Tiefseeperle
würden.“
„Das ist ein Wahnsinn.“ Victoria wurde blass.
„Strafrechtlich können sie dir gar nichts anhaben. Sie werden eine Zivilklage vorantreiben, wenn es uns nicht gelingt, die Argumente schlüssig zu widerlegen. Die von Hohensteins haben eine sehr gute Reputation, und ich könnte mir schon vorstellen, dass der eine oder andere Richter der Klage stattgeben würde.“
„Klar …“, Victoria lachte abfällig. „Es geht ja nur gegen eine Prostituierte. Als was anderes sehen sie mich nicht.“ Es klang wieder sehr bitter.
„Ich gebe es zurück. Ich will keinen Stress.“
„Dann gibst du indirekt auch zu, dass du für die Einnahme der Mittelchen verantwortlich warst“, warf Maximilian ein. Catharina nickte. „Die Mail beweist ja schon einmal, dass er dir was schicken wollte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie es auf die Spitze treiben.“
„Es geht um viel Geld“, sagte Victoria leise.
„Aber sie beschmutzen auch das Ansehen ihres toten Vaters“, resümierte Catharina.
„Wenn ich mir die großen Todesanzeigen in der Zeitung anschaue und die ganzen Kondolenzanzeigen … er war ein gesellschaftlich geachteter Mann“, fügte Maximilian hinzu.
„Damit könnten wir sie eventuell dann auch packen … wenn sie nicht einlenken …“, sinnierte Catharina weiter.
„Wie meinst du das?“ Victoria schöpfte Hoffnung, dass alles schnell geklärt werden würde.
„Tja, es ist eine Frage der geschickten Darstellung.“ Catharina lächelte vielsagend.
„Aber verschießen wir unser Pulver nicht sofort.“ Sie hatte offensichtlich schon eine Strategie.
„Danke, dass ihr für mich da seid!“ Victoria küsste zuerst ihre Freundin, dann ihn, das auf mittlerweile 1000 % angestiegene Match.
„Dass du nun auf die Beerdigung gehen möchtest, glaube ich ja wohl eher nicht, oder?“ Der Termin war in den Anzeigen vermerkt. „Es wäre sehr provokant. Ich rate davon ab“, warf Catharina ein. „Wir sollten alles vermeiden, was zunächst die Öffentlichkeit tangiert.“
„Ich mache mir wirklich Vorwürfe!“, seufzte Victoria. „Ich habe es ihm einfach nicht ausreden können … weißt du noch vor ein paar Wochen, als wir darüber gesprochen haben?“
„Es ist nicht deine Schuld, lass dir das nur nicht einreden.“
„Du bist eine wundervolle Herrin für ihn gewesen. Es war sein Leben und diese letzte Mail ist ein Segen. Mails haben die übrigens überhaupt nicht beigefügt.“
„Ja das stimmt, nur die alten Briefe.“
„Naja, so eine Mail ist für die Gegenseite auch nicht gerade förderlich.“
So saßen sie nun bei einem weiteren Glas Wein zusammen und erörterten jedes Detail. Maximilian und Catharina debattierten sehr engagiert, Victoria hingegen wurde zunehmend stiller. Sie dachte an ihre Beichte. Unter diesen Umständen konnte sie Maximilian auf keinen Fall von dem Grafen erzählen. Wenn er dies dann nicht billigte und sich wohlmöglich von ihr trennte, das konnte und wollte sie unter keinen Umständen riskieren. Wer wusste denn, was sie erwarten würde? Sie hatte das Gefühl, all das, was nun auf sie zukam, nur mit ihm gemeinsam durchstehen zu können.
Sie schaute ihn an, wie er mit ihrer besten Freundin angeregt diskutierte. Nur die Worte, die gesprochen wurden, drangen nicht mehr bis zu ihr durch. Ja wenn sie es sich ehrlich eingestand, war sie verliebt, und auch er schien ihre Gefühle zu erwidern. Alles perfekt! Trotzdem trug sie diese grausame Sehnsucht nach ihrem geheimnisvollen Liebhaber in sich.
Sie hasste sich in diesem Augenblick für dieses Gefühl. Der Gedanke, sich nie wieder dem Grafen ausliefern zu dürfen, machte sie traurig. Unfassbar, wie egoistisch sie war.
Um die Gedanken zu verdrängen, kuschelte sie sich an Maximilians Arm, traute sich aber nicht, ihm in diesem Augenblick in die Augen zu sehen.
„Ich bin so müde“, murmelte sie. Maximilian nickte und berührte mit seinen Lippen kurz ihre Stirn.
„Es ist spät, ich breche mal auf“, Catharina erhob sich. „Die Vollmacht habe ich, okay. Ich mach mir mal Gedanken und setze eine entsprechende Antwort auf. Ich schicke sie dir dann per Mail.“
Vic stand ebenfalls auf und fühlte sich, als habe sie Blei in den Beinen. Die beiden Frauen umarmten sich. „Pass auf meine Süße auf!“, sie knuffte Maximilian kumpelhaft in die Seite. „Oh ja, mach dir mal keine Sorgen.“ Verliebt schaute er Victoria an. „Das kriegen wir schon hin.“
Nachdem Catharina gegangen war, ließ sich Victoria wieder auf
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