich kann bis heute abend an Bord bleiben und mich dann in einem Hotel in der Nähe einmieten.«
»Unter den gegebenen Umständen«, überlegte der Präsident, »wäre es vielleicht am besten, wenn sie zurückblieben. Da Vince nun einmal hier ist, möchte ich nicht, daß unsere Gäste glauben, wir verbündeten uns gegen sie.«
»Ich werde die Dokumente zur Untermauerung Ihrer Auffassung in Ihrer Kabine lassen.«
»Danke. Ich werde sie noch vor dem Abendessen studieren.«
Dann machte der Präsident eine Pause. »Übrigens, haben Sie etwas über die Lage in Alaska gehört?«
»Nur, daß die Suche nach dem Nervengift noch im Gang ist.«
Der Präsident nickte und gab Fawcett die Hand. »Auf Wiedersehen bis morgen.«
Später stand Fawcett unter den gereizten Geheimdienstagenten von der Abteilung des Vizepräsidenten am Kai. Während er zusah, wie die veraltete weiße Jacht in den Anacostia River einfuhr, bevor sie nach Süden zum Potomac abbog, spürte er einen harten Druck in der Magengegend.
Er hatte Senator Larimer und den Kongreßabgeordneten Moran persönlich telefonisch eingeladen. Und Margolin behaup tete, seine Einladung sei verlegt worden.
Aber es gab gar keine schriftlichen Einladungen.
Das paßte doch alles nicht zusammen.
Lucas schlüpfte in seine Jacke und wollte gerade sein Büro verlassen, als das mit dem Befehlsstand verbundene Telefon summte.
»Lucas.«
»Hier ist das ›Frauenboot‹«, meldete sich George Blakowls Stimme mit dem Kodenamen für die stattfindende Fahrt.
Der Anruf kam unerwartet. Lucas befürchtete sofort das Schlimmste. »Los, sprich schon«, verlangte er kurz.
»Wir haben hier eine schwierige Situation. Es ist kein dringender Fall, ich wiederhole, kein dringender Fall. Aber etwas ist eingetreten, das nicht vorgesehen war.«
Lucas stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Ich höre.«
›»Shakespeare‹ befindet sich auf dem Boot«, sagte Blackowl, der damit den Vizepräsidenten mit seinem Kodenamen bezeichnete.
»Er ist wo?« keuchte Lucas.
»Als wir ablegen wollten, tauchte er aus dem Nichts auf und kam an Bord. Dan Fawcett überließ ihm seine Kabine und ging an Land. Als ich den Präsidenten fragte, warum die Passagierliste in letzter Minute geändert worden war, sagte er mir, ich solle es laufen lassen. Aber ich rieche, daß etwas nicht in Ordnung ist.
»Wo ist Rhinemann?«
»Hier mit mir auf der Jacht.«
»Ruf ihn an den Apparat.«
Nach einer Pause meldete sich Hank Rhinemann, der diensthabende Leiter der Sicherheitsabteilung des Vizepräsidenten. »Oscar, wir haben eine nicht vorgesehene
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