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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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übervorteilen, wäre das ganze Projekt für sie verloren.«
    »Sie denken nicht so«, sagte Min Korjo ernst. »Der kommunistische Geist nährt sich von Mißtrauen. Integrität geht über ihre Begriffe. Sie werden manisch dazu getrieben, Winkelzüge zu machen. Und das, mein Enkel, ist ihre Achillesferse.«
    »Was gedenkst du also zu unternehmen?«
    »Wir spielen weiterhin die Rolle ihres ehrlichen, aber leichtgläubigen Partners…« Sie machte eine Pause und dachte nach.
    »Und wenn Lugowojs Projekt beendet ist?« drängte Lee Tong.
    Sie blickte auf, und ein verschlagenes Lächeln flog über ihr faltiges Gesicht. Ihre Augen glänzten listig.
    »Dann ziehen wir ihnen den Teppich unter den Füßen weg.«
20
    Den Russen wurden alle Ausweise und Armbanduhren abgenommen, als die Männer Bougainvilles sie vom Fährschiff bei Staten Island mitten im Kanal umsteigen ließen. Die Augen wurden ihnen verbunden, und sie erhielten gepolsterte Kopfhörer über die Ohren gestülpt, die leise Kammermusik spielten. Minuten später erhoben sie sich in die Luft in einem Düsen-Wasserflugzeug, das direkt von den dunklen Hafengewässern startete.
    Der Flug erschien ihnen lang und ermüdend und endete schließlich auf einem See, wie Lugowoj aus der glatten Landung schloß. Nach einer kurzen Fahrt von zwanzig Minuten wurden die verwirrten Russen durch einen aus Metall gefertigten Korridor in einen Fahrstuhl geführt. Erst als sie ausstiegen und über eine mit Teppichen ausgelegte Fläche zu ihren Schlafzimmern geleitet wurden, nahm man ihnen die Augenbinden und die Kopfhörer ab.
    Lugowoj war von den Anlagen, die die Bougainvilles zur Verfügung stellten, tief beeindruckt.
    Die elektronische und die Laboreinrichtung übertrafen alles, was er je in der Sowjetunion gesehen hatte, bei weitem. Jedes einzelne der mehreren hundert Ausrüstungsstücke, die er verlangt hatte, war vorhanden und installiert. Auch für die persönlichen Annehmlichkeiten seines Stabes war gesorgt. Sie erhielten Schlafzimmer mit eigenem Bad, während am Ende des zentralen Korridors ein elegantes Speisezimmer lag, das von einem ausgezeichneten koreanischen Koch und zwei Kellnern versorgt wurde.
    Die Möbel, einschließlich der Kühlschränke und Herde in der Küche, des Inventars der Büros und des Datenkontrollraums, waren geschmackvoll in kühlen Blau- und Grüntönen mit den Wänden und Teppichbelägen abgestimmt. Entwurf und Ausführung jeder Einzelheit war ebenso exotisch wie aufwendig.
    Dennoch diente jede Wohnungseinheit gleichzeitig als luxuriöses Gefängnis. Lugowojs Stab durfte nicht freizügig kommen und gehen. Die Fahrstuhltüren waren zu allen Zeiten verschlossen, und es gab keine äußeren Steuermechanismen. Er untersuchte ein Abteil nach dem anderen, entdeckte aber weder Fenster noch eine erkennbare Spalte einer Ausgangstür.
    Von draußen drang nicht das geringste Geräusch zu ihnen herein.
    Seine Inspektionsrunde wurde durch die Ankunft seiner Versuchspersonen unterbrochen. Sie waren infolge der Betäubungsmittel nur halb bei Bewußtsein und bemerkten ihre Umgebung nicht. Jeder wurde vorbereitet und in getrennten Zellen, sogenannten Kokons, untergebracht.
    Die Polsterung im Inneren war nahtlos und hatte abgerundete Ecken, so daß sich für das Auge kein Beziehungspunkt ergab, an den es sich hätte halten können. Von einer indirekten Lichtquelle kam schwache Beleuchtung über Spiegel, die die Kokons in ein einförmiges Grau tauchten. Speziell konstruierte Wände schirmten alle Geräusche und elektrischen Kraftfelder ab, die die Gehirntätigkeit beeinträchtigen oder steigern konnten.
    Lugowoj saß mit zwei seiner Helfer an einem Bedienungspult und studierte die Reihe von Farbvideomonitoren, auf denen die in ihren Kokons liegenden Versuchspersonen zu sehen waren.
    Die meisten verharrten in einem tranceartigen Zustand völligen Vergessens. Einer jedoch erreichte fast die Bewußtseinsschwelle, war für Suggestion anfällig und geistig desorientiert. Ihm wurden Drogen injiziert, um seine Muskelkontrolle außer Kraft zu setzen und jede Körperbewegung zu lähmen. Sein Kopf war von einer Schädelklappe aus Kunststoff bedeckt.
    Lugowoj hatte noch immer Schwierigkeiten, sich der Macht bewußt zu werden, über die er verfügte. Er zitterte innerlich bei dem Gedanken, daß er eines der großen Experimente dieses Jahrhunderts unternehmen würde. Was er in den nächsten zehn Tagen tat, konnte ebenso dramatische und radikale Auswirkungen auf die Welt haben wie die

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