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Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Titel: Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Bürogebäudes, das Pendini und Schröder eigens für den Einsatz in Beschlag genommen hatten, hörte er ein gepresstes »Ja, es ist dringend!«, dann ein aufgebrachtes »Wecken Sie ihn!«.
    Es dauerte eine Weile, bis das Gespräch zugestellt werden konnte. Schröder klang jetzt ruhiger, bemühter, wie Pendini zuvor. Er murmelte etwas, das nach »München« und »sofort« klang. Dann wurde es erneut still.
    Kilian schlüpfte in bequemere Sachen. Pendini hatte ihm ein T-Shirt und eine Jeans geliehen, nachdem er Kilian geraten hatte, seine Wohnung nicht mehr zu betreten. Galina fackelte nicht lange.
    Das Telefon klingelte. Schröder nahm ab und empfing Order.
    »Alles klar. So machen wir’s, bis gleich«, hörte er ihn durch den langen Schlauch, nun versöhnlicher.
    Kilian klemmte sich den Vecchia Romagna und die Zigarillos unter den Arm und schlurfte auf das kleine Kabuff zu, das Pendini »Brücke« nannte. Er betrat die Brücke, ohne anzuklopfen, und ließ sich auf einem Stuhl nieder. Schröders Blicke bedeuteten nichts Gutes. Gift und Galle schien er ihm ins Gedärm zu wünschen. Kilian wusste und spürte es. Wenn sein Boss vom LKA in dieser Laune war, war es besser, zu schweigen. Schröder hätte es als Herausforderung und Angriff auf seine Autorität empfunden. Pendini saß hinter seinem Schreibtisch und wachte über das Telefon. Sein Blick war aufmerksam auf Kilian gerichtet. Er schien abzuwarten, ob sich Kilian an seinen Rat halten würde. Und der war schlicht – »Klappe halten und Schröder abreagieren lassen«.
    Kilian schenkte sich ein Glas ein und steckte ein Zigarillo an. Schröder lief indes nervös zwischen Kühlschrank und Schreibtisch hin und her. Die Stühle waren bereits aus dem Weg geworfen worden. Nichts sollte ihm auf seinem Parcours in die Quere kommen. Schon gar nicht ein Wort Kilians.
    »Gibt’s was Neues von der Küstenwache?«, fragte Kilian unschuldig.
    Schröder ging in die Eisen, sein Schlachtschiff war im Nu in Position und feuerte: »Halt deine verdammte Klappe!«
    Kilian schwieg und vergrub sein Gesicht in seinem Glas. Pendini schüttelte verständnislos den Kopf und stocherte mit einem Bleistift im Aschenbecher herum.
    Schröder war beim Fenster angelangt, das auf den tiefer gelegenen und rund einen Kilometer weit entfernten Porto Vecchio zeigte.
    »Und die Hafenmeistereien?«, fragte er Pendini.
    »Wissen alle Bescheid«, antwortete dieser. »Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass sie so blöd ist, einen Hafen anzulaufen.«
    »Aber die kann doch nicht einfach im Nichts verschwinden«, hakte Kilian ungefragt nach.
    »O doch, das kann sie«, fuhr ihn Schröder erneut an.
    »Ungefähr tausend kleine Buchten liegen zwischen Genua und Livorno und mindestens genauso viele in die andere Richtung.«
    »Piano«, schlichtete Pendini. »Vielleicht hat ein Fischer sie gesehen, oder ihr geht der Sprit aus, und sie muss …«
    Pendini brach ab. Er glaubte seinen Worten selbst nicht.
    »Seit einem Jahr schick ich dich durch halb Europa«, setzte Schröder an. Er würdigte Kilian keines Blickes. »Ein ganzes Jahr Ermittlungen, Geld, Genehmigungen und der ganze Scheißapparat. Und jetzt das. Ich kann’s nicht glauben.«
    »Es war dunkel, sie war weit weg, ein schnelles, bewegliches Ziel«, rechtfertigte sich Kilian.
    Pendini und Schröder schauten ihn ungläubig an.
    »Und wieso ballerst du dann auf dem Schießplatz alles kurz und klein?«, herrschte ihn Schröder an.
    Kilian schwieg. Er spielte nervös mit seinem Zippo, ließ die Klappe auf- und zuschnappen.
    »Auf jeden Fall musst du schleunigst verschwinden«, sagte Pendini. »Galina wird nicht lange auf sich warten lassen. Ich wette, deine Bude ist bereits vermint. Wenn du überhaupt so weit kommst.«
    »Lass das mal meine Sorge sein«, schnitt ihm Schröder das Wort ab. »Für den Herrn Macho werden wir schon das Richtige finden.«
    »Jetzt mach mal halblang …«, rechtfertigte sich Kilian.
    »Nein, jetzt machst du mal halblang!«, schrie Schröder ihn an und baute sich vor ihm auf. »Du hast die ganze Sache vergeigt. Du und niemand anderes. Noch vor einer Stunde hatten wir sie und den Schrein. Und jetzt?! Jetzt haben wir nichts.
    Nada. Niente. Außer verbrannter Erde und einem unfähigen Ermittler. Du hast deine Eier da, wo dein Kopf sein sollte, und umgekehrt. Ist es das, was ich dir beigebracht habe? Ist es das?!«
    Kilian schwieg. Schröder kannte seine Stärken und Schwächen genau, aber attraktive Frauen hinterrücks zu erschießen

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