Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
sicher hat Ross den Heulton sogar besser getroffen als seine vierbeinigen Backgroundsänger. Ich glaube, diese Promis, die ein aufregendes und turbulentes Leben führen, die sonst immer im Mittelpunkt des Geschehens stehen, haben in diesen nicht von der Kamera festgehaltenen
Momenten ein klitzekleines Gefühl dafür entwickelt, wie einfach und doch elementar die Ebene der Tiere ist.
Versuchskaninchen Kappel
Vor einigen Jahren habe ich zwei Frischlinge bei mir aufgenommen, da die Bache leider einem Auto zum Opfer fiel. Der zuständige Jäger hat mir die beiden Jungtiere vorbeigebracht. Es war ein wirklich aufreibender Job, die Wildtiere im Stundentakt mit der Flasche zu ernähren, denn zuvor tranken sie bei ihrer Mutter, wo die Milchbar vierundzwanzig Stunden täglich geöffnet war. Und jetzt kam irgendein unbekanntes Wesen und bedrängte sie mit einem Ding, das so gar nichts mit einem Wildschein zu tun hatte. Die armen kleinen Wildschweinbabys wurden zuerst immer dünner und dünner, ich konnte die Rippen schon zählen, die sich deutlich abzeichneten. Langsam und viele Tage später fingen sie an, die von mir angebotene Nahrung anzunehmen und das System Milchflasche anstatt Mutter zu verstehen.
In der Zeit bis dahin wollte ich begreifen, was es bedeutet, nichts zu essen, ich wollte nachempfinden, wie die beiden sich fühlen, und habe mich auf ihre Ebene eingelassen. Ich habe einfach aufgehört zu essen. Die ersten beiden Tage tat es sehr weh, doch dann verging der Schmerz und das Hungergefühl ließ nach, verebbte zuletzt. Ein Gefühl der totalen Unabhängigkeit und Klarheit machte sich in mir breit. Mit der Ausschüttung von Endorphinen in meinem Gehirn überkam mich ein ausdauerndes Gute-Laune-Gefühl im ganzen Körper. Zwölf Tage habe ich zusammen mit den beiden Frischlingen gehungert und außer Wasser nichts zu mir genommen. Für mich war es weder schwer noch unangenehm. Bei einem Tier oder Mensch im Wachstum hat ein Hungerstreik ganz andere körperliche Folgen als bei erwachsenen Lebewesen. Aus
diesem Grund mussten sich die Geschwister erst wieder erholen, als sie endlich zu fressen begannen. Dann aber forderten sie mit allem Nachdruck die ihnen zustehende Flaschennahrung. Ich hatte wieder meine Methode des Familiensystems angewandt und die Tiere nahmen mein Angebot, ein Teil meiner Familie zu sein, dankend an. Als Elternersatz beschäftigte und erzog ich die beiden intelligenten Schweine, die schnell auf die Namen Luise und Sophie hörten. Längst sind die beiden Schwestern ausgewildert, und auf meinen Streifzügen in ihrem Revier konnte ich mich davon überzeugen, dass sie sich identisch verhalten wie ihre Artgenossen, die in Freiheit mit ihrer Wildschwein-Mama im Wald aufgewachsen waren.
Schwein gehabt
Ob Wildschwein oder Hausschwein, beides sind sehr soziale Tiere, die den Trainer herausfordern – denn sie sind sehr intelligent. Es gibt viele unterschiedliche Rassen, nicht alle eignen sich zum Training. Das Pietrain-Schwein ist schwarz-rosa gescheckt und stammt ursprünglich aus der belgischen Provinz Brabant. Es ist ein supersportliches, sehr aktives Schwein, dessen Ohren meist stehen, wodurch die kleinen schelmischen Schweinsäuglein sichtbar werden. Leider hat es den Nachteil, dass es sehr stressanfällig ist – anders als die Schweine der Deutschen Landrasse mit ihren Schlappohren, die viel zu gemütlich sind, als dass man sie ernsthaft für die Arbeit motivieren könnte. Die Kombination der beiden Rassen aber ergibt ein qualifiziertes Arbeitsschwein mit lustigen Ohren, die mal stehen und auch mal hängen.
Auch die vom Aussterben bedrohten Landtierrassen Husumer Rotbuntes Schwein oder Bentheimer Schwein eignen sich vorzüglich für eine Ausbildung. Da diese Rassen nicht ausschließlich auf Leistung gezüchtet wurden, sondern auf die früher
erwünschte Vielseitigkeit, scheinen sie im Kopf noch ganz gesund zu sein und überdies körperlich sehr beweglich. Da alle Schweine mit ihrem Rüssel enorme Kräfte entwickeln können, ist es ratsam, sie in einem eingezäunten Gebiet zu halten, vorausgesetzt, man ist kein Liebhaber von Sumpfgebieten rund ums Haus.
Je intelligenter das Tier ist, mit dem man sich beschäftigt, desto wichtiger ist all dieses Hintergrundwissen, denn Fehler in der Erziehung und Haltung werden von solch schlauen Tieren wie den Schweinen sofort bestraft. Sie würden fortan einfach misstrauisch gegenüber der Person sein, die unbedacht handelte. Es bedarf einer schier
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