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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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an das steile Ufer, um das Gleichgewicht zu halten. Er wickelte ein dünnes, geknotetes Nylonseil von seinem Körper ab und enthüllte einen kleinen Enterhaken, der an seinem Ende befestigt war.
    Er blickte zu Pitt hinunter. »Wenn ihr mich an den Beinen festhaltet, müßte es mir gelingen, den Haken über die Schiffsreling zu werfen.«
    Pitt packte sein linkes Bein, während Giordino hinüberrutschte und das rechte festhielt. Der stämmige Mann der Küstenwache beugte sich über den Rand des Simses zurück, schwang den Haken in einem immer größer werdenden Bogen und ließ ihn dann fliegen.
    Er flog über die Heckreling und blieb hängen.
    Der Rest des Aufstiegs dauerte nur noch Minuten. Sie zogen sich Hand über Hand hinauf und kletterten bald an Deck. Dicke, mit Asche vermischte Rostschichten blätterten unter ihren Füßen ab. Das wenige, das sie von der
Pilottown
erkennen konnten, sah nach einem schmutzigen, häßlichen Schlamassel aus.
    »Von Mendoza keine Spur«, stellte Dover fest.
    »Die nächste flache Stelle, an der ein Hubschrauber aufsetzen kann, befindet sich tausend Meter entfernt von hier«, antwortete Pitt. »Sie und ihr Team werden zu Fuß gehen müssen.«
    Giordino trat neben der verrosteten Welle des Göschstocks an die Reling und starrte auf das Wasser unter ihm. »Das Gift muß während der Flut aus dem Rumpf sickern.«
    »Das Zeug ist also wohl im Achterraum verstaut«, sagte Dover.
    »Die Ladeluken liegen unter Tonnen von dieser verdammten Lava begraben«, knurrte Giordino angewidert. »Wir werden ein Heer von Bulldozern brauchen, um durchzukommen.«
    »Kennen Sie sich mit Libertyschiffen aus?« wandte sich Pitt an Dover.
    »Es müßte reichen. Ich habe im Lauf der Jahre genügend viele von ihnen kontrolliert, wenn ich nach Schmuggelgut suchte.« Er kniete nieder und begann in den Rost eine Schiffskontur zu zeichnen. »Im Aufbau auf dem Achterdeck sollten wir eine Luke zu einem Sicherheitsschacht finden, der zu dem Tunnel führt, in dem sich die Schraubenwelle befindet. Am Boden müßte man eine kleine Aussparung erkennen, von der aus wir uns vielleicht den Weg in den Laderaum schneiden können.«
    Als Dover mit seinem Plan fertig war, schwiegen alle. Sie hätten ein Erfolgsgefühl haben müssen, weil sie den Ursprung des Nervengiftes gefunden hatten. Doch stattdessen waren sie besorgt. Pitt nahm an, daß es sich um eine gewisse Ernüchterung handelte, die jetzt einsetzte, weil die aufregende Suche vorbei war. Außerdem verbarg wohl jeder seine Angst vor dem, was sie hinter den stählernen Schotten der
Pilottown
erwartete.
    »Vielleicht… vielleicht sollten wir lieber auf die Leute vom Labor warten«, stammelte einer der Chemiker.
    »Sie können uns nachkommen«, sagte Pitt freundlich, aber mit kaltem Blick.
    Giordino nahm schweigend ein Brecheisen von dem Werkzeugpacken auf Pitts Rücken und machte sich an der Stahltür zum Achterdeck zu schaffen. Zu seiner Überraschung knarrte sie und bewegte sich. Er setzte seine ganze Muskelkraft ein, bis die verrosteten Angeln nachgaben und die Tür aufsprang. Das Innere war vollkommen leer, keine Armaturen, kein Gerät, nicht einmal ein Ersatzteil.
    »Sieht aus, als wären Spediteure hier am Werk gewesen«, bemerkte Pitt.
    »Merkwürdig, daß es nie benutzt wurde«, meinte Dover.
    »Der Sicherheitsschacht?« erinnerte Pitt.
    »Kommt hier rüber.«
    Dover führte sie durch einen weiteren Raum, der gleichfalls leer war. Er blieb bei einer runden Luke in der Mitte des Decks stehen. Giordino trat vor, stemmte den Deckel in die Höhe und trat zurück. Dover leuchtete mit der Taschenlampe in den gähnenden Tunnel; der Strahl durchdrang die Finsternis.
    »Schluß mit unserem Plan«, stellte er entmutigt fest. »Die Aussparung im Tunnel ist von lauter Trümmern verschüttet.«
    »Was befindet sich auf dem nächsten Deck darunter?«
    »Der Raum für das Steuergerät.« Dover machte eine Pause und überlegte. Dann dachte er laut. »Direkt vor dem Steuergerät liegt ein Achter-Steuerraum. Ein Überbleibsel aus der Kriegszeit. Es ist möglich, vielleicht möglich, daß es von dort einen Zugang zum Laderaum gibt.«
    Dann marschierten sie nach achtern und kehrten zum ersten Raum zurück. Es war für sie ein seltsames Gefühl, über die Decks eines Geisterschiffes zu gehen, und sie fragten sich, was aus der Besatzung geworden war, die es aufge geben hatte. Sie fanden den Lukenschacht, kletterten über die Leiter nach unten in den Steuergeräteraum und gingen um die

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