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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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zu der Kamera sprechen. Dann hielt er das Bild an.
    Min Korjo setzte eine Brille mit quadratischen Gläsern auf ihre schmale Nase und starrte auf das von Wind und Wetter gegerbte, aber gutaussehende Gesicht, das ihren Blick erwiderte.
    Ihre dunklen Augen blitzten kurz auf. »Leben Sie wohl, Mr. Pitt.«
    Dann schaltete sie ab, und der Bildschirm erlosch.
    ###
    Der Rauch von Suworows Zigarette hing schwer in der Luft des Speisezimmers, während er und Lugowoj sich eine Flasche »Groft Vintage Port 1966« teilten. Suworow betrachtete die rote Flüssigkeit in seinem Glas und runzelte die Stirn.
    »Diese Mongolen servieren uns nur Bier und Wein. Was würde ich für eine Flasche guten Wodka geben!«
    Lugowoj wählte eine Zigarre, die ihm einer der koreanischen Kellner anbot. »Sie haben eben keine Kultur, Suworow. Zufällig ist das ein ganz ausgezeichneter Portwein.«
    »Die amerikanische Dekadenz hat eben auf mich abgefärbt«, bemerkte Suworow sarkastisch.
    »Nennen Sie’s, wie Sie wollen, aber man findet selten Amerikaner, die wegen
unseres
disziplinierten Lebensstils zu Rußland übergehen«, erwiderte Lugowoj höhnisch.
    »Sie beginnen schon zu reden wie sie, zu trinken wie sie; als nächstes werden Sie die Leute auf den Straßen ermorden und vergewaltigen wollen wie sie. Ich weiß wenigstens, wohin ich gehöre.«
    Lugowoj betrachtete nachdenklich seine Zigarre. »Ich auch.
    Was ich hier bewirke, wird schwerwiegende Auswirkungen auf die Politik unseres Staates den Vereinigten Staaten gegenüber haben. Es ist von weit größerer Bedeutung als Ihr unbedeutender Diebstahl industriellen Knowhows.«
    Suworow war offenbar durch den Wein zu mild gestimmt, um auf die Bemerkungen des Psychologen mit Verärgerung’ zu reagieren. »Ich werde unseren Vorgesetzten über Ihre Aktivitäten berichten.«
    »Ich habe Ihnen immer wieder gesagt, daß dieses Projekt von Präsident Antonow persönlich gebilligt wurde.«
    »Ich glaube Ihnen davon kein Wort.«
    Lugowoj zündete die Zigarre an und blies den Rauch zur Decke. »Ihre Meinung hierzu ist völlig belanglos.«
    »Wir müssen eine Möglichkeit finden, mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen.« Suworows Stimme war lauter geworden.
    »Sie sind ja verrückt. Ich untersage Ihnen das! Ich befehle Ihnen, sich nicht einzumischen. Können Sie nicht Ihre Augen, Ihr Gehirn gebrauchen? Sehen Sie sich doch um. Das alles wurde jahrelang vorbereitet. Jede Einzelheit dieser Operation wurde sorgfältig geplant. Ohne Madame Bougainvilles Organisation hätten wir sie niemals durchführen können.«
    »Wir sind sozusagen Ihre Gefangenen«, protestierte Suworow.
    »Was macht es schon aus, solange unsere Regierung daraus Nutzen zieht?«
    »Wir
sollten schließlich die Herren der Situation sein. Wir müssen den Präsidenten von hier weg in die Hände unseres eigenen Geheimdienstes bringen, damit er befragt werden kann.
    Die Staatsgeheimnisse, die man aus ihm herausholen könnte, übersteigen jegliche Vorstellung.«
    Lugowoj schüttelte verzweifelt den Kopf. Er wußte nicht, was er noch an Gründen anführen sollte. Einen durch patriotischen Eifer geblendeten Verstand zur Vernunft bringen zu wollen war so, als wollte man einem Betrunkenen höhere Mathematik beibringen. Er wußte, daß Suworow, wenn der Auftrag erledigt war, ihn in einem Bericht als unverläßlich und als potentielle Bedrohung für die sowjetische Staatssicherheit bezeichnen würde. Doch innerlich lachte er, denn wenn das Experiment gelang, würde Präsident Antonow vielleicht bereit sein, ihm den Titel »Held der Sowjetunion« zu verleihen.
    Er stand auf, streckte sich und gähnte. »Ich werde ein paar Stunden schlafen. Wir werden morgen früh damit beginnen, die Reaktionen des Präsidenten zu programmieren.«
    »Wie spät ist es jetzt?« erkundigte sich Suworow müde. »Ich habe in diesem Grab jedes Gefühl für Tag und Nacht verloren.«
    »Fünf Minuten vor Mitternacht.«
    Auch Suworow gähnte und legte sich auf eine Couch. »Gehen Sie nur schlafen. Ich werde noch ein Glas trinken. Ein guter Russe verläßt doch nie den Raum, bevor die Flasche leer ist.«
    »Gute Nacht«, sagte Lugowoj, drehte sich um und trat in den Korridor.
    Suworow winkte ihm gleichgültig nach und tat so, als wäre er im Begriff einzudösen. Aber er beobachtete drei Minuten lang den Sekundenzeiger seiner Uhr. Dann stand er schnell auf, durchquerte den Raum und ging geräuschlos den Korridor hinunter bis zu der Stelle, wo er rechtwinklig zu dem verschlossenen

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