Tierarzt
könnten Sie etwas für ihn tun?« fragte er.
»Vielleicht könnte man mit Tabletten etwas machen. Gut möglich, daß die Anfälle dadurch seltener werden.« Ich bemühte mich, ihn nicht merken zu lassen, wie erleichtert ich war.
»Na gut... dann komme ich in den nächsten Tagen zu Ihnen und hol mir welche«, murmelte er.
»Abgemacht. Aber... hm... Sie werden ihn nicht zur Zucht verwenden, nicht wahr?«
»Nein, nein«, brummte der Bauer. Seine Stimme klang leicht gereizt, als wolle er nicht weiter über die Sache sprechen.
Ich wechselte rasch das Thema und plauderte, als wir zum Wagen gingen, unbekümmert über das Wetter. Ich hatte das Gefühl, daß er bereit war, den Hund einfach als Haustier zu behalten, aber diese Schwäche nicht einzugestehen wünschte. Seltsam, wie die Dinge sich plötzlich ineinanderfügten und einen Sinn ergaben. Das also war der Grund, weshalb er sich von Sweep getrennt hatte. Er hatte Gyp einfach gern. Offensichtlich war Sep Wilkin, so bärbeißig er sonst auch sein mochte, dem eigenartigen Charme dieses Tiers erlegen.
Als ich losfahren wollte, kam der Bauer noch einmal auf den Hund zu sprechen. »Ich weiß nicht, ob es was mit dieser Sache zu tun hat oder nicht«, sagte er, sich zum Fenster hinunterbeugend. »Gyp hat noch nie in seinem Leben gebellt.«
Ich sah ihn überrascht an. »Niemals?«
»Nein, nicht ein einziges Mal. Die anderen Hunde machen einen Riesenradau, wenn ein Fremder auf den Hof kommt, aber Gyp habe ich noch nie einen Laut von sich geben hören.«
»Das ist allerdings wirklich sehr sonderbar«, sagte ich. »Aber ich glaube nicht, daß es etwas mit seiner Epilepsie zu tun hat.«
Und als ich den Motor anließ, bemerkte ich tatsächlich, daß Gyp mich trotz des lautstarken Abschiedsgebells der anderen Hunde lediglich auf seine kameradschaftliche Art mit offenem Maul und heraushängender Zunge ansah, ohne einen Ton von sich zu geben. Ein stummer Hund.
Die Sache interessierte mich, und sooft ich in der folgenden Zeit auf dem Hof war, beobachtete ich den großen Schäferhund aufmerksam bei allem, was er tat. Aber es war immer das gleiche. Zwischen den Anfällen, die jetzt mit ziemlicher Regelmäßigkeit etwa alle drei Wochen auftraten, war er ein gesundes, lebhaftes Tier. Nur daß er nicht bellte.
Wenn Mr. Wilkin an den Markttagen nach Darrowby kam, saß Gyp oft hinten im Wagen. Sprach ich bei diesen Gelegenheiten mit Mr. Wilkin, vermied ich das Thema, denn ich hatte, wie gesagt, das Gefühl, daß er – noch weniger als die meisten anderen Bauern – auf keinen Fall in den Verdacht geraten wollte, er hielte einen Hund aus anderen Gründen als zum Zweck der Arbeit.
Und doch bin ich seit langem davon überzeugt, daß die Hunde, die man auf den Höfen findet, mehr oder minder Haustiere sind. Natürlich stellen sie beispielsweise für die Bauern, die sich mit Schafzucht befassen, unentbehrliche Arbeitstiere dar, und auch auf vielen anderen Höfen erfüllen sie zweifellos eine nützliche Aufgabe. Aber nach dem, was ich so auf meinen täglichen Runden beobachte – wenn sie etwa beim Einfahren des Heus hoch oben auf den Wagen schaukeln oder, wenn das Korn geerntet wird, zwischen den Getreidegarben Ratten nachjagen, vor den Stallungen herumlungern oder neben dem Bauern über die Felder streifen – frage ich mich... was tun sie wirklich?
So beharre ich bis heute auf meiner Theorie: Die meisten Hunde auf den Bauernhöfen sind Haustiere, und sie werden gehalten, weil der Bauer sie einfach gern um sich hat. Man würde einen Bauern der Folter unterwerfen müssen, ehe er das zugibt, aber ich glaube, ich habe recht. Und dabei haben diese Hunde ein herrliches Leben. Sie brauchen nicht zu bitten, daß man sie spazierenführt – sie sind den ganzen Tag im Freien und in Gesellschaft ihres Herrn. Wenn ich auf einem Hof den Bauern finden will, suche ich nach seinem Hund, denn beide sind nie weit auseinander. Ich gebe mir alle Mühe, meinen eigenen Hunden ein angenehmes Leben zu bieten, aber ich kann ihnen lange nicht ein so schönes Leben ermöglichen wie ihren Artgenossen auf den Bauernhöfen.
Da ich über längere Zeit hinweg nicht auf Sep Wilkins Hof brauchte, bekam ich auch Gyp nicht zu sehen, bis ich Mr. Wilkin und dem Hund eines Tages zufällig bei einer Dressurprüfung für Schäferhunde begegnete. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Landwirtschaftsausstellung von Mellerton statt, und da ich ohnedies dort in der Nähe zu tun hatte, beschloß ich, mir den Nachmittag
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