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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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und zwei mit Entenmuscheln bedeckte Blätter der Schiffsschraube ragten aus dem schwarzen Sand heraus. Die Buchstaben ihres Namens und Heimathafens waren so sehr verwischt, daß man sie nicht mehr lesen konnte.
    Pitt, Giordino und Dover, die beiden Umweltschutzwissenschaftler und einer der jüngeren Offiziere der
Catawaha
trugen weiße, luftdicht verschließbare Schutzanzüge, die sie vor dem tödlichen Sprühwasser schützen sollten. Sie standen durch kleine Sender in ihren Schutzhelmen miteinander in Verbindung. An ihren Gürteln waren komplizierte Filtersysteme befestigt, um ihre Atemluft zu reinigen.
    Das Meer um sie war mit toten Fischen jeder Art bedeckt.
    Zwei leblose Wale rollten gemeinsam mit verfaulenden, verwesten Tümmlern, Seelöwen und gefleckten Robben von der Flut getrieben vor und zurück. Tausende von Vögeln schwammen inmitten der grausigen Kadaver. Nichts Lebendes war in diesem Gebiet verschont worden.
    Dover steuerte die Barkasse fachgerecht durch die bedrohliche Barriere der aus dem Wasser ragenden Riffe, die die Reste einer früheren Küstenlinie bildeten. Er verlangsamte das Tempo, wartete darauf, daß sich die Brandung legte, und ließ sich Zeit, während er sorgfältig die Tiefe abschätzte. Als dann eine Welle an den Strand schlug und beim Zurücklaufen auf die nächste heranrollende traf, richtete er den Bug auf die kleine Sandbank, die sich um den tieferen Teil des Wracks gebildet hatte, und stieß den Gashebel nach vorne. Wie ein Pferd, das sich bei einem Turnier vor dem nächsten Hindernis aufbäumt, hob sich die Barkasse auf den Wellenkamm und glitt mit ihm durch den wirbelnden Schaum, bis sich der Kiel senkte und scharrend auf der Sandbank aufsetzte.
    »Erstklassige Arbeit«, lobte ihn Pitt.
    »Es kommt nur auf den rechten Zeitpunkt an«, wehrte Dover mit einem Grinsen ab, das sogar hinter der Gesichtsmaske des Helms noch erkennbar war. »Natürlich ist es ein Vorteil, wenn man bei Ebbe landet.«
    Sie legten die Köpfe zurück und schauten zu dem Wrack hinauf, das sich wie ein Koloß über ihnen erhob. Nun ließ sich auch der verblichene Name am Heck entziffern.
    Er lautete:
Pilottown
    »Beinahe schade«, meinte Dover fast ehrerbietig, »daß dieses Rätsel nun gelöst wird.«
    »Je früher, desto besser.« Pitts Ton war grimmig, als er an den Massentod im Inneren dachte.
    Binnen fünf Minuten war die Ausrüstung ausgeladen, die Barkasse sicher am Ruder der
Pilottown
vertäut, und die Männer stiegen mühsam den steilen Hang auf der Backbordseite des Hecks empor. Pitt ging voran, gefolgt von Giordino und den übrigen, während Dover den Schluß machte. Der Abhang bestand nicht aus festem Felsen, sondern eher aus einem Gemisch von Schlackenasche und Schlamm, das ungefähr losem Kies ähnelte. Sie bemühten sich, mit ihren Stiefeln Halt zu finden, doch meist glitten sie zwei Schritte zurück, wenn sie drei gemacht hatten. Aschenstaub wurde aufgewirbelt und bedeckte ihre Anzüge mit einer dunkelgrauen Schicht. Bald drang ihnen der Schweiß aus allen Poren, und keuchender, rasselnder Atem drang immer lauter aus den Kopfhörern in ihren Helmen.
    Pitt machte an einem schmalen, kaum einen Meter breiten Sims halt, auf dem die sechs Männer gerade noch Platz fanden.
    Müde sank Giordino nieder und zog die Träger, die den Acetylentank auf seinem Rücken festhielten, zurecht. Als er endlich einen zusammenhängenden Satz herausbringen konnte, fluchte er: »Wie, zum Teufel, hat sich dieser alte rostige Blecheimer hier hineingezwängt?«
    »Wahrscheinlich ist sie vor 1987 in die damals vorhandene, abschüssige Bucht getrieben«, antwortete Pitt. »Laut Mendoza war es das Jahr, in dem der Vulkan zum bisher letzten Mal ausgebrochen ist. Die Explosionsgase müssen die Eishülle um den Berg geschmolzen und Millionen Liter Wasser freigesetzt haben. Der Schlammstrom ergoß sich zusammen mit der Aschenwolke den Berg hinunter, bis er zum Meer gelangte und das Schiff unter sich begrub.«
    »Komisch, daß das Heck nicht schon früher entdeckt wurde.«
    »Das ist nicht so ungewöhnlich«, widersprach Pitt. »Es ist so wenig von ihm zu sehen, daß es so gut wie unmöglich war, es aus der Luft zu entdecken, und aus einer Entfernung von mehr als einer Meile vom Strand verschmilzt es mit der gezackten Küstenlinie, so daß es so gut wie unsichtbar ist. Die durch die Stürme der letzten Zeit verursachte Erosion ist der Grund dafür, daß es überhaupt entdeckt wurde.«
    Dover erhob sich und drückte sein Gewicht

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