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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Gegenstand, der im unteren Teil des Abhanges ins Meer vorspringt.«
    Dovers Gesichtsausdruck wurde ungläubig. »Mein Gott, es ist das Heck eines Schiffes!«
    »Sie können das spitze Heck und die obere Hälfte des Steuerruders ausmachen.«
    »Ja, ja, und ein Stück von den Aufbauten am Achterdeck.«
    Dovers Frustration schwand schlagartig, während seine Erregung über diese Entdeckung wuchs. »Unglaublich! Sie ist mit dem Bug im Ufer eingegraben, als wäre sie von einer Lawine verschüttet worden. Aufgrund des Kreuzerhecks und des Balance-Tenders würde ich meinen, daß es sich um ein altes Libertyschiff handelt.« Er schaute auf, während sich in seinem Blick zunehmendes Interesse abzeichnete. »Ob es die
Pilottown
sein könnte?«
    »Kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    »Eines der großen ungelösten Rätsel in den nördlichen Gewässern. Die
Pilottown
pendelte bis vor zehn Jahren zwischen Tokio und der Westküste hin und her, als ihre Besatzung meldete, daß sie in einem Sturm sinke. Eine Suchaktion wurde gestartet, doch man fand keine Spur von dem Schiff. Zwei Jahre später stolperte ein Eskimo über die
Pilottown
, die hundertsechzig Kilometer oberhalb von Nome im Eis steckte. Er ging an Bord, aber das Schiff war verlassen, keine Spur von der Besatzung oder der Ladung war zu sehen.
    Einen Monat später, als er mit seinem Stamm zurückkam, um mitzunehmen, was sie Brauchbares finden konnten, war das Schiff verschwunden. Fast zwei Jahre vergingen, dann hieß es, daß sie südlich der Beringstraße trieb. Die Küstenwachschiffe liefen aus, konnten sie aber nirgends finden. Die ruhelose
Pilottown
wurde dann erst nach weiteren acht Monaten gesichtet. Dann enterte sie die Besatzung eines Trawlers. Sie stellten fest, daß sie sich noch in recht gutem Zustand befand.
    Dann verschwand sie zum letztenmal.«
    »Ich glaube mich zu erinnern, daß ich etwas darüber gelesen habe…« Pitt machte eine Pause. »Ach ja, das Geisterschiff.«
    »So haben die Medien sie getauft«, bestätigte Dover. »Sie beschrieben ihr Verschwinden als eine Art Versteckspiel ›hier bin ich, hier bin ich nicht‹.«
    »Das wird für sie ja ein gefundenes Fressen sein, wenn sich herausstellt, daß sie jahrelang mit einer Ladung Nervengift auf den Meeren trieb.«
    »Man kann sich unmöglich die schrecklichen Folgen vorstellen: Wenn der Rumpf im Packeis zerdrückt worden oder an einem Felsen zerschellt wäre, hätte es ein sofortiges Austreten des Nervengiftes zur Folge gehabt«, fügte Dover hinzu.
    »Wir müssen in ihre Laderäume gelangen«, schlug Pitt vor.
    »Rufen Sie Mendoza, geben Sie ihr die Position des Wracks an und sagen Sie ihr, daß sie ein Team von Chemikern auf dem Luftweg hierher schicken soll. Wir werden inzwischen vom Wasser aus erkunden.«
    Dover nickte. »Ich werde mich um die Barkasse kümmern.«
    »Nehmen Sie Acetylen-Schneidbrenner mit, falls wir uns den Weg ins Innere aufschneiden müssen.«
    Dover beugte sich über den Kartentisch und starrte ernst auf den Mittelpunkt des eingezeichneten Kreises. »Ich habe nie auch nur eine Minute daran gedacht, daß ich einmal auf dem Deck des Geisterschiffes stehen würde.«
    »Wenn Sie recht haben«, sagte Pitt, der in seine Kaffeetasse starrte, »steht die
Pilottown
vor ihrer letzten Vorstellung.«
8
    Das Meer war ruhig gewesen, aber als die Barkasse der
Catawaha
vierhundert Meter von der einsamen Küste entfernt war, wirbelte ein Wind von zwanzig Knoten das Wasser auf.
    Die mit dem Nervengift verunreinigte Gischt traf die Kabinenfenster mit der Wucht von sturmgetriebenem Sand.
    Doch dort, wo das Wrack gestrandet lag, schien das Wasser halbwegs ruhig zu sein, denn es wurde durch die zackigen, vorgelagerten Felsspitzen geschützt, die hundert Meter vor der Küste wie einsame Schornsteine ausgebrannter Häuser in die Höhe ragten.
    Hoch über dem aufgewühlten Wasser lag der Vulkan Augustin ruhig und friedlich im Schein der Spätnachmittagssonne. Er war einer der schönsten Berge im Pazifik, der mit der ebenmäßigen Kontur des Fudschijama in Japan wetteiferte.
    Die starke Barkasse ritt für einen Augenblick auf einer Welle mit weißer Schaumkrone, bevor sie über den Kamm hinabtauchte. Pitt stemmte die Beine ein und hielt sich mit beiden Händen an der Reling fest, während seine Augen den Strand absuchten.
    Das Wrack hatte sich in einem Winkel von zwanzig Grad auf die Seite gelegt, und das Achterschiff war mit braunem Rost überzogen. Das Ruder war voll nach Steuerbord eingeschlagen,

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