Tiere verstehen mit allen Sinnen - Anleitung zur telepathischen Kommunikation zwischen Mensch und Tier
dieses Mal war es nicht irgendeine Katze – es war unser Lumpi! Und in uns wachte das Bewusstsein auf, dass – in stiller Entfernung – ein sehr trauriges Ereignis bereits einen ersten Schatten über uns legte.
Wir verabreichten Lumpi Medikamente und versorg ten sie mit geeignetem Futter. Wir verbrachten so viel Zeit wie möglich mit unserem kleinen Mädchen. Wir wollten die Zeit, die uns mit Lumpi noch blieb, mög lichst dazu nutzen, ihr Geborgenheit und ein schönes Leben zu bieten. Wir wollten, dass unsere Liebe Lumpi tragen würde, auch und gerade in diesem letzten Lebensabschnitt.
Dann kam jener prägende Abend, an dem wir Lumpi mit sich wild und unkontrolliert bewegenden Augen und zitterndem Körper in ihrem Körbchen vorfanden. Die Müdigkeit des Tages war wie weggeblasen, und wir beide aufs Höchste alarmiert. Mit pochenden Herzen rasten wir mit unserem Lumpi in den Armen zum diensthabenden Notfall-Arzt. Unsere Gedanken kreisten um ein einziges Thema: Ist es jetzt wirklich soweit? Mussten wir unseren geliebten Lumpi jetzt wirklich loslassen? Alles deutete darauf hin. Der Notfall-Arzt erklärte uns nach einem ersten Augenschein – psychologisch vielleicht nicht allzu geschickt – mit besorgter Miene, dass es in der Tat sehr schlecht aussehe. Vielleicht war es unsere Fassungslosigkeit, vielleicht war es auch einfach der normale Ablauf dieses Gesprächs – der Arzt versprach auf jeden Fall, dass er sich sofort um Lumpi kümmern würde und wir uns am folgenden Tag um sieben Uhr in der Früh bei ihm melden sollten. Schweren Herzens fuhren wir wieder nach Hause, und nach einer schlaflosen Nacht wählten wir am nächsten Morgen pünktlich und in banger Angst die Telefonnummer der Arztpraxis. Die Hoffnung, Lumpi noch länger bei uns haben zu dürfen, war auf ein Mindestmaß reduziert und fühlte sich mehr wie pure Verzweiflung denn wie begründete Hoffnung an. Aber wir hatten in unserer Angst ganz außer Acht gelassen, dass Lumpi eine Kämpferin war. Zum großen Erstaunen des Arztes und zur maßlosen Freude und Dankbarkeit von uns hatte sich Lumpi über Nacht entgegen aller Erwartungen gut und schnell erholt und war am Abend bereit, wieder mit uns nach Hause zu kommen. Unser geliebter Lumpi hatte sich zurück ins Leben gekämpft; sie zeigte uns bereits ein zweites Mal, dass es sich lohnt, zu kämpfen, und dass es sich lohnt, zu hoffen.
Im Alter ganz generell und nach diesem Vorfall noch viel ausgeprägter, entwickelte sich Lumpi zu einem kleinen Gourmet. Und weil sie immer weniger fraß und so immer mehr Gewicht verlor, bemühten wir uns eifrig darum, ihr jeden kulinarischen Wunsch von den Augen abzulesen und umzusetzen. Sie war der Gourmet – und wir die Gourmet-Kochbrigade. Fein geschnittene Rindsleberli, gedämpftes Pangasius-Filet, Lachs, gekochtes Pouletfleisch – alles war uns recht, wenn nur Lumpi davon essen und es genießen würde. Das mag für andere Menschen übertrieben wirken, aber wir waren wild entschlossen, unserem geliebten Lumpi einen möglichst angenehmen Lebensabend zu bieten. Sie hatte es mehr als nur verdient, denn die Freude und Liebe, die sie in unser Leben gebracht hatte, war ohnehin mit nichts wettzumachen.
Das Wissen und letztendlich zwangsläufig auch die Akzeptanz, dass das Leben irgendwann ein Ende hat, hilft in der Regel wenig, wenn es wirklich soweit ist und man begreift, dass die Zeit des Abschieds gekommen ist. Der nächtliche Vorfall, der beim Notfallarzt endete, hatte uns veranlasst, noch intensiver darüber nachzudenken, wie wir Lumpi am besten – und damit meinen wir am »Lumpi-gerechtesten« – beistehen und sie unterstützen konnten.
Lumpis Verfassung machte regelmäßige Besuche beim Tierarzt notwendig und dieser unterstützte uns in jeder Hinsicht optimal und mit viel Einfühlungsvermögen und Herz. Daneben setzten wir voll und ganz auf Alexandras Fähigkeiten. Und damit war das Care Team für unseren Lumpi komplett.
An einem Samstag im Dezember 2010 verschlechterte sich Lumpis Zustand rapide. Apathisch verweigerte sie – die ohnehin nur noch Miniatur-Portionen verzehrte – komplett die Nahrungsaufnahme. Wir servierten ihr alles, von dem wir wussten, dass sie es immer so gern hatte, und versuchten auch Neues, in der Hoffnung, die Neugier würde vielleicht siegen. Selbst die bis dahin so heiß geliebte Paste stieß plötzlich auf Ablehnung. Statt zu essen lag Lumpi einfach nur da, und wir sahen keinen anderen Weg, als Alexandra einmal mehr um Hilfe zu
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