Tiefsee
während er hinzufügte: »Ich beneide nicht den Mann, der sie als erster betritt.«
26
Jeden Morgen, Sonnabend und Sonntag eingeschlossen, joggte Admiral Sandecker die zehn Kilometer von seiner Wohnung in Watergate zum Gebäude des NUMA-Hauptquartiers. Er war soeben aus der Dusche im Badezimmer neben seinem Büro getreten, als die Stimme seiner Sekretärin über einen Lautsprecher oberhalb des Waschbeckens ertönte.
»Admiral, Mr. Emmett ist hier und will mit Ihnen sprechen.«
Sandecker rieb seine Haare kraftvoll mit einem Handtuch trocken und war nicht sicher, ob er den Namen richtig verstanden hatte. »Sam Emmett vom FBI?«
»Ja, Sir. Er will Sie sofort sprechen. Er sagt, es sei äußerst dringend.«
Sandecker betrachtete seine ungläubige Miene im Spiegel.
Der mächtige Chef des FBI machte um acht Uhr morgens keine Bürobesuche. Das bürokratische Spiel in Washington lief nach strengen Regeln ab. Alle, vom Präsidenten abwärts, hielten sie ein. Emmetts unangesagter Besuch konnte nur einen schwerwiegenden Notfall zur Ursache haben.
»Schicken Sie ihn sofort herein.«
Er hatte kaum Zeit, einen Frotteemantel überzuziehen, und seine Haut war noch tropfnaß, als Emmett durch die Tür trat.
»Jim, wir haben ein verdammt heikles Problem.« Emmett nahm sich nicht die Mühe, ihm erst die Hand zu schütteln. Er legte seine Aktentasche schnell auf Sandeckers Schreibtisch, öffnete sie und überreichte dem Admiral eine Mappe. »Setzen Sie sich und sehen Sie sich das durch; anschließend werden wir darüber sprechen.«
Sandecker war kein Mann, der sich herumschubsen ließ und der Befehle entgegennahm, aber er erkannte die Anspannung in Emmetts Augen und tat kommentarlos, was von ihm verlangt wurde.
Er studierte den Inhalt der Mappe nahezu zehn Minuten lang, ohne zu sprechen. Emmett saß auf der gegenüberliegenden Seite des Schreibtisches und wartete auf eine Schreck- oder Zornreaktion. Sie blieb aus. Sandecker war einfach rätselhaft.
Endlich klappte er die Mappe zu und sagte schlicht: »Wie kann ich dabei helfen?«
»Finden Sie die
Eagle
.«
»Sie nehmen an, daß sie inzwischen versenkt wurde?«
»Eine Suche aus der Luft hat nichts ergeben.«
»Also gut, ich werde meine besten Leute dafür einsetzen.«
Sandecker machte eine Bewegung zur Gegensprechanlage.
Emmett hob abwehrend die Hand.
»Ich muß Ihnen das Chaos nicht beschreiben, sollte das bekannt werden.«
»Ich habe meinen Stab noch nie belogen.«
»Sie werden Ihre Leute bei dieser Sache im Ungewissen lassen müssen.«
Sandecker nickte kurz, dann befahl er über die Gegensprechanlage: »Sylvia, rufen Sie bitte Pitt ans Telefon.«
»Pitt?« fragte Emmett in offiziellem Ton.
»Mein Direktor für Spezialprojekte. Er wird die Suche leiten.«
»Sie werden ihm nur sagen, was unbedingt notwendig ist?«
Emmetts Worte klangen mehr nach Befehl als nach Ersuchen.
In Sandeckers Augen lag ein Ausdruck, der zur Vorsicht mahnte. »Das bleibt ganz meinem Ermessen überlassen.«
Emmett wollte noch etwas erwidern, wurde jedoch durch die Gegensprechanlage unterbrochen.
»Admiral?«
»Ja, Sylvia?«
»Mr. Pitts Anschluß ist besetzt.«
»Rufen Sie weiter an, bis er sich meldet«, ordnete Sandecker verdrießlich an. »Noch besser, rufen Sie die Telefonzentrale an und lassen Sie sich in seine Leitung einschalten. Erklären Sie, es wäre ein dringender Anruf von der Regierung.«
»Werden Sie imstande sein, bis heute abend eine Suchaktion in großem Umfang einzuleiten?« fragte Emmett.
Sandeckers Lippen öffneten sich zu einem überlegenen Lächeln. »Wie ich Pitt kenne, wird er noch vor dem Lunch die Tiefen des Potomacflusses von einer Mannschaft absuchen lassen.«
Pitt telefonierte mit Hiram Yaeger, als eine Telefonistin ihn dabei unterbrach. Er beendete das Gespräch und wählte dann die Privatnummer des Admirals. Nachdem er eine Weile zugehört hatte, ohne ein Wort zu sagen, legte er den Hörer wieder auf.
»Nun«, fragte Casio erwartungsvoll.
»Das Geld wurde nur gewechselt, nie eingezahlt«, sagte Pitt und blickte entmutigt zu Boden.
»Das ist alles. Sonst gibt es nichts. Keine Spur vorhanden, die man aufnehmen könnte.«
In Casios Gesicht zuckte kurz Enttäuschung auf. An diesem Punkt war er schon früher angelangt. Er stieß einen schweren Seufzer aus und sah langsam auf die Uhr. Pitt kam er wie ein Mann vor, der nicht mehr fähig war, gefühlsmäßig zu reagieren.
»Danke für Ihre Hilfe«, sagte er ruhig. Er klappte seine Aktentasche zu und
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