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Tiefseeperle

Tiefseeperle

Titel: Tiefseeperle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabea S. Mainberg
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Champagner trank, extrem überzogen gestylt war und mit lauter und strenger Stimme sagte: „Du kleines Nichts – ich bin deine Göttin, und alles was mich interessiert, ist dein Geld, sind deine Habseligkeiten … also, du Nichts, ich warte …“.
     
    Catharina schaute Victoria entsetzt an. Auch Richter Engel schien irritiert.
    „Okay, ja – aber das ist ein Fetisch. Man nennt so etwas ‚Money Mistress‘“, versuchte Victoria das Video zu erklären.
    „Aber es zeigt doch eindeutig auf was Sie hinauswollen!“, sagte Schrader kühl. „Es geht Ihnen nur ums Geld!“
    „Es ist ein Fetisch, den ich aber nicht weiter verfolge. Der Clip ist Jahre alt“, es war ein kläglicher Versuch, diese bizarre Vorführung zu erklären. In der Tat mutete dies alles andere als seriös an. Doch wie sollte sie nun die Zweifel zerstreuen, dass sie diese Praktiken nie ernsthaft angewandt hatte? Dass dieser Clip nur produziert wurde, weil dies gerade hip war. Genauso gab es mal einen Clip über den „Smoking-Fetisch“. Auch im Bereich ‚SM‘ gab es Trends.
    „Das hättest du mir sagen müssen!“, flüsterte Catharina ärgerlich.
    „Mensch, ich habe an den Clip nicht mehr gedacht. Der ist fünf Jahre alt“, versuchte sich Vic zu verteidigen. Man konnte förmlich spüren, wie sich die Stimmung des Richters zu wandeln schien.
    „Außerdem habe ich Blogeinträge eines Kunden gefunden, der sich über die Geldgier beschwert. Den könnten wir vermutlich auch als realen Zeugen gewinnen.“
    Triumphierend legte der Anwalt Ausdrucke von Einträgen eines „Black_Slave“ aus dem Jahre 2007 vor. Hier beschwerte dieser sich in einem Forum, dass er zu viel bezahlt habe und die Lady ihren Tribut nicht wert sei. Er warnte, sich auf diese Lady, die primär das finanzielle Interesse verfolge, einzulassen.
    „Keine Ahnung, wer und was das ist!“, gab Victoria matt zurück. Sie erinnerte sich, dass um 2007 diverse User negative Kommentare über sie abgegeben hatten, da sie damals bekannt gab, ab sofort nur noch sehr wenige Gäste zu empfangen. Sie galt zu diesem Zeitpunkt in der Berliner Szene als sehr arrogant und jene, die keine Termine bekamen, rächten sich mit negativen Einträgen. Aber was nützte diese Erklärung jetzt noch? Alles entwickelte sich gegen sie. Die Schlinge schien sich zuzuziehen … eine zähe Verhandlung mit ungewissem Ausgang wurde immer wahrscheinlicher. Schrader hatte offensichtlich tief in den Archiven des Internets gewühlt und natürlich nur die Dinge hervorgekramt, die die vermeintliche Geldgier der Lady Du Mont wiederspielgelten. Der diesbezüglich vorgebrachte Einwand der Anwältin, dass es sich hier nur um Momentaufnahmen einer über 10jährigen Karriere handelte, schien bei dem Richter nicht die gewünschte Wirkung zu erzielen.
    „Ich möchte um eine kurze Pause ersuchen“, Catharina war sich der Entwicklung durchaus bewusst und wollte sich mit Victoria noch einmal in Ruhe besprechen. Die zufriedenen Gesichter der von Hohensteins bestätigten ebenfalls ihr Gefühl.
    Der Richter stimmte einer 15minütigen Pause zu, und die Parteien verließen das Besprechungszimmer.
     
    „Das ist Scheiße!“, brachte es Catharina auf den Punkt. „Schrader ist ein echt scharfer Hund.“
    „Ich habe an diesen bekloppten Clip echt nicht mehr gedacht“, Victoria fühlte sich elendig.
    „Lass uns überlegen, wie wir da jetzt schnell gegensteuern!“, gab die Anwältin vor.
    „Mhhhmmm“, Victoria hatte gerade die Aufmerksamkeit auf eine SMS von Maximilian gerichtet, der sich fürsorglich nach dem Verlauf der Anhörung erkundigte.
    „Wir bräuchten einen Zeugen, der deine Seriosität bestätigt. Irgendjemand, der dem Richter glaubhaft vermitteln könnte, wie verantwortungsvoll du mit den Gästen und somit auch mit Johannes umgegangen bist.“
    „Supi – ich kann ja mal meine Gäste anrufen und fragen, ob sie vor Gericht aussagen …“, Vics Stimme klang ironisch. Währenddessen tippte sie eine SMS an Maximilian.
    „Maximilian will wissen, wie es läuft …“, murmelte sie, als sie schrieb, dass es nicht gut laufen würde und dass sie einen Zeugen benötigte. Diese Aussage unterstrich sie mit einem hämisch dreinschauenden Smiley.
    „So ein Fuck … ich gehe mal eine rauchen – vielleicht fällt mir auch was ein!“, Victoria hatte plötzlich das unendliche Bedürfnis nach Nikotin. „Ich fürchte aber wohl eher nicht!“, ihre Stimme klang resigniert.
    „Okay, ich mach mir auch mal Gedanken …“, seufzte

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