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Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Titel: Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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gehörte auf gar keinen Fall zu seinen Stärken. Ärger verspürte er darüber nicht, wenngleich diese Schwäche ihn für bestimmte Einsätze unbrauchbar machte. Das war für einen, der Karriere in der internationalen Verbrecherbekämpfung machen wollte, einer Kapitulation gleichzusetzen, die ultimative Untauglichkeitsbestätigung. Er hatte es bisher niemanden offen eingestanden, bis heute.
    »Wozu habe ich dich aus dem Kaff herausgeholt? Sag mir, wozu?«, legte Schröder nach.
    Kilian schwieg weiter.
    »Ich hätte gute Lust, dich …«
    Das Telefon unterbrach Schröders Kanonade und ersparte
    Kilian weitere Peinlichkeiten.
    »Pronto«, sagte Pendini in den Hörer. »Sì, einen Moment, bitte.« Er reichte Schröder wortlos den Hörer.
    Schröder hörte aufmerksam zu und nickte mehrmals, ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, den Sprecher auf der anderen Seite zu unterbrechen. Schließlich: »Ich teile Ihre Meinung, Herr Staatssekretär. So werden wir es machen. Es ist das Beste so. Vielen Dank, und entschuldigen Sie die späte Störung.«
    Schröder legte auf und wandte sich Kilian zu. »Pack deine Sachen. Das Nötigste. Den Rest schicken wir dir zu. Morgen früh mit der ersten Maschine fliegst du.«
    Kilian nickte. Es war nicht ungewöhnlich, dass er Hals über Kopf verreisen musste. Die Frage war nur, wohin dieses Mal die Reise ging.
    »Wofür pack ich?«, fragte er zufrieden. »London?«
    »Nein«, antwortete Schröder.
    »Lissabon?«
    »Nein.«
    Kilian hob erwartungsvoll die Stimme. »Berlin?« Schröder schüttelte den Kopf und lächelte.
    »München?«, fragte Kilian ungeduldig.
    »Besser«, sagte Schröder schadenfroh. »Viel, viel besser. Wo du in aller Ruhe arbeiten und abwarten kannst.«
    Kilian war gespannt. »Na, sag schon.«
    »Die Stelle war eigentlich bereits besetzt, aber ich konnte da noch was drehen. Du nimmst morgen früh den Flieger nach Frankfurt.«
    »Frankfurt? Was soll ich in Frankfurt? Tote Hose. Ein paar korrupten Bankern und Beamten in die Aktentaschen schauen?«
    »Nein.«
    »Na, was dann?«
    »Du fliegst nach Frankfurt und wirst dort von deinem neuen Kollegen abgeholt. Er heißt Heinlein oder so. Der bringt dich dann nach Würzburg.«
    »Würzburg?«, schrie Kilian entsetzt auf. »Was, zum Henker, such ich in Würzburg?«
    »Untertauchen und Maul halten!«, schrie Schröder zurück.
    »Das ist genau der richtige Platz, um abzuwarten. Geht das in deinen blöden Schädel nicht rein?«
    Kilian sprang auf, warf seinen Stuhl um und lief aufgeregt im Zimmer umher.
    »Du willst mich verarschen. Oder?«
    »Pack deine Sachen. Diskussion beendet.«
    Schröder wies Pendini an, alles Nötige zu veranlassen. Kilian war nicht mehr zu halten und stellte sich Schröder in den Weg.
    »Ralf, das kannst du nicht machen«, bettelte er. »Schick mich in die Schweiz, nach Brüssel oder …« Kilian suchte verzweifelt nach einer Rettung, »… nach Wien. Ich bin doch immer gut …«
    »Halt die Klappe, Jo«, würgte Schröder jede weitere Diskussion ab. »Würzburg. Du fliegst morgen früh. Basta.« Schröder schob ihn zur Seite und ging ohne ein weiteres Wort hinaus. Kilian sackte auf den Stuhl und starrte ins Leere.
    »Was ist so schlecht an Würzburg?«, fragte Pendini. »Ich dachte, du kommst …«
    »Eben!«, schrie Kilian zurück. »Genau deswegen!«
    Er steckte sich ein Zigarillo an und versuchte, sich unter Kontrolle zu bringen.
    »Fünf Jahre«, beschwor er Pendini, »ganze fünf Jahre hab ich geackert, damit ich dort wegkomme. Dann hab ich’s endlich geschafft, und jetzt soll ich … Never ever!«
    Pendini trat an ihn heran. »Scusa, Jo«, sagte er, »das ist deine Sache, ich weiß, aber was ist so schlimm? Es ist doch nur für ein paar Monate, vielleicht Wochen.«
    »Jeder Tag ist zu viel. Verstehst du? Jeder einzelne, verdammte Tag ist zu viel.«
    Kilian rief sich seine früheren Kollegen in Erinnerung, die sich hämisch freuen würden, dass der »Jo« wieder da ist:
    »Na, wieder im Lande? Hat wohl nicht geklappt? Tut uns aber Leid.«
    »Der Jo ist wohl was Besseres? Wir sind ihm nicht gut genug«, hieß es, als ihn Schröder vor zehn Jahren nach München holte. Müde hatte er sie angelächelt und sich gedacht, was für arme, beschränkte Luschis sie doch waren. Er hatte das große Los gezogen, und diese Chance wollte er sich nicht entgehen lassen.
    »Ein Freund von mir, Daniele, der aus Greve, hat mir erzählt, dass Würzburg ein ganz nettes Städtchen sei und …«, Pendini wollte ihn auf

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