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Tiere

Tiere

Titel: Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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ausleerte. Ich habe auch eine kleine Schippe, aber die benutze ich nur, wenn es sein muss. Es ist besser, die ganze Schale in den Müllbeutel zu kippen und ordentlich zu schütteln. Man muss dabei nur die Luft anhalten und den Kopf wegdrehen.
    Nachdem sie leer war, stellte ich sie ab. Um nicht so viel Dreck zu machen, fülle ich die Schalen immer erst zum Schluss auf. Als Nächstes leerte ich die des Dicken, dann die vom alten Weib. In seiner Schale ist meistens nichts drin. Obwohl es nicht viel isst, sollte man doch meinen, dass es mehr Dreck macht. Aber vielleicht benutzt es die Schale ja gar nicht. Es stinkt so schlimm, dass ich es ihm glatt zutrauen würde. Aber es wird es eh nicht mehr lange machen. Zumindest glaube ich das.
    Ich hatte gerade die Schale geleert, als das Rothaarige loslegte. «Guck dir das an. Ich bin platschnass.» Es zog an seinem Kleid, das von dem Wasser, das ich ihm am vergangenen Abend übergekippt hatte, noch ganz feucht war. «Hierunten wird es nie trocken», meinte es. «Lass mich raus, damit ich es trocknen kann, und ich werde wieder runterkommen. Ehrlich.»
    Das Dicke lachte und meinte: «Ja, lass mich auch raus, dann kann ich ihr den Rücken reiben.»
    «Hör nicht auf ihn», sagte das Rothaarige. «Wenn du mich rauslässt, um meine Sachen zu trocknen, verspreche ich, dass ich mich wieder einsperren lasse. Ehrenwort. Sonst erkälte ich mich und hole mir den Tod.»
    Es dachte wohl, ich wäre blöd. Ich hörte gar nicht hin. «Hey, ich rede mit dir!», sagte es. Es zitterte tatsächlich, aber es hatte selbst Schuld. «Willst du mir nicht antworten?»
    «Die Schale», sagte ich. Es starrte mich nur an. Wenn es einen so anguckte, musste man weggucken. Seine Augen waren total blau. Wie gemalt.
    «Na schön», sagte es und warf die Schale nach mir. Sie knallte gegen das Gitter, und als der Sand hindurchflog, sprang ich zurück. Der größte Teil klatschte auf meine Schürze, aber etwas fiel mir auch auf die Arme und Beine, und ein bisschen landete in meinem Gesicht. Es fühlte sich schrecklich an. Nur gut, dass das Rothaarige nichts aß, seit ich es hatte, sonst wäre es wesentlich schlimmer gewesen. Aber auch so war es schon schlimm genug.
    Im Keller wurde es totenstill, als ich mir den Sand abklopfte und mein Taschentuch in einen Wassereimer tauchte, um mich abzuwischen. Alle guckten mich unruhig an, nur das Rothaarige nicht.
    «Was willst du jetzt machen?», fragte es. «Mir noch einen Eimer überkippen?»
    Genau das hatte ich eigentlich vorgehabt, aber jetzt, wo das Rothaarige es gesagt hatte, hätte ich blöd dabei ausgesehen.Andererseits musste ich etwas tun, sonst würden alle aufsässig werden. Mir fiel bloß nichts ein. Da es sowieso nicht aß, brachte es auch nichts, ihm kein Futter zu geben. Ich hatte keine Ahnung, was ich machen soll, um ehrlich zu sein, deshalb sagte ich nur: «Abwarten.» Dabei versuchte ich so zu klingen, als hätte ich eine echt fiese Idee. So wie die Gangster in James-Bond-Filmen.
    Das Rothaarige sagte nur: «Oh, jetzt hab ich aber Angst.» Ich nahm den Müllbeutel und ging zur Tür.
    «Willst du uns nichts zu essen geben?», rief das Dicke besorgt. Ich antwortete nicht. Ein bisschen zu schmoren würde ihnen guttun.
    «Komm schon, Mann, wir haben nichts getan», winselte das Schwarze.
    «Die Schlampe macht immer Ärger, aber wir doch nicht!», rief das Dicke, aber ich machte bereits die Tür zu und schaltete das Licht aus. Ich hörte, wie das Rothaarige fluchte und das Dicke zurückfluchte, und ich konnte sie auch noch hören, als ich durch den Gang davonging.
    Oben in der Küche machte ich mir eine Tasse Tee. Sie hatten mich auf eine Idee gebracht. Wenn sie so scharf auf das Futter waren, dann könnte ich auch etwas Spaß dabei haben. Ich hatte seit Ewigkeiten keine Spielchen mehr mit ihnen gespielt.
    Ich musste darüber nachdenken, während ich den Tee trank. Nachdem die Tasse leer war, suchte ich alles Nötige zusammen und ging wieder nach unten. Ich musste grinsen, als ich durch den Gang ging, riss mich aber zusammen, bevor ich die Tür öffnete. Ich wollte nicht, dass sie dachten, ich hätte gute Laune. Als ich reinging, setzte ich eine ernste Miene auf und sammelte die leeren Futterschüsselnvom Vortag ein. Die gefüllten Schüsseln hatte ich bereits mitgebracht. Die hatten an beiden Seiten so offene Griffstellen, und bei einer Schüssel band ich durch jede Öffnung ein Stück Wäscheleine. Dann stellte ich sie in der Mitte des Raums auf den

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