Tiefseeperle
eine solche Wirkung haben können“, sie wirkte immer noch erschüttert.
„Ich bin auch sehr erleichtert, dass dieses Thema vom Tisch ist“, bestätigte Catharina.
„Es kamen wohl letztendlich viele Faktoren zusammen.“
„Wie geht’s denn jetzt weiter?“
„Ich habe um einen kurzfristigen Anhörungstermin gebeten.“
„Was bedeutet das?“
„Das ist nicht unüblich bei Zivilklagen. Ich nenne es mal eine Art Vorverhandlung, alles etwas unkomplizierter als bei einem Prozess. Außerdem sind solche Termine, wenn der zuständige Richter mitspielt, zeitnah zu bekommen.“
„Und spielt der hohe Herr mit?“, Victorias Stimme klang bissig. Sie hasste alles, was mit Richtern und Staatsanwälten zusammenhing. Sie traute ihnen nicht, hielt sie alle per se für korrupt.
„Ja, obwohl es kurz vor seinem Urlaub ist – Sommerzeit ist immer kritisch.“
„Und die von Hohensteins?“
„Tja, deren Anwalt hat wohl empfohlen, sich darauf einzulassen.“
„Ist das positiv für mich?“
„Es ist insofern positiv, als dass wir relativ schnell erfahren werden, ob sie die Klage aufrechterhalten und es auf eine Verhandlung ankommen lassen.“ Sie atmete tief ein und aus.
„Ziel sollte es sein, den Richter davon zu überzeugen, dass er die Klagerücknahme empfiehlt.“
„Die können doch nicht ernsthaft an ihren Beschuldigungen festhalten“, Victoria war immer noch fassungslos.
„Wir werden eine vernünftige Argumentationskette präsentieren. Ich bin zuversichtlich – aber eine Gewähr gibt es nicht.“
„Wo gibt es die schon?“, seufzte Victoria.
„So hast du aber auch die Möglichkeit, Stellung zu beziehen. Das ist sehr wichtig.“
„Oh je, wenn ich auf Schrader treffe, kotze ich bestimmt.“ Sie schauderte. „Dieser Unsympath lässt mich heute noch Gänsehaut bekommen.“
„Süße, da wirst du aber durch müssen.“
„Ich weiß“, murmelte Vic leise, und ein viel zu lauter Seufzer rutschte heraus.
„Kopf hoch, du bist nicht allein!“ Catharina versuchte Optimismus zu verbreiten. „Wir werden uns gut vorbereiten, das ist wie immer die halbe Miete.“
Victoria nickte. Catharina war eine sehr gute Anwältin und genoss somit auch ihr vollstes Vertrauen. Doch würde das reichen?
„Und was macht die Liebe?“, fragte die Freundin nach einer kurzen Pause. „Du weißt, ich fand das nicht gerade gelungen …“
„Ja, ich weiß“, gab Victoria etwas kleinlaut zurück. „Ich werde ihn auf keinen Fall mehr wiedersehen. Das will ich nicht riskieren.“ Immer noch quälte sie die Sorge, der Graf könne mit Maximilian verwandt sein.
„Braves Mädchen.“ Catharina war froh, dass die Freundin nun endlich begriff, auf welchem schmalen Grad sie wanderte.
„Maximilian ist so ein toller Mann“, legte sie nach.
„Ja, das ist er. Ich liebe ihn auch …“, das ‚aber‘ verkniff sie sich. Es durfte kein ‚aber‘ mehr geben.
„Wenn das hier alles vorbei ist, werde ich bestimmt mit ihm sprechen – das muss ich machen, sonst wird immer ein Schatten über unserer Beziehung liegen“, murmelte Victoria. „Allerdings, wenn es tatsächlich jemand aus der Familie ist – das würde die Sache nicht gerade leichter machen.“
„Hast du denn mal ein bisschen recherchiert?“, Catharina musste erneut den Kopf schütteln, das klang alles so absurd.
„Nein ich habe irgendwie keinen Kopf dafür – Vogelstrauß ist mir gerade lieber …“, Vic seufzte erneut.
„Egal was wird - er wird dir auch verzeihen, da bin ich mir sicher.“
„Du scheinst in allen Dingen so unglaublich optimistisch.“
„Einer muss es doch sein!“, warf die Freundin mit einem leichten Augenzwinkern ein.
„Ich vertraue da mal auf deine Intuition …“, murmelte Vic leise und hoffte sehr, dass sich alles bald zum Positiven wenden würde.
Das Piepen der Durchleuchtungsgeräte am Eingang des Gerichtsgebäudes machte Victoria noch nervöser, als sie es eh schon war. Irgendetwas schien an oder in ihrem Körper nicht den Standards zu entsprechen, denn sie musste zwei Mal durch die Sicherheitsschranke und wurde, weil es immer noch piepte, von einer finster dreinblickenden, dicken Frau in Uniform, abgetastet. Heute war der Anhörungstermin.
Catharina hatte wirklich gute Arbeit geleistet, und so erklärte sich der Richter, der die Klage zu bearbeiten hatte, bereit, sich der Angelegenheit noch vor seinem Urlaub anzunehmen. Wie großmütig, dachte Victoria ironisch, als sie davon erfuhr. Richter Karl Heinz Engel, würde
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