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Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Titel: Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Kappel
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eines neuen »Polizeirufs«. Die Vorstellung eines
anderen Regisseurs: Das Rehkitz liegt bewegungslos auf der Straße, obwohl ein Auto heranfährt. Da es sich bei Pferd und Reh um Fluchttiere handelt, ist das Wort »schwierig« eine absolute Untertreibung. Interessant war auch der Plan einer Regisseurin, die doch tatsächlich vorhatte, eine Katze auf zwei Beinen laufen zu lassen. Manchmal soll auch ein Schwein schwimmen … Ein nimmer endendes Thema, virtuose Einfälle gehen Drehbuchschreibern und Regisseuren nie aus, zum Glück.
    Gemeinsam finden Regie und Tiertrainer schließlich immer einen gangbaren Weg. Ich biete alternative Vorschläge an, wenn eine Vorstellung der Regie an den Möglichkeiten des Tieres vorbeigeht, ob anatomisch, aus Verhaltensgründen oder weil es für das Tier zu gefährlich werden kann. Bleiben wir bei den genannten Beispielen: Mit viel Vertrauen und natürlich mit einem intensiven Training kann ich ein Pferd dazu bringen, dass es sich hinlegt und auch regungslos liegen bleibt. Unmöglich ist das allerdings auf Asphalt. Und kein Weg führt dahin, dass es während und nach einer Explosion liegen bleibt, wenn zudem völlig verstörte, aufgeschreckte, schreiende Schauspieler und Komparsen herumlaufen. Ein Rehkitz würde sich nie auf eine Straße legen, solange eine Vielzahl hektischer Filmleute umherwuseln, und auf keinen Fall würde es still liegen bleiben, wenn dann auch noch ein Auto näher kommt. Im Fall Rehkitz gab es folgende Lösung: Das Kitz musste sich nicht mehr hinlegen, wir haben es in einen kleinen eingezäunten Bereich, der durch die Kameraeinstellung allerdings nicht als solcher zu sehen war, auf die Straße gestellt. Zwar hat Bambi auf das heranfahrende Auto reagiert, es ist jedoch nie aus dem Bild gelaufen. Ja, und die Katze, die fortwährend auf zwei Beinen herumläuft, die gibt es nur im Märchen »Der gestiefelte Kater«. Ich konnte die Regisseurin überzeugen , den Katzeneinsatz auf einen Meter aufrechten Katergang zu reduzieren. So habe ich meinem Superkater Silvester für immerhin diesen
einen Meter das aufrechte Gehen beigebracht. Im Fall des schwimmenden Schweins konnte ich nichts für den Regisseur tun, denn für ein Hausschwein ist es anatomisch nicht möglich zu schwimmen, der Körper ist schwer und kompakt, der Hals fehlt und somit ist der Kopf nicht über Wasser. Ganz im Gegensatz dazu schwimmen die wilden Verwandten recht passabel, da sie einen ausgeprägteren Hals und einen leichteren Körper haben.
    Niemals übrigens würde ich einer Katze zumuten, ins Wasser zu springen oder vom Wasser bedroht zu werden. Das Tier hätte von diesem Augenblick an nie wieder Lust, an einem Film-Set tätig zu werden, denn es würde sein unfreiwilliges Bad unweigerlich damit in Verbindung bringen. Auch ein Tier, das laut Drehbuch getreten werden soll, hätte dafür gar kein Verständnis. Ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit in solchen extremen Fällen ist es, in der Vorbereitungsphase eine Schleuderpuppe anfertigen zu lassen, die einem beweglichen Stofftier ähnelt und in Farbe und Größe dem Filmtier gleicht. In der Szene, in der das Tier getreten wird und dazu möglichst noch durch die Luft wirbelt, hat das echte Tier Pause, die Schleuderpuppe ist der Prügelknabe. So schütze ich das Tier vor unzumutbaren Aufgaben, schone meine Nerven und die der Regie. Auch das ist wichtig!
    Die Katze im Sack
    Eines Tages musste Corinna Harfouch für einen »Bibi Blocksberg«-Film, in der Rolle der bösen Hexe Rabia, mit einer Katze im Rucksack, gesichert durch ein Stahlseil, einen Bergbach, den sogenannten Teufelssteg, durchschwimmen. Daraus wurde ein besonderer Schrecken, der der Katze – ich sage es gleich vorweg – nichts anhaben konnte, denn im Rucksack war nur eine Katzenattrappe, eine Puppe.

    Katzen und Wasser passen nun einmal nicht wirklich zusammen. Kaum eine Katze würde freiwillig ihre Samtpfoten ins Wasser setzen. Das ist auch der Grund, weshalb in den Tierparks die Freigehege von Raubtieren oft durch einen Wassergraben gesichert sind. Haben Sie schon einmal eine Katze hektisch paddelnd im Wasser erlebt, wenn sie unglücklicherweise vorsätzlich oder versehentlich in dieses ungeliebte Element geriet? Dann können Sie sich vorstellen, wie sie sich fühlen würde, wenn sie im Rucksack, auf dem Rücken eines Menschen, einen Fluss durchqueren müsste. Corinna hin, Corinna her, selbst eine Superfrau wie sie ändert nichts an der Todesangst, die eine Katze zu erleiden hätte, wenn

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