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Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Titel: Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Kappel
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ich erkenne seine. Kommunikation ist das entscheidende Instrument. Was weiß ich über das Verhalten seiner Spezies, und welche Rückschlüsse kann ich daraus auf das individuelle Verhalten ziehen? Welche anatomischen Fähigkeiten bringt das Tier mit? Und welches Talent? Das ist beim Tier wie bei uns Menschen, verständlicherweise: Besonders gern wird das gemacht, was von Erfolg gekrönt ist, es geht leicht von der Hand und kann fast unermüdlich wiederholt werden.
    Je weniger Tiere beeinflusst werden, desto leichter kristallisieren sich ihre Talente heraus. Je mehr Regeln und Tipps man vorgibt, desto stärker fremdgesteuert werden sie, ihre Persönlichkeit kann sich nicht vollständig entwickeln. Diese Persönlichkeit aber lässt unsere besten Freunde nicht wie Nachzieh-Spielzeug neben beziehungsweise hinter uns her leben, sondern bringt sie dazu, eigene Ideen zu entwickeln, die wir ihnen vielleicht gar nicht zugetraut hätten. Das kann im Alltag für uns Menschen zugegebenermaßen erst einmal etwas lästig werden. Entwickelt Ihr Hund zum Beispiel das Talent, den Kühlschrank selbstständig zu öffnen, bedient er sich natürlich auch daraus. Das ist nicht immer lustig. Aber: Dieses Talent beinhaltet eine große Beobachtungs- und Kombinationsgabe:
Wie geht der Kühlschrank auf?
Aha, dort sind die leckersten Sachen vor mir versteckt.

    Was tun? In solch einem Fall entscheide ich mich, das Tier für die tolle Idee und die sportliche Ausführung zu belohnen. Ich trainiere die Aufgabe und unterlege ein Kommando, ich motiviere den Hund also, den Kühlschrank immer wieder zu öffnen, bis er diese Aktion und mein Lob mit dem Kommando oder Handzeichen verknüpft hat. Nach jedem Training sichere ich den Kühlschrank so, dass der Hund keine Möglichkeit findet, ihn wieder zu öffnen. Dafür eignet sich ein Vorhängeschloss oder oft ein einfaches Rundholz. Es ist ein Phänomen, dass der Hund antrainierte Aufgaben, wie hier den Kühlschrank zu öffnen, bald nur noch ausführt, wenn er das unterlegte Kommando erhält. Natürlich bestätigt auch hier die Ausnahme die Regel. Kreatives Verhalten zu fördern, bringt dem Tier ganz allgemein Selbstvertrauen und ermutigt es damit, mehr von seinen ureigenen Talenten zu zeigen. Hinzu kommt, dass ich auf diese Weise natürlich auch erkenne, wer sich für welche Aufgabe, die ein Drehbuch stellt, eignen könnte. Das Mittelmaß zwischen Gehorsam und der Förderung des Selbstbewusstseins des Hundes zu finden, das ist das Sahnehäubchen bei der Hundeausbildung.
    Diplomatisches Geschick ist bei der Erziehung also der Schlüssel zum Erfolg. Die Aufgabe des Menschen, der sich nun mal durch höhere Intelligenz und Abstraktionsvermögen auszeichnet, ist es immer, kreative Lösungen zu finden, um das Training des tierischen Lieblings positiv zu gestalten. Der Zweibeiner muss die Übersicht über die gegebene Situation haben und aufmerksam Störfelder erkennen, bevor der Vierbeiner sie wahrnimmt.
    Der Widerspenstigen Zähmung
    Als besonders eigensinnig gelten Katzen. Was bei Hunden noch ganz gut vorstellbar ist, sieht bei ihnen etwas anders aus. Beide Lieblingshaustiere werden ja nicht umsonst gern als charakterlich
entgegengesetzte Wesen betrachtet. Katzen sind ungebundene, freiheitsliebende Persönlichkeiten, die manchmal durchaus ein klein wenig egoman, oder sagen wir eigenwillig, erscheinen.
    Eine solche Interpretation entspringt allerdings unserer menschlichen Wahrnehmung und trifft nicht den Kern ihres tatsächlichen Wesens. Im Gegensatz zum Hund, der von seinem wilden Verwandten Wolf weit entfernt ist, ist die Katze ihrer wilden Verwandtschaft sehr viel näher. Während wir unseren besten Freund Hund in der Evolutionsgeschichte gefüttert haben und das bis heute tun, lebte die Katze in einer Co-Existenz neben dem Menschen und sorgte lange für sich selbst, indem sie Mäuse und Ratten fing. Genau betrachtet wurde die Katze nie domestiziert. Zwar kennen wir Katzen in verschiedenen Farbschlägen, mit langem oder kurzem Fell, aber sie in ihrer Körpergröße zu verändern, haben wir nicht geschafft. Es ist einfach nicht möglich, hier solche Größenunterschiede wie zwischen Dobermann und Rehpinscher hervorzubringen. Durch ihre Unabhängigkeit und ihr nur mittelmäßig ausgeprägtes Sozialverhalten mussten Katzen uns Menschen nie so genau beobachten, wie das der Hund auffällig stark tut. Es war nicht notwendig für sie, uns Menschen zu verstehen. Madame Katze lässt sich vielmehr von uns

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