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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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und verschwand in den Hauptsalon.
    »Viel Spaß«, meinte Lucas sarkastisch zu Blackowl. »Um diese Reise beneide ich dich nicht.«
    Als er einige Minuten später durch das Tor des Marinegeländes auf die M-Street fuhr, begegnete Lucas einem kleineren Chevrolet, in dem ihm der Kongreßabgeordnete Alan Moran, der Sprecher des Repräsentantenhauses, entgegenkam.
    Lucas mochte ihn nicht, denn Moran, keineswegs so hervorragend wie sein Vorgänger, war ein Held in der Art von Horatio Alger, dem weniger durch Intelligenz und Einfühlungsvermögen Erfolg beschieden war, als vielmehr indem er sich als Nutznießer in den einflußreichen Kreisen des Kongresses herumgetrieben und Politikern mehr Gefallen erwiesen hatte, als er für sich beanspruchte. Als man ihn einmal beschuldigte, hinter einem Pachtvertrag für Ölbohrungen auf Regierungsgebiet zu stecken, hatte er sich aus dem Skandal heraus gemogelt, indem er manchen Politiker an dessen politische Schuldigkeit ihm gegenüber gemahnte.
    Er blickte beim Fahren weder nach links noch nach rechts; Lucas folgerte daraus, daß seine Gedanken darauf konzentriert waren, wie er seinen Einfluß auf den Präsidenten ausnützen konnte. Nicht ganz eine Stunde später, während sich die Besatzung der Präsidentenjacht anschickte abzulegen, kam Vizepräsident Margolin mit einer Kleidertasche an Bord, die er sich über die Schulter gehängt hatte. Er zögerte einen Augenblick, ehe er den Präsidenten erblickte, der allein in einem Deckstuhl in der Nähe des Hecks saß und den Sonnenuntergang über der Stadt beobachtete. Ein Steward erschien und nahm Margolin die Tasche ab.
    Der Präsident blickte auf und starrte ihn an, als würde er ihn nicht gleich erkennen.
    »Vince?«
    »Es tut mir leid, daß ich so spät komme«, entschuldigte sich Margolin. »Aber einer meiner Mitarbeiter hatte deine Einladung verlegt, und ich entdeckte sie erst vor einer Stunde.«
    »Ich war nicht sicher, ob du es noch schaffen würdest«, murmelte der Präsident kaum verständlich.
    »Perfektes Timing. Beth besucht unseren Sohn in Stanford und kommt erst Dienstag zurück, und ich hatte nichts auf meinem Terminkalender, das sich nicht verschieben ließ.«
    Der Präsident stand auf und zwang sich zu einem freundlichen Lächeln. »Senator Larimer und Abgeordneter Moran befinden sich auch an Bord. Sie sind im Speisesalon. Warum begrüßt du sie nicht und läßt dir rasch einen Drink geben?«
    »Einen Drink könnte ich gut gebrauchen.«
    In der Tür stieß Margolin mit Fawcett zusammen, und sie wechselten ein paar Worte miteinander.
    Der Zorn im Gesicht des Präsidenten sprach Bände. Genauso wie er und Margolin sich in Stil und Aussehen unterschieden – der Vizepräsident war hochgewachsen, gut gebaut, hatte kein Gramm Fett am Körper, ein gutgeschnittenes Gesicht, glänzende blaue Augen und eine freundliche, gewinnende Ausstrahlung – so verschieden waren ihre politischen Ansichten.
    Der Präsident erreichte durch seine feurigen Reden Begeisterung und einen hohen Beliebtheitsgrad. Er war ein Idealist und Visionär, oft von der Erstellung von Programmen fast vollkommen in Anspruch genommen, die in zehn bis fünfzig Jahren für die Welt von Vorteil sein würden. Leider waren es zumeist Programme, die nicht zu den selbstsüchtigen Bestrebungen der Politiker mit hauptsächlichem Interesse an ihrer eigenen Provinz paßten.
    Margolin war dagegen der Öffentlichkeit und den Nachrichtenmedien gegenüber zurückhaltender und setzte seine Energie mehr für die Innenpolitik ein. Er vertrat daher den Standpunkt zu dem Hilfsprogramm des Präsidenten für die Kommunisten, daß das Geld besser im eigenen Lande ausgegeben werden sollte.
    Der Vizepräsident war der geborene Politiker. Er hatte die gesamte Verfassung im Kopf. Er hatte es auf dem Weg nach oben schwer gehabt, er hatte sich hinaufgedient, hatte in der Staatslegislative begonnen, war dann Gouverneur und später Senator im Kongreß geworden.
    Als er dann in seinem Büro im Russellgebäude saß, umgab er sich mit einer Bombenmannschaft von Ratgebern, die eine Spürnase für strategische Kompromisse und politische Neuerungen besaßen. Während der Präsident die Gesetzgebung unter sich hatte, war es Margolin, der den Durchgang der Gesetze durch das Labyrinth von Beratungsausschüssen und Politik koordinierte und nur allzu oft den Stab des Weißen Hauses als ungeschickte Amateure erscheinen ließ; eine Situation, die beim Präsidenten nicht gut ankam und beträchtliche

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